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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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regelmäßige Muscheln. Bei den meisten Muscheln sind die beiden

[Abbildung] Fig. 292.

Trogmuschel. (Mactra.)

[Abbildung] Fig. 293.

Lochmuschel. (Terebratula.)

Klappen vollkommen gleich, sie heißen
Gleichschalige; bei andern hingegen wie
z. B. bei den Austern oder den Kamm-
muscheln ist die eine Schale kleiner als
die andere oder von verschiedener Gestalt,
sie heißen Ungleichschalig. Gleichseitig
nennt man die Muscheln, wenn das vor-
dere Ende dem hinteren vollkommen gleich
ist, so daß ein querer, durch die Dicke
geführter Schnitt jede Schale in zwei voll-
kommen gleiche Hälften theilen würde.
Die Lochmuscheln und Sattelmuscheln bie-
ten hiervon Beispiele, während unsere
gewöhnlichen Malermuscheln ungleichseitig
sind, indem das vordere Ende mehr zu-
gerundet, das hintere mehr ausgezogen
ist. Bei den meisten Muscheln schließen
die beiden Schalenränder, die oft gezackt
und gefaltet sind, vollkommen in einander,
so daß nirgends ein Zugang zu dem Körper stattfindet, es sind ge-
schlossene Muscheln, wie z. B. unsere Teichmuscheln. Andere können
die Schalen niemals vollkommen schließen, indem bald hinten bald
vorn ein bedeutender offener Raum bleibt; man nennt sie klaffende
Muscheln; die Sandmuscheln und Messermuscheln sind in diesem Falle.

Die Schalen der Muschelthiere sind in den meisten Fällen in
einer größeren oder geringeren Erstreckung längst des Rückens anein-
ander geschlossen. Nur in sehr wenigen Fällen ist durchaus kein
Schloß vorhanden, und dann war die größere Schale unbeweglich
an den Boden geheftet und die kleinere bewegliche Schale spielte die
Rolle eines Deckels, welcher der größeren, die das Thier enthielt,
auflag. Die Betrachtung des Schlosses und die Kenntniß seiner ein-
zelnen Theile ist von der größten Wichtigkeit für die Kenntniß der
Gattungen und Arten. In den wenigsten Fällen bildet das Schloß
nur eine einfache Linie, eine Art Falz, in welchem sich die beiden
Schalenklappen wie Flügel einer Thüre vereinigen. Meistens finden
sich Vorsprünge, Leisten und Zacken auf der einen Schalenklappe, wel-
chen dann Kerben, Gruben oder Einschnitte auf der anderen Seite
entsprechen. Man hat diese Vorsprünge, wodurch die Ränder des
Schlosses fester ineinander greifen, sehr unpassender Weise Zähne

regelmäßige Muſcheln. Bei den meiſten Muſcheln ſind die beiden

[Abbildung] Fig. 292.

Trogmuſchel. (Mactra.)

[Abbildung] Fig. 293.

Lochmuſchel. (Terebratula.)

Klappen vollkommen gleich, ſie heißen
Gleichſchalige; bei andern hingegen wie
z. B. bei den Auſtern oder den Kamm-
muſcheln iſt die eine Schale kleiner als
die andere oder von verſchiedener Geſtalt,
ſie heißen Ungleichſchalig. Gleichſeitig
nennt man die Muſcheln, wenn das vor-
dere Ende dem hinteren vollkommen gleich
iſt, ſo daß ein querer, durch die Dicke
geführter Schnitt jede Schale in zwei voll-
kommen gleiche Hälften theilen würde.
Die Lochmuſcheln und Sattelmuſcheln bie-
ten hiervon Beiſpiele, während unſere
gewöhnlichen Malermuſcheln ungleichſeitig
ſind, indem das vordere Ende mehr zu-
gerundet, das hintere mehr ausgezogen
iſt. Bei den meiſten Muſcheln ſchließen
die beiden Schalenränder, die oft gezackt
und gefaltet ſind, vollkommen in einander,
ſo daß nirgends ein Zugang zu dem Körper ſtattfindet, es ſind ge-
ſchloſſene Muſcheln, wie z. B. unſere Teichmuſcheln. Andere können
die Schalen niemals vollkommen ſchließen, indem bald hinten bald
vorn ein bedeutender offener Raum bleibt; man nennt ſie klaffende
Muſcheln; die Sandmuſcheln und Meſſermuſcheln ſind in dieſem Falle.

