Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.wie ein Kapellmeister, gab mit den ersten Worten den Niemand soll die Nase rümpfen, Daß wir zwischen Moor und Sümpfen, Zwischen Schilf und Weidenstümpfen Auf den Seen seßhaft sind! Die du webst in Nebelhüllen, Sanft erhaben in dem stillen Mondschein thronest, deinem Willen Folget fromm das Menschenkind. Doch du hast uns auch belehret,
Deinen Willen uns erkläret, Deine Gnade sei verehret, Große Weltenspinnerin! Du erlaubst, daß in die Zwecke Unsre Einsicht sich erstrecke, Zeigst uns, wo verborgen stecke Deiner Vorschrift tiefer Sinn. wie ein Kapellmeiſter, gab mit den erſten Worten den Niemand ſoll die Naſe rümpfen, Daß wir zwiſchen Moor und Sümpfen, Zwiſchen Schilf und Weidenſtümpfen Auf den Seen ſeßhaft ſind! Die du webſt in Nebelhüllen, Sanft erhaben in dem ſtillen Mondſchein throneſt, deinem Willen Folget fromm das Menſchenkind. Doch du haſt uns auch belehret,
Deinen Willen uns erkläret, Deine Gnade ſei verehret, Große Weltenſpinnerin! Du erlaubſt, daß in die Zwecke Unſre Einſicht ſich erſtrecke, Zeigſt uns, wo verborgen ſtecke Deiner Vorſchrift tiefer Sinn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0340" n="327"/> wie ein Kapellmeiſter, gab mit den erſten Worten den<lb/> Ton an, die Knabenſtimmen ſetzten hell und ſicher ein,<lb/> nur die Krottler begleiteten die erſten drei Strophen,<lb/> bei der vierten und fünften wirkten die Trommler, der<lb/> Pauker und der Rätſcher mit, bei der letzten fielen<lb/> die Blättler ein und ein Finale von Pfeifern und<lb/> Hornbläſern ſetzte das Punktum. Da wir noch ganz<lb/> andere Leiſtungen zu erwarten haben, ſo genüge es,<lb/> zu bemerken, daß ohne Fehl und Mangel der Strom<lb/> des Hochgeſangs in Ohr und Gemüth der andächtig<lb/> lauſchenden Gemeinde ſich ergoß.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Niemand ſoll die Naſe rümpfen,</l><lb/> <l>Daß wir zwiſchen Moor und Sümpfen,</l><lb/> <l>Zwiſchen Schilf und Weidenſtümpfen</l><lb/> <l>Auf den Seen ſeßhaft ſind!</l><lb/> <l>Die du webſt in Nebelhüllen,</l><lb/> <l>Sanft erhaben in dem ſtillen</l><lb/> <l>Mondſchein throneſt, deinem Willen</l><lb/> <l>Folget fromm das Menſchenkind.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Doch du haſt uns auch belehret,</l><lb/> <l>Deinen Willen uns erkläret,</l><lb/> <l>Deine Gnade ſei verehret,</l><lb/> <l>Große Weltenſpinnerin!</l><lb/> <l>Du erlaubſt, daß in die Zwecke</l><lb/> <l>Unſre Einſicht ſich erſtrecke,</l><lb/> <l>Zeigſt uns, wo verborgen ſtecke</l><lb/> <l>Deiner Vorſchrift tiefer Sinn.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [327/0340]
wie ein Kapellmeiſter, gab mit den erſten Worten den
Ton an, die Knabenſtimmen ſetzten hell und ſicher ein,
nur die Krottler begleiteten die erſten drei Strophen,
bei der vierten und fünften wirkten die Trommler, der
Pauker und der Rätſcher mit, bei der letzten fielen
die Blättler ein und ein Finale von Pfeifern und
Hornbläſern ſetzte das Punktum. Da wir noch ganz
andere Leiſtungen zu erwarten haben, ſo genüge es,
zu bemerken, daß ohne Fehl und Mangel der Strom
des Hochgeſangs in Ohr und Gemüth der andächtig
lauſchenden Gemeinde ſich ergoß.
Niemand ſoll die Naſe rümpfen,
Daß wir zwiſchen Moor und Sümpfen,
Zwiſchen Schilf und Weidenſtümpfen
Auf den Seen ſeßhaft ſind!
Die du webſt in Nebelhüllen,
Sanft erhaben in dem ſtillen
Mondſchein throneſt, deinem Willen
Folget fromm das Menſchenkind.
Doch du haſt uns auch belehret,
Deinen Willen uns erkläret,
Deine Gnade ſei verehret,
Große Weltenſpinnerin!
Du erlaubſt, daß in die Zwecke
Unſre Einſicht ſich erſtrecke,
Zeigſt uns, wo verborgen ſtecke
Deiner Vorſchrift tiefer Sinn.
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