sich leider eine Ungebührlichkeit. Der Bär muß vor Rührung niesen. Er fällt in seine Unbildung zurück und gebraucht wie vorhin die Pfoten. Petzin will zu einer zweiten unsanften Behandlung ausholen, besinnt sich aber, trabt plötzlich hinweg und erscheint nach einer Pause, in welcher sich der Verlassene trostloser Verzweiflung hingegeben, unter dem Jubel der Zu¬ schauer mit einem schneeweißen, roth gesäumten Tüchlein. Mit Grazie zeigt sie ihm den Gebrauch, mit Grazie reicht sie es hin, sinnend betrachtet es Petz, man sieht, daß ein radikaler Prozeß in seinem Geist und Gemüth vor sich geht und -- zum ersten Mal im Leben -- schnäuzt er sich -- kräftig, vernehmlich, laut!
Lebhafter Beifall. Der erste Akt ist vorüber. Mit kühnem Geistesfluge nimmt der Tanzdichter an, eine ge¬ raume Zeit, Monate, Jahre seien in der kaum viertel¬ stündigen Pause verstrichen. Hornstöße verkünden den Anfang des zweiten Aktes; ihnen folgt eine lustige Melodie von Pfeifen und Blättlein, unter deren Klängen eine glückliche Bärenfamilie auf die Bühne tritt. Vier muntere Kinder folgen dem zärtlichen Elternpaar. Der kleine Bruder und das Schwesterchen Sigunens mit zwei Nachbarkindern stacken in den Pelzen. Wer je den Galopp von Bärenjungen gesehen und bemerkt hat, wie drollig sie dabei mit dem rechten Hinterbein nach¬ schieben, der mußte staunen, mit welcher Meisterschaft die klugen Kinder das vorstellten; schon in ihrem
ſich leider eine Ungebührlichkeit. Der Bär muß vor Rührung nieſen. Er fällt in ſeine Unbildung zurück und gebraucht wie vorhin die Pfoten. Petzin will zu einer zweiten unſanften Behandlung ausholen, beſinnt ſich aber, trabt plötzlich hinweg und erſcheint nach einer Pauſe, in welcher ſich der Verlaſſene troſtloſer Verzweiflung hingegeben, unter dem Jubel der Zu¬ ſchauer mit einem ſchneeweißen, roth geſäumten Tüchlein. Mit Grazie zeigt ſie ihm den Gebrauch, mit Grazie reicht ſie es hin, ſinnend betrachtet es Petz, man ſieht, daß ein radikaler Prozeß in ſeinem Geiſt und Gemüth vor ſich geht und — zum erſten Mal im Leben — ſchnäuzt er ſich — kräftig, vernehmlich, laut!
Lebhafter Beifall. Der erſte Akt iſt vorüber. Mit kühnem Geiſtesfluge nimmt der Tanzdichter an, eine ge¬ raume Zeit, Monate, Jahre ſeien in der kaum viertel¬ ſtündigen Pauſe verſtrichen. Hornſtöße verkünden den Anfang des zweiten Aktes; ihnen folgt eine luſtige Melodie von Pfeifen und Blättlein, unter deren Klängen eine glückliche Bärenfamilie auf die Bühne tritt. Vier muntere Kinder folgen dem zärtlichen Elternpaar. Der kleine Bruder und das Schweſterchen Sigunens mit zwei Nachbarkindern ſtacken in den Pelzen. Wer je den Galopp von Bärenjungen geſehen und bemerkt hat, wie drollig ſie dabei mit dem rechten Hinterbein nach¬ ſchieben, der mußte ſtaunen, mit welcher Meiſterſchaft die klugen Kinder das vorſtellten; ſchon in ihrem
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ſich leider eine Ungebührlichkeit. Der Bär muß vor
Rührung nieſen. Er fällt in ſeine Unbildung zurück
und gebraucht wie vorhin die Pfoten. Petzin will zu
einer zweiten unſanften Behandlung ausholen, beſinnt
ſich aber, trabt plötzlich hinweg und erſcheint nach
einer Pauſe, in welcher ſich der Verlaſſene troſtloſer
Verzweiflung hingegeben, unter dem Jubel der Zu¬
ſchauer mit einem ſchneeweißen, roth geſäumten Tüchlein.
Mit Grazie zeigt ſie ihm den Gebrauch, mit Grazie
reicht ſie es hin, ſinnend betrachtet es Petz, man ſieht,
daß ein radikaler Prozeß in ſeinem Geiſt und Gemüth
vor ſich geht und — zum erſten Mal im Leben —
ſchnäuzt er ſich — kräftig, vernehmlich, laut!
Lebhafter Beifall. Der erſte Akt iſt vorüber. Mit
kühnem Geiſtesfluge nimmt der Tanzdichter an, eine ge¬
raume Zeit, Monate, Jahre ſeien in der kaum viertel¬
ſtündigen Pauſe verſtrichen. Hornſtöße verkünden den
Anfang des zweiten Aktes; ihnen folgt eine luſtige
Melodie von Pfeifen und Blättlein, unter deren Klängen
eine glückliche Bärenfamilie auf die Bühne tritt. Vier
muntere Kinder folgen dem zärtlichen Elternpaar. Der
kleine Bruder und das Schweſterchen Sigunens mit
zwei Nachbarkindern ſtacken in den Pelzen. Wer je den
Galopp von Bärenjungen geſehen und bemerkt hat,
wie drollig ſie dabei mit dem rechten Hinterbein nach¬
ſchieben, der mußte ſtaunen, mit welcher Meiſterſchaft
die klugen Kinder das vorſtellten; ſchon in ihrem
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/359>, abgerufen am 05.12.2024.
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