ist es hauptsächlich, welche durch ihr massenhaftes Auftreten die Ge- wässer grün oder roth färbt.
Eine andere Familie, die Kranzthierchen(Peridinida) zeichnet sich
[Abbildung]
Fig. 61.
Peridinium a. Der Rüssel, b. der Panzer, c. der Wimperkranz, d. der Kern.
aus durch einen festen Horn- oder Kiesel- panzer, der zuweilen in sonderbare hornartige Spitzen ausgezogen ist. Die- ser Panzer hat einen queren oder schie- fen Spalt, der von einem Wimperkranze ausgefüllt ist und außerdem noch in seiner bewegenden Thätigkeit von einem fadenartigen Rüssel unterstützt wird, der an einer bestimmten Stelle des Panzers hervorgestreckt werden kann. Fossile Pan- zer dieser Familie sind zwar in den Feuersteinen entdeckt worden, indessen dürfte die thierische Natur dieser Körper überhaupt noch starken Zweifeln unterliegen, zumal da zwei von Ehrenberg zu dieser Familie gestellte Gattungen, (Chaetotyphla und Chaeto- glena), welche keinen Wimperkranz besitzen, gewiß wohl Pflanzen sind.
Die dritte Familie der mundlosen Infusorien, die Glasthierchen
[Abbildung]
Fig. 62.
Opalina.
(Opalinida) sind bis jetzt nur durch Arten bekannt, welche als Schmarotzer im Darme von Fröschen und Plattwürmern leben. Sie be- sitzen nur Wimperorgane, die in geraden Rei- hen auf dem eiförmigen platten Körper stehen und mittelst deren sie sich langsam in dem Darmschleime umherwälzen. Da das Thier- chen vollkommen durchsichtig und farblos ist, so hat man sich mit Sicherheit von dem Fehlen einer Mundöffnung überzeugen können.
Bei weitem zahlreicher an verschieden- artigen Formen ist die Ordnung der mund- führenden Infusorien (Stomatoda). Bei allen Formen ist eine wahre, von Wimpern umstellte Mundöffnung vorhanden, welche die Aufnahme fester Nahrungsstoffe gestattet. Die erste Fa- milie, die der Monaden(Monadida), besteht aus kleinen rundlichen Thierchen, welche als hauptsächlichstes Bewegungsorgan einen oder mehrere rüsselförmige Anhänge besitzen und außerdem eine deutliche, sehr fein bewimperte Mundöffnung zeigen, durch welche feste Nahrungs- stoffe aufgenommen werden, die man im Innern als runde Futter- ballen wieder erkennt. Sie stehen durch ihre außerordentliche Klein-
iſt es hauptſächlich, welche durch ihr maſſenhaftes Auftreten die Ge- wäſſer grün oder roth färbt.
Eine andere Familie, die Kranzthierchen(Peridinida) zeichnet ſich
[Abbildung]
Fig. 61.
Peridinium a. Der Rüſſel, b. der Panzer, c. der Wimperkranz, d. der Kern.
aus durch einen feſten Horn- oder Kieſel- panzer, der zuweilen in ſonderbare hornartige Spitzen ausgezogen iſt. Die- ſer Panzer hat einen queren oder ſchie- fen Spalt, der von einem Wimperkranze ausgefüllt iſt und außerdem noch in ſeiner bewegenden Thätigkeit von einem fadenartigen Rüſſel unterſtützt wird, der an einer beſtimmten Stelle des Panzers hervorgeſtreckt werden kann. Foſſile Pan- zer dieſer Familie ſind zwar in den Feuerſteinen entdeckt worden, indeſſen dürfte die thieriſche Natur dieſer Körper überhaupt noch ſtarken Zweifeln unterliegen, zumal da zwei von Ehrenberg zu dieſer Familie geſtellte Gattungen, (Chaetotyphla und Chaeto- glena), welche keinen Wimperkranz beſitzen, gewiß wohl Pflanzen ſind.
Die dritte Familie der mundloſen Infuſorien, die Glasthierchen
[Abbildung]
Fig. 62.
Opalina.
