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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851.

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an der unteren Leibeshälfte hervorsprossen. Ihr Leben ist sehr zähe,
ihre Reproduktionskraft ungemein groß, so daß einzelne Stücke wieder
zu selbstständigen Thieren auswachsen. Die hervorsprossenden Knospen
stehen Anfangs mit der Leibeshöhle in Verbindung, schnüren sich aber
vollständig ab, sobald ihre Arme entwickelt sind. Die Warzen und
Wülste, welche von den besonders im Sommer hervorsprossenden Ge-
schlechtstheilen gebildet werden, wurden von vielen Beobachtern für
eine Ausschlagskrankheit gehalten. Die Thiere selbst gehen im Winter
zu Grunde, während die Eier überwintern und sich im Frühjahre
entwickeln.

Die Familie der Röhrenpolypen (Tubularida) begreift meistens

[Abbildung] Fig. 103. Fig. 104. Fig. 105,

Syncoryne.
Fig. 103. Eine Gruppe Polypen in natürlicher Größe.
Fig. 104. Ein Polyp mit Quallenknospen. Fig. 105. Eine
losgelöste Qualle. a der Stiel; b, c, d, e Quallenknospen in
verschiedenen Stufen der Ausbildung; f Arme des Polypen;
g Anheftungsstelle der freien Qualle; h Mund; i Fangfä-
den; k Glockenrand; l Körper.

gesellige Thiere, die
oft eine zarte Röhre
als Umkleidung ihres
Körpers besitzen, in
welche sie sich aber nie-
mals gänzlich zurück-
ziehen können. Die frei
werdenden Quallen-
Knospen entwickeln
sich an der Basis der
Fühler, welche nicht
hohl sind. Die Ge-
schlechts- Individuen
bilden da wo sie be-
obachtet sind keulen-
förmige kurz gestielte
Formen mit ganz ver-
kümmerten Fühlern. Fast bei allen hat man die Bildung der höheren
Quallenform beobachtet. Je nach der Stellung der Fühler in einer
oder zwei Reihen und ihrer verhältnißmäßigen Länge, nach dem Vor-
handensein einer dünnhäutigen Röhre oder deren Fehlen, hat man
verschiedene Gattungen unterschieden, die fast alle an der Küste der
Nordsee und des Oceans vorkommen. Coryne; Syncoryne; Tubularia;
Eudendrium; Synhydra
.

Eine dritte Familie ist diejenige der Glockenpolypen (Campanularida),
bei welchen die Polypen sämmtlich in flaschenförmigen Bechern auf ver-
ästelten Bäumchen sitzen und sich in diese Becher zurückziehen können.

Vogt, Zoologische Briefe I. 9

an der unteren Leibeshälfte hervorſproſſen. Ihr Leben iſt ſehr zähe,
ihre Reproduktionskraft ungemein groß, ſo daß einzelne Stücke wieder
zu ſelbſtſtändigen Thieren auswachſen. Die hervorſproſſenden Knospen
ſtehen Anfangs mit der Leibeshöhle in Verbindung, ſchnüren ſich aber
vollſtändig ab, ſobald ihre Arme entwickelt ſind. Die Warzen und
Wülſte, welche von den beſonders im Sommer hervorſproſſenden Ge-
ſchlechtstheilen gebildet werden, wurden von vielen Beobachtern für
eine Ausſchlagskrankheit gehalten. Die Thiere ſelbſt gehen im Winter
zu Grunde, während die Eier überwintern und ſich im Frühjahre
entwickeln.

