Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.ohne nur im Mindesten auf die Structur der in den Schalen einge- Der Körper der Armfüßler ist, soweit diese Thiere bekannt sind, [Abbildung]
Fig. 298. innerhalb der Schalen von zweiAnatomie der Entenmuschel (Lingula anatina). aus sehnigen und contractilen Fäden gewebten Blättern eingefaßt, welche nach unten zu frei sind, nach oben hin aber einen Sack bilden, in wel- chem die Eingeweide eingeschlossen sind. Die freien Blätter dieses Mantels, welche dem äußern Um- risse der Schale nachgebildet sind und unmittelbar an der Innenfläche der- selben anliegen, bestehen aus zwei an einander liegenden Lamellen, von welchen die äußere, den Scha- len zugekehrte am Rande mit sprö- den steifen Borsten besetzt ist, wäh- rend die innere zahlreiche blasige Gefäßverzweigungen trägt und of- fenbar ein Kiemenblatt dar- stellt. Schlägt man diese Mantel- blätter zurück, so entdeckt man zu- erst zwei eigenthümliche Arme, von denen der eine vor, der andere hin- ter dem Munde angebracht ist. Diese Arme, welche der ganzen Klasse den Namen gegeben haben, sind meistens spiralförmig aufge- rollt und bestehen aus einer mus- kulösen Röhre, die nach beiden En- den hin geschlossen und während des Lebens mit Flüssigkeit erfüllt ist. Durch die Zusammenziehung ohne nur im Mindeſten auf die Structur der in den Schalen einge- Der Körper der Armfüßler iſt, ſoweit dieſe Thiere bekannt ſind, [Abbildung]
Fig. 298. innerhalb der Schalen von zweiAnatomie der Entenmuſchel (Lingula anatina). aus ſehnigen und contractilen Fäden gewebten Blättern eingefaßt, welche nach unten zu frei ſind, nach oben hin aber einen Sack bilden, in wel- chem die Eingeweide eingeſchloſſen ſind. Die freien Blätter dieſes Mantels, welche dem äußern Um- riſſe der Schale nachgebildet ſind und unmittelbar an der Innenfläche der- ſelben anliegen, beſtehen aus zwei an einander liegenden Lamellen, von welchen die äußere, den Scha- len zugekehrte am Rande mit ſprö- den ſteifen Borſten beſetzt iſt, wäh- rend die innere zahlreiche blaſige Gefäßverzweigungen trägt und of- fenbar ein Kiemenblatt dar- ſtellt. Schlägt man dieſe Mantel- blätter zurück, ſo entdeckt man zu- erſt zwei eigenthümliche Arme, von denen der eine vor, der andere hin- ter dem Munde angebracht iſt. Dieſe Arme, welche der ganzen Klaſſe den Namen gegeben haben, ſind meiſtens ſpiralförmig aufge- rollt und beſtehen aus einer mus- kulöſen Röhre, die nach beiden En- den hin geſchloſſen und während des Lebens mit Flüſſigkeit erfüllt iſt. Durch die Zuſammenziehung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0290" n="284"/> ohne nur im Mindeſten auf die Structur der in den Schalen einge-<lb/> ſchloſſenen Thiere zu achten, die eine Schale als Rückenſchale, die<lb/> andere als Bauchſchale bezeichnet hat und trotz aller beſſeren Einſicht<lb/> noch immer bezeichnet. In der That ſind bei dieſen wie bei allen<lb/> andern Muſchelthieren eine rechte und eine linke Schale vorhanden<lb/> und nur die Eigenthümlichkeit ausgeprägt, daß in den meiſten Fällen<lb/> die vordere und die hintere Seite des Thieres vollkommen gleich aus-<lb/> gebildet erſcheinen.</p><lb/> <p>Der Körper der Armfüßler iſt, ſoweit dieſe Thiere bekannt ſind,<lb/><figure><head>Fig. 298.</head><lb/><p>Anatomie der Entenmuſchel (<hi rendition="#aq">Lingula anatina</hi>).