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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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können. Die gesammelten Muscheln werden an die Sonne gelegt, wo
sie bald absterben, klaffen und in Fäulniß übergehen. Man sucht nun
aus den verfaulten Muscheln die Perlen aus, reinigt und polirt sie
mit zerstoßener Perlenmuttersubstanz und liefert sie dann in den Han-
del. Meleagrina; Avicula; Posidonia; Pinna.

[Abbildung] Fig. 318. Fig. 317.

Fig. 317 und 318.
Das Thier der eßbaren Miesmuschel (Mytilus edulis).

Die Miesmuscheln (Mytilida) stehen durch die Form ihrer Scha-
len, das zahnlose Schloß, die vorwärts geneigten Wirbel, den schmalen
zungenförmigen Fuß und den an seinem Grunde befindlichen Bart,
sowie durch die ungleichen Schließmuskeln der vorigen Familie sehr
nahe, unterscheiden sich aber dadurch, daß hinten in dem Mantel eine
besondere Oeffnung für den After sich befindet, unter welchem eine kurze, mit
verdickten Tastfranzen versehene Röhre den Athemschlitz bildet. Die
in den europäischen Meeren so häufig vorkommende eßbare Miesmuschel,
sowie die Steindattel, welche die Strandfelsen des Mittelmeeres an-
bohrt, gehören zu dieser Familie. Mytilus; Modiolus; Lithodomus;
Dreissena.

Die Flußmuscheln (Najades) bewohnen alle das süße Wasser
und sind besonders in der gemäßigten Zone Nordamerika's in äußerst
zahlreichen Arten vorhanden. Unsere Teich- und Malermuscheln liefern
die besten Typen dieser Familie, die sich durch ihre regelmäßigen,
gleichschaligen und fast gleichseitigen Muscheln auszeichnet, die meistens
ziemlich dick sind und eine dicke Perlenmutterschicht, sowie eine hornige
Oberhaut besitzen, welche sich leicht abschülfert. Die Wirbel liegen fast

können. Die geſammelten Muſcheln werden an die Sonne gelegt, wo
ſie bald abſterben, klaffen und in Fäulniß übergehen. Man ſucht nun
aus den verfaulten Muſcheln die Perlen aus, reinigt und polirt ſie
mit zerſtoßener Perlenmutterſubſtanz und liefert ſie dann in den Han-
del. Meleagrina; Avicula; Posidonia; Pinna.

[Abbildung] Fig. 318. Fig. 317.

Fig. 317 und 318.
Das Thier der eßbaren Miesmuſchel (Mytilus edulis).

Die Miesmuſcheln (Mytilida) ſtehen durch die Form ihrer Scha-
len, das zahnloſe Schloß, die vorwärts geneigten Wirbel, den ſchmalen
zungenförmigen Fuß und den an ſeinem Grunde befindlichen Bart,
ſowie durch die ungleichen Schließmuskeln der vorigen Familie ſehr
nahe, unterſcheiden ſich aber dadurch, daß hinten in dem Mantel eine
beſondere Oeffnung für den After ſich befindet, unter welchem eine kurze, mit
verdickten Taſtfranzen verſehene Röhre den Athemſchlitz bildet. Die
in den europäiſchen Meeren ſo häufig vorkommende eßbare Miesmuſchel,
ſowie die Steindattel, welche die Strandfelſen des Mittelmeeres an-
bohrt, gehören zu dieſer Familie. Mytilus; Modiolus; Lithodomus;
Dreissena.

Die Flußmuſcheln (Najades) bewohnen alle das ſüße Waſſer
und ſind beſonders in der gemäßigten Zone Nordamerika’s in äußerſt
zahlreichen Arten vorhanden. Unſere Teich- und Malermuſcheln liefern
die beſten Typen dieſer Familie, die ſich durch ihre regelmäßigen,
gleichſchaligen und faſt gleichſeitigen Muſcheln auszeichnet, die meiſtens
ziemlich dick ſind und eine dicke Perlenmutterſchicht, ſowie eine hornige
Oberhaut beſitzen, welche ſich leicht abſchülfert. Die Wirbel liegen faſt

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[308/0314] können. Die geſammelten Muſcheln werden an die Sonne gelegt, wo ſie bald abſterben, klaffen und in Fäulniß übergehen. Man ſucht nun aus den verfaulten Muſcheln die Perlen aus, reinigt und polirt ſie mit zerſtoßener Perlenmutterſubſtanz und liefert ſie dann in den Han- del. Meleagrina; Avicula; Posidonia; Pinna. [Abbildung Fig. 318. Fig. 317. Fig. 317 und 318. Das Thier der eßbaren Miesmuſchel (Mytilus edulis). ] Die Miesmuſcheln (Mytilida) ſtehen durch die Form ihrer Scha- len, das zahnloſe Schloß, die vorwärts geneigten Wirbel, den ſchmalen zungenförmigen Fuß und den an ſeinem Grunde befindlichen Bart, ſowie durch die ungleichen Schließmuskeln der vorigen Familie ſehr nahe, unterſcheiden ſich aber dadurch, daß hinten in dem Mantel eine beſondere Oeffnung für den After ſich befindet, unter welchem eine kurze, mit verdickten Taſtfranzen verſehene Röhre den Athemſchlitz bildet. Die in den europäiſchen Meeren ſo häufig vorkommende eßbare Miesmuſchel, ſowie die Steindattel, welche die Strandfelſen des Mittelmeeres an- bohrt, gehören zu dieſer Familie. Mytilus; Modiolus; Lithodomus; Dreissena. Die Flußmuſcheln (Najades) bewohnen alle das ſüße Waſſer und ſind beſonders in der gemäßigten Zone Nordamerika’s in äußerſt zahlreichen Arten vorhanden. Unſere Teich- und Malermuſcheln liefern die beſten Typen dieſer Familie, die ſich durch ihre regelmäßigen, gleichſchaligen und faſt gleichſeitigen Muſcheln auszeichnet, die meiſtens ziemlich dick ſind und eine dicke Perlenmutterſchicht, ſowie eine hornige Oberhaut beſitzen, welche ſich leicht abſchülfert. Die Wirbel liegen faſt

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/314>, abgerufen am 18.05.2024.