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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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den Stiel bilden, gehören in diese Familie. Malleus; Vulsella; Perna;
Crenatula; Gervillia.

[Abbildung] Fig 314.

Thier einer Chama, aus der
Schale genommen.

Die Gienmuscheln (Chamida) beste-
stehen aus dickschaligen, ungleichseitigen,
blätterigen, meist ungemein großen und
schweren Muscheln, die gewöhnlich ein
sehr starkes und festes, mit stark inein-
ander vorspringenden Zähnen und Gruben
versehenes Schloß besitzen. Die Schalen
sind ungleichseitig, die Wirbel treten stark
hervor und sind meist hakenförmig um-
gebogen, oder selbst hornförmig gewun-
den. Sie sind entweder mit der einen
Schale oder mit einem Byssus festgeheftet,
der bei einigen Gattungen durch einen
Ausschnitt des Hofraumes hervortritt.
Das Thier ist groß, der Mantel ringsum geschlossen, aber mit drei
Schlitzen versehen, wovon einer für den kleinen Fuß, ein zweiter für
die Kiemen und den Mund, und ein dritter für den After bestimmt ist.

[Abbildung] Fig. 315.

Riesenmuschel (Tridaena).

Zu dieser Familie gehören die
Taufbecken oder Riesenmuscheln
(Tridacna), welche im indischen
Ocean vorkommen, eine Länge
von mehreren Fußen erreichen
und bis zu 500 und mehr
Pfunden schwer werden. Die
Seeleute behaupten, daß eine
solche Muschel beim Schließen
der Schalen ein Ankertau zer-
schneiden könne. In den jurassischen Oceanen lebte eine Gattung
dieser Familie, die Zweihörner (Diceras), welche durch ihre hornartig
gekrümmten Wirbel besonders bemerkenswerth ist. Chama; Isocardia;
Tridacna; Hippopus.

Die Ordnung der Geradmuscheln (Orthoconcha) zeichnet
sich von den Seitenmuscheln durch ihre gleichen Schalen aus und durch
einen mehr oder minder offenen Mantel, der niemals einen Sack
bildet, von den Röhrenmuscheln. Alle Geradmuscheln haben zwei
Schließ muskeln, die vollkommen von einander getrennt sind. Sie
sind niemals so befestigt, daß sie auf der Seite liegen, wenn sie auch

den Stiel bilden, gehören in dieſe Familie. Malleus; Vulsella; Perna;
Crenatula; Gervillia.

[Abbildung] Fig 314.

Thier einer Chama, aus der
Schale genommen.

Die Gienmuſcheln (Chamida) beſte-
ſtehen aus dickſchaligen, ungleichſeitigen,
blätterigen, meiſt ungemein großen und
ſchweren Muſcheln, die gewöhnlich ein
ſehr ſtarkes und feſtes, mit ſtark inein-
ander vorſpringenden Zähnen und Gruben
verſehenes Schloß beſitzen. Die Schalen
ſind ungleichſeitig, die Wirbel treten ſtark
hervor und ſind meiſt hakenförmig um-
gebogen, oder ſelbſt hornförmig gewun-
den. Sie ſind entweder mit der einen
Schale oder mit einem Byſſus feſtgeheftet,
der bei einigen Gattungen durch einen
Ausſchnitt des Hofraumes hervortritt.
Das Thier iſt groß, der Mantel ringsum geſchloſſen, aber mit drei
Schlitzen verſehen, wovon einer für den kleinen Fuß, ein zweiter für
die Kiemen und den Mund, und ein dritter für den After beſtimmt iſt.

[Abbildung] Fig. 315.

Rieſenmuſchel (Tridaena).

Zu dieſer Familie gehören die
Taufbecken oder Rieſenmuſcheln
(Tridacna), welche im indiſchen
Ocean vorkommen, eine Länge
von mehreren Fußen erreichen
und bis zu 500 und mehr
Pfunden ſchwer werden. Die
Seeleute behaupten, daß eine
ſolche Muſchel beim Schließen
der Schalen ein Ankertau zer-
ſchneiden könne. In den juraſſiſchen Oceanen lebte eine Gattung
dieſer Familie, die Zweihörner (Diceras), welche durch ihre hornartig
gekrümmten Wirbel beſonders bemerkenswerth iſt. Chama; Isocardia;
Tridacna; Hippopus.

Die Ordnung der Geradmuſcheln (Orthoconcha) zeichnet
ſich von den Seitenmuſcheln durch ihre gleichen Schalen aus und durch
einen mehr oder minder offenen Mantel, der niemals einen Sack
bildet, von den Röhrenmuſcheln. Alle Geradmuſcheln haben zwei
Schließ muskeln, die vollkommen von einander getrennt ſind. Sie
ſind niemals ſo befeſtigt, daß ſie auf der Seite liegen, wenn ſie auch

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[306/0312] den Stiel bilden, gehören in dieſe Familie. Malleus; Vulsella; Perna; Crenatula; Gervillia. [Abbildung Fig 314. Thier einer Chama, aus der Schale genommen. ] Die Gienmuſcheln (Chamida) beſte- ſtehen aus dickſchaligen, ungleichſeitigen, blätterigen, meiſt ungemein großen und ſchweren Muſcheln, die gewöhnlich ein ſehr ſtarkes und feſtes, mit ſtark inein- ander vorſpringenden Zähnen und Gruben verſehenes Schloß beſitzen. Die Schalen ſind ungleichſeitig, die Wirbel treten ſtark hervor und ſind meiſt hakenförmig um- gebogen, oder ſelbſt hornförmig gewun- den. Sie ſind entweder mit der einen Schale oder mit einem Byſſus feſtgeheftet, der bei einigen Gattungen durch einen Ausſchnitt des Hofraumes hervortritt. Das Thier iſt groß, der Mantel ringsum geſchloſſen, aber mit drei Schlitzen verſehen, wovon einer für den kleinen Fuß, ein zweiter für die Kiemen und den Mund, und ein dritter für den After beſtimmt iſt. [Abbildung Fig. 315. Rieſenmuſchel (Tridaena).] Zu dieſer Familie gehören die Taufbecken oder Rieſenmuſcheln (Tridacna), welche im indiſchen Ocean vorkommen, eine Länge von mehreren Fußen erreichen und bis zu 500 und mehr Pfunden ſchwer werden. Die Seeleute behaupten, daß eine ſolche Muſchel beim Schließen der Schalen ein Ankertau zer- ſchneiden könne. In den juraſſiſchen Oceanen lebte eine Gattung dieſer Familie, die Zweihörner (Diceras), welche durch ihre hornartig gekrümmten Wirbel beſonders bemerkenswerth iſt. Chama; Isocardia; Tridacna; Hippopus. Die Ordnung der Geradmuſcheln (Orthoconcha) zeichnet ſich von den Seitenmuſcheln durch ihre gleichen Schalen aus und durch einen mehr oder minder offenen Mantel, der niemals einen Sack bildet, von den Röhrenmuſcheln. Alle Geradmuſcheln haben zwei Schließ muskeln, die vollkommen von einander getrennt ſind. Sie ſind niemals ſo befeſtigt, daß ſie auf der Seite liegen, wenn ſie auch

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/312>, abgerufen am 05.12.2024.