Die Schalen der Muſchelthiere ſind in den meiſten Fällen in
einer größeren oder geringeren Erſtreckung längſt des Rückens anein-
ander geſchloſſen. Nur in ſehr wenigen Fällen iſt durchaus kein
Schloß vorhanden, und dann war die größere Schale unbeweglich
an den Boden geheftet und die kleinere bewegliche Schale ſpielte die
Rolle eines Deckels, welcher der größeren, die das Thier enthielt,
auflag. Die Betrachtung des Schloſſes und die Kenntniß ſeiner ein-
zelnen Theile iſt von der größten Wichtigkeit für die Kenntniß der
Gattungen und Arten. In den wenigſten Fällen bildet das Schloß
nur eine einfache Linie, eine Art Falz, in welchem ſich die beiden
Schalenklappen wie Flügel einer Thüre vereinigen. Meiſtens finden
ſich Vorſprünge, Leiſten und Zacken auf der einen Schalenklappe, wel-
chen dann Kerben, Gruben oder Einſchnitte auf der anderen Seite
entſprechen. Man hat dieſe Vorſprünge, wodurch die Ränder des
Schloſſes feſter ineinander greifen, ſehr unpaſſender Weiſe Zähne

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[278/0284] regelmäßige Muſcheln. Bei den meiſten Muſcheln ſind die beiden [Abbildung Fig. 292. Trogmuſchel. (Mactra.)] [Abbildung Fig. 293. Lochmuſchel. (Terebratula.)] Klappen vollkommen gleich, ſie heißen Gleichſchalige; bei andern hingegen wie z. B. bei den Auſtern oder den Kamm- muſcheln iſt die eine Schale kleiner als die andere oder von verſchiedener Geſtalt, ſie heißen Ungleichſchalig. Gleichſeitig nennt man die Muſcheln, wenn das vor- dere Ende dem hinteren vollkommen gleich iſt, ſo daß ein querer, durch die Dicke geführter Schnitt jede Schale in zwei voll- kommen gleiche Hälften theilen würde. Die Lochmuſcheln und Sattelmuſcheln bie- ten hiervon Beiſpiele, während unſere gewöhnlichen Malermuſcheln ungleichſeitig ſind, indem das vordere Ende mehr zu- gerundet, das hintere mehr ausgezogen iſt. Bei den meiſten Muſcheln ſchließen die beiden Schalenränder, die oft gezackt und gefaltet ſind, vollkommen in einander, ſo daß nirgends ein Zugang zu dem Körper ſtattfindet, es ſind ge- ſchloſſene Muſcheln, wie z. B. unſere Teichmuſcheln. Andere können die Schalen niemals vollkommen ſchließen, indem bald hinten bald vorn ein bedeutender offener Raum bleibt; man nennt ſie klaffende Muſcheln; die Sandmuſcheln und Meſſermuſcheln ſind in dieſem Falle. Die Schalen der Muſchelthiere ſind in den meiſten Fällen in einer größeren oder geringeren Erſtreckung längſt des Rückens anein- ander geſchloſſen. Nur in ſehr wenigen Fällen iſt durchaus kein Schloß vorhanden, und dann war die größere Schale unbeweglich an den Boden geheftet und die kleinere bewegliche Schale ſpielte die Rolle eines Deckels, welcher der größeren, die das Thier enthielt, auflag. Die Betrachtung des Schloſſes und die Kenntniß ſeiner ein- zelnen Theile iſt von der größten Wichtigkeit für die Kenntniß der Gattungen und Arten. In den wenigſten Fällen bildet das Schloß nur eine einfache Linie, eine Art Falz, in welchem ſich die beiden Schalenklappen wie Flügel einer Thüre vereinigen. Meiſtens finden ſich Vorſprünge, Leiſten und Zacken auf der einen Schalenklappe, wel- chen dann Kerben, Gruben oder Einſchnitte auf der anderen Seite entſprechen. Man hat dieſe Vorſprünge, wodurch die Ränder des Schloſſes feſter ineinander greifen, ſehr unpaſſender Weiſe Zähne

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/284>, abgerufen am 05.12.2024.