wüsten, Alles, was männlichen Geschlechts, niederzu¬ machen. Sagt ein Anderer drauf: "Da war eben der liebe Gott selber noch jung." Gut.
Eine der liebenswürdigsten Etappen auf Gottes Welt¬ gang vom Guten zum Bessern ist die Schöpfung des Hundes.
O weh, jetzt hab' ich mich selbst strafen müssen, weil der Igelmeyer polizeiwidrig gehandelt hat! Wagen angebellt, Pferde scheu gemacht. Hab' ihn fortgeben müssen, den guten; froh, daß gut untergebracht. Sie haben erst so sehr Recht, die Köter, aber man darf es ja nicht sagen! Alles schnelle Fahren in Städten ist eigentlich Unfug, Unverschämtheit gegen die Fußgänger, Beschämung, Beleidigung. Wäre ich mächtiger Tyrann, in meiner Stadt dürfte nicht im Trab gefahren und geritten werden. Der Hund ist Polizeimann, höchst polizeilich gesinnt, er erkennt einfach richtig den Unfug, nur natürlich das zu begreifen, daß man ihn nicht verbieten kann, ist ihm zu verwickelt. Er handelt in der tiefsten Ueberzeugung, recht zu thun, der öffent¬ lichen Ordnung zu dienen. Er schläft nach solcher That den Schlummer des Gerechten. O, wie rührend ist so ein gutes, ehrliches Hundsgesicht im Schlaf!
wüſten, Alles, was männlichen Geſchlechts, niederzu¬ machen. Sagt ein Anderer drauf: „Da war eben der liebe Gott ſelber noch jung.“ Gut.
Eine der liebenswürdigſten Etappen auf Gottes Welt¬ gang vom Guten zum Beſſern iſt die Schöpfung des Hundes.
O weh, jetzt hab' ich mich ſelbſt ſtrafen müſſen, weil der Igelmeyer polizeiwidrig gehandelt hat! Wagen angebellt, Pferde ſcheu gemacht. Hab' ihn fortgeben müſſen, den guten; froh, daß gut untergebracht. Sie haben erſt ſo ſehr Recht, die Köter, aber man darf es ja nicht ſagen! Alles ſchnelle Fahren in Städten iſt eigentlich Unfug, Unverſchämtheit gegen die Fußgänger, Beſchämung, Beleidigung. Wäre ich mächtiger Tyrann, in meiner Stadt dürfte nicht im Trab gefahren und geritten werden. Der Hund iſt Polizeimann, höchſt polizeilich geſinnt, er erkennt einfach richtig den Unfug, nur natürlich das zu begreifen, daß man ihn nicht verbieten kann, iſt ihm zu verwickelt. Er handelt in der tiefſten Ueberzeugung, recht zu thun, der öffent¬ lichen Ordnung zu dienen. Er ſchläft nach ſolcher That den Schlummer des Gerechten. O, wie rührend iſt ſo ein gutes, ehrliches Hundsgeſicht im Schlaf!
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0140"n="127"/>
wüſten, Alles, was männlichen Geſchlechts, niederzu¬<lb/>
machen. Sagt ein Anderer drauf: „Da war eben<lb/>
der liebe Gott ſelber noch jung.“ Gut.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Eine der liebenswürdigſten Etappen auf Gottes Welt¬<lb/>
gang vom Guten zum Beſſern iſt die Schöpfung des Hundes.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>O weh, jetzt hab' ich mich ſelbſt ſtrafen müſſen,<lb/>
weil der Igelmeyer polizeiwidrig gehandelt hat! Wagen<lb/>
angebellt, Pferde ſcheu gemacht. Hab' ihn fortgeben<lb/>
müſſen, den guten; froh, daß gut untergebracht. Sie<lb/>
haben erſt ſo ſehr Recht, die Köter, aber man darf es<lb/>
ja nicht ſagen! Alles ſchnelle Fahren in Städten iſt<lb/>
eigentlich Unfug, Unverſchämtheit gegen die Fußgänger,<lb/>
Beſchämung, Beleidigung. Wäre ich mächtiger Tyrann,<lb/>
in meiner Stadt dürfte nicht im Trab gefahren und<lb/>
geritten werden. Der Hund iſt Polizeimann, höchſt<lb/>
polizeilich geſinnt, er erkennt einfach richtig den Unfug,<lb/>
nur natürlich das zu begreifen, daß man ihn nicht<lb/>
verbieten kann, iſt ihm zu verwickelt. Er handelt in<lb/>
der tiefſten Ueberzeugung, recht zu thun, der öffent¬<lb/>
lichen Ordnung zu dienen. Er ſchläft nach ſolcher<lb/>
That den Schlummer des Gerechten. O, wie rührend<lb/>
iſt ſo ein gutes, ehrliches Hundsgeſicht im Schlaf!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[127/0140]
wüſten, Alles, was männlichen Geſchlechts, niederzu¬
machen. Sagt ein Anderer drauf: „Da war eben
der liebe Gott ſelber noch jung.“ Gut.
Eine der liebenswürdigſten Etappen auf Gottes Welt¬
gang vom Guten zum Beſſern iſt die Schöpfung des Hundes.
O weh, jetzt hab' ich mich ſelbſt ſtrafen müſſen,
weil der Igelmeyer polizeiwidrig gehandelt hat! Wagen
angebellt, Pferde ſcheu gemacht. Hab' ihn fortgeben
müſſen, den guten; froh, daß gut untergebracht. Sie
haben erſt ſo ſehr Recht, die Köter, aber man darf es
ja nicht ſagen! Alles ſchnelle Fahren in Städten iſt
eigentlich Unfug, Unverſchämtheit gegen die Fußgänger,
Beſchämung, Beleidigung. Wäre ich mächtiger Tyrann,
in meiner Stadt dürfte nicht im Trab gefahren und
geritten werden. Der Hund iſt Polizeimann, höchſt
polizeilich geſinnt, er erkennt einfach richtig den Unfug,
nur natürlich das zu begreifen, daß man ihn nicht
verbieten kann, iſt ihm zu verwickelt. Er handelt in
der tiefſten Ueberzeugung, recht zu thun, der öffent¬
lichen Ordnung zu dienen. Er ſchläft nach ſolcher
That den Schlummer des Gerechten. O, wie rührend
iſt ſo ein gutes, ehrliches Hundsgeſicht im Schlaf!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 2. Stuttgart u. a., 1879, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch02_1879/140>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.