Ach Gott, es ist ja auch dieß nur ein schöner Traum! Ich weiß ja: ein Unsinn! Da aber der Zu¬ stand, wie er besteht, auch ein Unsinn ist, so bleibt's eben dabei: gerade so unfähig, wie einen vernünftigen Staat zu bauen, ist die Menschheit auch, eine Gesell¬ schaft zu bauen, oder umgekehrt, wie man will!
O Einsamkeit, wie gut bist du!
Dabei bin ich erst gar kein Pedant. Ausnahms¬ weise muß man auch in die Rede fallen dürfen, nament¬ lich wenn sonst der Augenblick für einen guten Witz verloren gienge. Aber bei dem Trätschvolk ist die Ausnahme Regel und der konfuse Lärm Lebenselement.
Wieder lang einsam, hat gut gethan und auch nicht. Wäre mein guter Rappe nicht -- ihm ver¬ danke ich, daß ich nicht einhuzle, einschrumpfe. Be¬ such manchmal vom Referendär, jetzt Assessor; der nicht unerquicklich. Gescheut. Wenn nur nicht auch da die Teufel wären -- bleibt aus, wenn ich ihn so recht herwünsche, kommt dann im ungeschickten Moment --
Rezept: -- Wenn du einen Besuch erwartest und er kommt lange nicht, so nimm kalt Wasser in den
Ach Gott, es iſt ja auch dieß nur ein ſchöner Traum! Ich weiß ja: ein Unſinn! Da aber der Zu¬ ſtand, wie er beſteht, auch ein Unſinn iſt, ſo bleibt's eben dabei: gerade ſo unfähig, wie einen vernünftigen Staat zu bauen, iſt die Menſchheit auch, eine Geſell¬ ſchaft zu bauen, oder umgekehrt, wie man will!
O Einſamkeit, wie gut biſt du!
Dabei bin ich erſt gar kein Pedant. Ausnahms¬ weiſe muß man auch in die Rede fallen dürfen, nament¬ lich wenn ſonſt der Augenblick für einen guten Witz verloren gienge. Aber bei dem Trätſchvolk iſt die Ausnahme Regel und der konfuſe Lärm Lebenselement.
Wieder lang einſam, hat gut gethan und auch nicht. Wäre mein guter Rappe nicht — ihm ver¬ danke ich, daß ich nicht einhuzle, einſchrumpfe. Be¬ ſuch manchmal vom Referendär, jetzt Aſſeſſor; der nicht unerquicklich. Geſcheut. Wenn nur nicht auch da die Teufel wären — bleibt aus, wenn ich ihn ſo recht herwünſche, kommt dann im ungeſchickten Moment —
Rezept: — Wenn du einen Beſuch erwarteſt und er kommt lange nicht, ſo nimm kalt Waſſer in den
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Ach Gott, es iſt ja auch dieß nur ein ſchöner
Traum! Ich weiß ja: ein Unſinn! Da aber der Zu¬
ſtand, wie er beſteht, auch ein Unſinn iſt, ſo bleibt's
eben dabei: gerade ſo unfähig, wie einen vernünftigen
Staat zu bauen, iſt die Menſchheit auch, eine Geſell¬
ſchaft zu bauen, oder umgekehrt, wie man will!
O Einſamkeit, wie gut biſt du!
Dabei bin ich erſt gar kein Pedant. Ausnahms¬
weiſe muß man auch in die Rede fallen dürfen, nament¬
lich wenn ſonſt der Augenblick für einen guten Witz
verloren gienge. Aber bei dem Trätſchvolk iſt die
Ausnahme Regel und der konfuſe Lärm Lebenselement.
Wieder lang einſam, hat gut gethan und auch
nicht. Wäre mein guter Rappe nicht — ihm ver¬
danke ich, daß ich nicht einhuzle, einſchrumpfe. Be¬
ſuch manchmal vom Referendär, jetzt Aſſeſſor; der nicht
unerquicklich. Geſcheut. Wenn nur nicht auch da die
Teufel wären — bleibt aus, wenn ich ihn ſo recht
herwünſche, kommt dann im ungeſchickten Moment —
Rezept: — Wenn du einen Beſuch erwarteſt und
er kommt lange nicht, ſo nimm kalt Waſſer in den
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/333>, abgerufen am 24.11.2024.
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