(Opalinida) ſind bis jetzt nur durch Arten bekannt, welche als Schmarotzer im Darme von Fröſchen und Plattwürmern leben. Sie be- ſitzen nur Wimperorgane, die in geraden Rei- hen auf dem eiförmigen platten Körper ſtehen und mittelſt deren ſie ſich langſam in dem Darmſchleime umherwälzen. Da das Thier- chen vollkommen durchſichtig und farblos iſt, ſo hat man ſich mit Sicherheit von dem Fehlen einer Mundöffnung überzeugen können.
Bei weitem zahlreicher an verſchieden- artigen Formen iſt die Ordnung der mund- führenden Infuſorien (Stomatoda). Bei allen Formen iſt eine wahre, von Wimpern umſtellte Mundöffnung vorhanden, welche die Aufnahme feſter Nahrungsſtoffe geſtattet. Die erſte Fa- milie, die der Monaden(Monadida), beſteht aus kleinen rundlichen Thierchen, welche als hauptſächlichſtes Bewegungsorgan einen oder mehrere rüſſelförmige Anhänge beſitzen und außerdem eine deutliche, ſehr fein bewimperte Mundöffnung zeigen, durch welche feſte Nahrungs- ſtoffe aufgenommen werden, die man im Innern als runde Futter- ballen wieder erkennt. Sie ſtehen durch ihre außerordentliche Klein-
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iſt es hauptſächlich, welche durch ihr maſſenhaftes Auftreten die Ge-
wäſſer grün oder roth färbt.
Eine andere Familie, die Kranzthierchen (Peridinida) zeichnet ſich
[Abbildung Fig. 61. Peridinium
a. Der Rüſſel, b. der Panzer, c. der
Wimperkranz, d. der Kern.]
aus durch einen feſten Horn- oder Kieſel-
panzer, der zuweilen in ſonderbare
hornartige Spitzen ausgezogen iſt. Die-
ſer Panzer hat einen queren oder ſchie-
fen Spalt, der von einem Wimperkranze
ausgefüllt iſt und außerdem noch in
ſeiner bewegenden Thätigkeit von einem
fadenartigen Rüſſel unterſtützt wird, der
an einer beſtimmten Stelle des Panzers
hervorgeſtreckt werden kann. Foſſile Pan-
zer dieſer Familie ſind zwar in den
Feuerſteinen entdeckt worden, indeſſen dürfte die thieriſche Natur dieſer
Körper überhaupt noch ſtarken Zweifeln unterliegen, zumal da zwei von
Ehrenberg zu dieſer Familie geſtellte Gattungen, (Chaetotyphla und Chaeto-
glena), welche keinen Wimperkranz beſitzen, gewiß wohl Pflanzen ſind.
Die dritte Familie der mundloſen Infuſorien, die Glasthierchen
[Abbildung Fig. 62. Opalina.]
(Opalinida) ſind bis jetzt nur durch Arten
bekannt, welche als Schmarotzer im Darme von
Fröſchen und Plattwürmern leben. Sie be-
ſitzen nur Wimperorgane, die in geraden Rei-
hen auf dem eiförmigen platten Körper ſtehen
und mittelſt deren ſie ſich langſam in dem
Darmſchleime umherwälzen. Da das Thier-
chen vollkommen durchſichtig und farblos
iſt, ſo hat man ſich mit Sicherheit von
dem Fehlen einer Mundöffnung überzeugen
können.
Bei weitem zahlreicher an verſchieden-
artigen Formen iſt die Ordnung der mund-
führenden Infuſorien (Stomatoda). Bei allen Formen iſt
eine wahre, von Wimpern umſtellte Mundöffnung vorhanden,
welche die Aufnahme feſter Nahrungsſtoffe geſtattet. Die erſte Fa-
milie, die der Monaden (Monadida), beſteht aus kleinen rundlichen
Thierchen, welche als hauptſächlichſtes Bewegungsorgan einen oder
mehrere rüſſelförmige Anhänge beſitzen und außerdem eine deutliche,
ſehr fein bewimperte Mundöffnung zeigen, durch welche feſte Nahrungs-
ſtoffe aufgenommen werden, die man im Innern als runde Futter-
ballen wieder erkennt. Sie ſtehen durch ihre außerordentliche Klein-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1851, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe01_1851/100>, abgerufen am 16.07.2024.
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