Polypen dar. Uebrigens gibt es in der ganzen Klasse der Echinoder- men keine socialen Thierformen; alle leben isolirt als Individuen und pflanzen sich nur durch geschlechtliche Zeugung fort.
Die Haut der Echinodermen besteht aus einem dichten Faser- gewebe, welches meist eine lederartige Festigkeit hat. Die Kalkablage- rungen, welche darin vorkommen und die manchmal bis auf kleine Ueberreste die Lederhaut gänzlich verdrängen, sind in einfachster Form bei den sogenannten Seewalzen (Holothuria) vorhanden. Hier bil-
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Fig. 132
Holothuria.
den sie meist unregel- mäßige, netzartige Körper, die indeß bei einer anderen Fami- lie einen förmlichen Angelhaken oder An- ker tragen, welcher aus der Haut her- vorsteht und dem Thiere beim Angreifen eine gewisse Rauhigkeit gibt. Es scheinen diese Angelhaken, welche nach Willkühr bewegt werden können, von Wichtig-
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Fig. 133.
Synapta Duvernoy. Man sieht den ästigen Fühlerkranz, der den Mund umgiebt, von welchem aus sich der Darm durch den glashellen, hie und da zu- sammengezogenen Leib bis zum After hinzieht. Die kleine Figur nebenbei stellt einen Anker- haken mit seiner in der Haut sitzenden Platte stark vergrößert vor.
keit für das Kriechen des Thieres im Sande zu sein. Sie finden sich übrigens nur bei den Gattungen wurmförmiger Stachelhäuter, welchen andere Bewe- gungsorgane und zwar namentlich die Saugfüße abgehen. Bei der Familie der Seesterne rücken die unregelmäßigen netzartigen Kalkkörperchen in der Haut so nahe zusammen, daß schon ein förm- liches, freilich nur aus einzelnen Stücken zusammengesetztes, nach allen Richtungen hin bewegliches Skelett entsteht, das in gewisser Beziehung einem Kettenpanzer nicht unähnlich sieht. Von den äußeren Panzerringen, welche den Körper und besonders die Strahlen desselben zu- sammensetzen, gehen nach innen hin Querbalken, die gelenkartig mit ein-
Polypen dar. Uebrigens gibt es in der ganzen Klaſſe der Echinoder- men keine ſocialen Thierformen; alle leben iſolirt als Individuen und pflanzen ſich nur durch geſchlechtliche Zeugung fort.
Die Haut der Echinodermen beſteht aus einem dichten Faſer- gewebe, welches meiſt eine lederartige Feſtigkeit hat. Die Kalkablage- rungen, welche darin vorkommen und die manchmal bis auf kleine Ueberreſte die Lederhaut gänzlich verdrängen, ſind in einfachſter Form bei den ſogenannten Seewalzen (Holothuria) vorhanden. Hier bil-
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Fig. 132
Holothuria.
den ſie meiſt unregel- mäßige, netzartige Körper, die indeß bei einer anderen Fami- lie einen förmlichen Angelhaken oder An- ker tragen, welcher aus der Haut her- vorſteht und dem Thiere beim Angreifen eine gewiſſe Rauhigkeit gibt. Es ſcheinen dieſe Angelhaken, welche nach Willkühr bewegt werden können, von Wichtig-
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Fig. 133.
Synapta Duvernoy. Man ſieht den äſtigen Fühlerkranz, der den Mund umgiebt, von welchem aus ſich der Darm durch den glashellen, hie und da zu- ſammengezogenen Leib bis zum After hinzieht. Die kleine Figur nebenbei ſtellt einen Anker- haken mit ſeiner in der Haut ſitzenden Platte ſtark vergrößert vor.
keit für das Kriechen des Thieres im Sande zu ſein. Sie finden ſich übrigens nur bei den Gattungen wurmförmiger Stachelhäuter, welchen andere Bewe- gungsorgane und zwar namentlich die Saugfüße abgehen. Bei der Familie der Seeſterne rücken die unregelmäßigen netzartigen Kalkkörperchen in der Haut ſo nahe zuſammen, daß ſchon ein förm- liches, freilich nur aus einzelnen Stücken zuſammengeſetztes, nach allen Richtungen hin bewegliches Skelett entſteht, das in gewiſſer Beziehung einem Kettenpanzer nicht unähnlich ſieht. Von den äußeren Panzerringen, welche den Körper und beſonders die Strahlen deſſelben zu- ſammenſetzen, gehen nach innen hin Querbalken, die gelenkartig mit ein-
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Polypen dar. Uebrigens gibt es in der ganzen Klaſſe der Echinoder-
men keine ſocialen Thierformen; alle leben iſolirt als Individuen und
pflanzen ſich nur durch geſchlechtliche Zeugung fort.
Die Haut der Echinodermen beſteht aus einem dichten Faſer-
gewebe, welches meiſt eine lederartige Feſtigkeit hat. Die Kalkablage-
rungen, welche darin vorkommen und die manchmal bis auf kleine
Ueberreſte die Lederhaut gänzlich verdrängen, ſind in einfachſter Form
bei den ſogenannten Seewalzen (Holothuria) vorhanden. Hier bil-
[Abbildung Fig. 132 Holothuria.]
den ſie meiſt unregel-
mäßige, netzartige
Körper, die indeß bei
einer anderen Fami-
lie einen förmlichen
Angelhaken oder An-
ker tragen, welcher
aus der Haut her-
vorſteht und dem
Thiere beim Angreifen
eine gewiſſe Rauhigkeit
gibt. Es ſcheinen dieſe
Angelhaken, welche nach Willkühr bewegt werden können, von Wichtig-
[Abbildung Fig. 133. Synapta Duvernoy.
Man ſieht den äſtigen Fühlerkranz, der den
Mund umgiebt, von welchem aus ſich der
Darm durch den glashellen, hie und da zu-
ſammengezogenen Leib bis zum After hinzieht.
Die kleine Figur nebenbei ſtellt einen Anker-
haken mit ſeiner in der Haut ſitzenden Platte
ſtark vergrößert vor.]
keit für das Kriechen des Thieres im
Sande zu ſein. Sie finden ſich übrigens
nur bei den Gattungen wurmförmiger
Stachelhäuter, welchen andere Bewe-
gungsorgane und zwar namentlich die
Saugfüße abgehen. Bei der Familie der
Seeſterne rücken die unregelmäßigen
netzartigen Kalkkörperchen in der Haut
ſo nahe zuſammen, daß ſchon ein förm-
liches, freilich nur aus einzelnen Stücken
zuſammengeſetztes, nach allen Richtungen
hin bewegliches Skelett entſteht, das in
gewiſſer Beziehung einem Kettenpanzer
nicht unähnlich ſieht. Von den äußeren
Panzerringen, welche den Körper und
beſonders die Strahlen deſſelben zu-
ſammenſetzen, gehen nach innen hin
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/149>, abgerufen am 03.07.2024.
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