<lb/> Man ſieht die Muſchel in natürlicher<lb/> hängender Stellung mit ihrem Stiel an<lb/> Felſen befeſtigt. Die linke Schale und</p></figure><lb/> innerhalb der Schalen von zwei<lb/> aus ſehnigen und contractilen Fäden<lb/> gewebten Blättern eingefaßt, welche<lb/> nach unten zu frei ſind, nach oben<lb/> hin aber einen Sack bilden, in wel-<lb/> chem die Eingeweide eingeſchloſſen<lb/> ſind. Die freien Blätter dieſes<lb/><hi rendition="#g">Mantels</hi>, welche dem äußern Um-<lb/> riſſe der Schale nachgebildet ſind und<lb/> unmittelbar an der Innenfläche der-<lb/> ſelben anliegen, beſtehen aus zwei<lb/> an einander liegenden Lamellen,<lb/> von welchen die äußere, den Scha-<lb/> len zugekehrte am Rande mit ſprö-<lb/> den ſteifen Borſten beſetzt iſt, wäh-<lb/> rend die innere zahlreiche blaſige<lb/> Gefäßverzweigungen trägt und of-<lb/> fenbar ein <hi rendition="#g">Kiemenblatt</hi> dar-<lb/> ſtellt. Schlägt man dieſe Mantel-<lb/> blätter zurück, ſo entdeckt man zu-<lb/> erſt zwei eigenthümliche <hi rendition="#g">Arme</hi>, von<lb/> denen der eine vor, der andere hin-<lb/> ter dem Munde angebracht iſt.<lb/> Dieſe Arme, welche der ganzen<lb/> Klaſſe den Namen gegeben haben,<lb/> ſind meiſtens ſpiralförmig aufge-<lb/> rollt und beſtehen aus einer mus-<lb/> kulöſen Röhre, die nach beiden En-<lb/> den hin geſchloſſen und während<lb/> des Lebens mit Flüſſigkeit erfüllt<lb/> iſt. Durch die Zuſammenziehung<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [284/0290]
ohne nur im Mindeſten auf die Structur der in den Schalen einge-
ſchloſſenen Thiere zu achten, die eine Schale als Rückenſchale, die
andere als Bauchſchale bezeichnet hat und trotz aller beſſeren Einſicht
noch immer bezeichnet. In der That ſind bei dieſen wie bei allen
andern Muſchelthieren eine rechte und eine linke Schale vorhanden
und nur die Eigenthümlichkeit ausgeprägt, daß in den meiſten Fällen
die vordere und die hintere Seite des Thieres vollkommen gleich aus-
gebildet erſcheinen.
Der Körper der Armfüßler iſt, ſoweit dieſe Thiere bekannt ſind,
[Abbildung Fig. 298.
Anatomie der Entenmuſchel (Lingula anatina).
Man ſieht die Muſchel in natürlicher
hängender Stellung mit ihrem Stiel an
Felſen befeſtigt. Die linke Schale und]
innerhalb der Schalen von zwei
aus ſehnigen und contractilen Fäden
gewebten Blättern eingefaßt, welche
nach unten zu frei ſind, nach oben
hin aber einen Sack bilden, in wel-
chem die Eingeweide eingeſchloſſen
ſind. Die freien Blätter dieſes
Mantels, welche dem äußern Um-
riſſe der Schale nachgebildet ſind und
unmittelbar an der Innenfläche der-
ſelben anliegen, beſtehen aus zwei
an einander liegenden Lamellen,
von welchen die äußere, den Scha-
len zugekehrte am Rande mit ſprö-
den ſteifen Borſten beſetzt iſt, wäh-
rend die innere zahlreiche blaſige
Gefäßverzweigungen trägt und of-
fenbar ein Kiemenblatt dar-
ſtellt. Schlägt man dieſe Mantel-
blätter zurück, ſo entdeckt man zu-
erſt zwei eigenthümliche Arme, von
denen der eine vor, der andere hin-
ter dem Munde angebracht iſt.
Dieſe Arme, welche der ganzen
Klaſſe den Namen gegeben haben,
ſind meiſtens ſpiralförmig aufge-
rollt und beſtehen aus einer mus-
kulöſen Röhre, die nach beiden En-
den hin geſchloſſen und während
des Lebens mit Flüſſigkeit erfüllt
iſt. Durch die Zuſammenziehung
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