Die Familie der Röhrenpolypen (Tubularida) begreift meiſtens

[Abbildung] Fig. 103. Fig. 104. Fig. 105,

Syncoryne.
Fig. 103. Eine Gruppe Polypen in natürlicher Größe.
Fig. 104. Ein Polyp mit Quallenknospen. Fig. 105. Eine
losgelöste Qualle. a der Stiel; b, c, d, e Quallenknospen in
verſchiedenen Stufen der Ausbildung; f Arme des Polypen;
g Anheftungsſtelle der freien Qualle; h Mund; i Fangfä-
den; k Glockenrand; l Körper.

geſellige Thiere, die
oft eine zarte Röhre
als Umkleidung ihres
Körpers beſitzen, in
welche ſie ſich aber nie-
mals gänzlich zurück-
ziehen können. Die frei
werdenden Quallen-
Knospen entwickeln
ſich an der Baſis der
Fühler, welche nicht
hohl ſind. Die Ge-
ſchlechts- Individuen
bilden da wo ſie be-
obachtet ſind keulen-
förmige kurz geſtielte
Formen mit ganz ver-
kümmerten Fühlern. Faſt bei allen hat man die Bildung der höheren
Quallenform beobachtet. Je nach der Stellung der Fühler in einer
oder zwei Reihen und ihrer verhältnißmäßigen Länge, nach dem Vor-
handenſein einer dünnhäutigen Röhre oder deren Fehlen, hat man
verſchiedene Gattungen unterſchieden, die faſt alle an der Küſte der
Nordſee und des Oceans vorkommen. Coryne; Syncoryne; Tubularia;
Eudendrium; Synhydra
.

Eine dritte Familie iſt diejenige der Glockenpolypen (Campanularida),
bei welchen die Polypen ſämmtlich in flaſchenförmigen Bechern auf ver-
äſtelten Bäumchen ſitzen und ſich in dieſe Becher zurückziehen können.

Vogt, Zoologiſche Briefe I. 9
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[129/0135] an der unteren Leibeshälfte hervorſproſſen. Ihr Leben iſt ſehr zähe, ihre Reproduktionskraft ungemein groß, ſo daß einzelne Stücke wieder zu ſelbſtſtändigen Thieren auswachſen. Die hervorſproſſenden Knospen ſtehen Anfangs mit der Leibeshöhle in Verbindung, ſchnüren ſich aber vollſtändig ab, ſobald ihre Arme entwickelt ſind. Die Warzen und Wülſte, welche von den beſonders im Sommer hervorſproſſenden Ge- ſchlechtstheilen gebildet werden, wurden von vielen Beobachtern für eine Ausſchlagskrankheit gehalten. Die Thiere ſelbſt gehen im Winter zu Grunde, während die Eier überwintern und ſich im Frühjahre entwickeln. Die Familie der Röhrenpolypen (Tubularida) begreift meiſtens [Abbildung Fig. 103. Fig. 104. Fig. 105, Syncoryne. Fig. 103. Eine Gruppe Polypen in natürlicher Größe. Fig. 104. Ein Polyp mit Quallenknospen. Fig. 105. Eine losgelöste Qualle. a der Stiel; b, c, d, e Quallenknospen in verſchiedenen Stufen der Ausbildung; f Arme des Polypen; g Anheftungsſtelle der freien Qualle; h Mund; i Fangfä- den; k Glockenrand; l Körper.] geſellige Thiere, die oft eine zarte Röhre als Umkleidung ihres Körpers beſitzen, in welche ſie ſich aber nie- mals gänzlich zurück- ziehen können. Die frei werdenden Quallen- Knospen entwickeln ſich an der Baſis der Fühler, welche nicht hohl ſind. Die Ge- ſchlechts- Individuen bilden da wo ſie be- obachtet ſind keulen- förmige kurz geſtielte Formen mit ganz ver- kümmerten Fühlern. Faſt bei allen hat man die Bildung der höheren Quallenform beobachtet. Je nach der Stellung der Fühler in einer oder zwei Reihen und ihrer verhältnißmäßigen Länge, nach dem Vor- handenſein einer dünnhäutigen Röhre oder deren Fehlen, hat man verſchiedene Gattungen unterſchieden, die faſt alle an der Küſte der Nordſee und des Oceans vorkommen. Coryne; Syncoryne; Tubularia; Eudendrium; Synhydra. Eine dritte Familie iſt diejenige der Glockenpolypen (Campanularida), bei welchen die Polypen ſämmtlich in flaſchenförmigen Bechern auf ver- äſtelten Bäumchen ſitzen und ſich in dieſe Becher zurückziehen können. Vogt, Zoologiſche Briefe I. 9

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/135>, abgerufen am 24.11.2024.