draußen am Lande seit einem Jahr im stillen Eichen¬ haine den ewigen Schlummer schlief. Sie hatte frei¬ lich ihrem Alpin auch manchmal eine schwere Stunde bereitet, da sie ihm mit einem Lieblingsplan anlag, der dem braven Sohne so wenig einwollte, als die welt¬ mäßigen Ideen des Vaters. Sie wünschte, er solle studieren. So dürfen wir wohl sagen, da es etwas dem ganz Aehnliches, was wir so nennen, schon in jenen Zeiten allerdings gab. In Turik war nicht bloß die große Schnur- und Fadenfabrik, sondern unter Anderem auch ein Druidenorden mit seiner Pflanzschule, einem großen Seminar, und neben ihm eine Barden¬ schule, die zusammen das bildeten, was wir jetzt eine Universität nennen. Der Druidenorden mit seiner klösterlichen Lehranstalt entspricht dem, was jetzt theo¬ logische Fakultät heißt; die Bardenschule daneben um¬ faßt als große, weltliche Fakultät manche Zweige, die jetzt an mehrere sich vertheilen, als da sind: die juri¬ stische, kameralistische, medizinische, philosophische, mit Kathedern für Naturwissenschaften, Geschichte, nament¬ lich Kulturgeschichte, Metaphysik, Aesthetik, insbesondere Poetik, die jedoch mit der Musik auch praktisch gelehrt wird, also mit einer Dichterschule und einem Konser¬ vatorium verbunden ist. Wenn wir uns hiemit einiger moderner Namen bedienen, so wollen wir andurch dem Leser nicht verwehren, sich den Zustand bemeldeter Wissenschaften noch etwas primitiv, gewissermaßen stei¬
draußen am Lande ſeit einem Jahr im ſtillen Eichen¬ haine den ewigen Schlummer ſchlief. Sie hatte frei¬ lich ihrem Alpin auch manchmal eine ſchwere Stunde bereitet, da ſie ihm mit einem Lieblingsplan anlag, der dem braven Sohne ſo wenig einwollte, als die welt¬ mäßigen Ideen des Vaters. Sie wünſchte, er ſolle ſtudieren. So dürfen wir wohl ſagen, da es etwas dem ganz Aehnliches, was wir ſo nennen, ſchon in jenen Zeiten allerdings gab. In Turik war nicht bloß die große Schnur- und Fadenfabrik, ſondern unter Anderem auch ein Druidenorden mit ſeiner Pflanzſchule, einem großen Seminar, und neben ihm eine Barden¬ ſchule, die zuſammen das bildeten, was wir jetzt eine Univerſität nennen. Der Druidenorden mit ſeiner klöſterlichen Lehranſtalt entſpricht dem, was jetzt theo¬ logiſche Fakultät heißt; die Bardenſchule daneben um¬ faßt als große, weltliche Fakultät manche Zweige, die jetzt an mehrere ſich vertheilen, als da ſind: die juri¬ ſtiſche, kameraliſtiſche, mediziniſche, philoſophiſche, mit Kathedern für Naturwiſſenſchaften, Geſchichte, nament¬ lich Kulturgeſchichte, Metaphyſik, Aeſthetik, insbeſondere Poetik, die jedoch mit der Muſik auch praktiſch gelehrt wird, alſo mit einer Dichterſchule und einem Konſer¬ vatorium verbunden iſt. Wenn wir uns hiemit einiger moderner Namen bedienen, ſo wollen wir andurch dem Leſer nicht verwehren, ſich den Zuſtand bemeldeter Wiſſenſchaften noch etwas primitiv, gewiſſermaßen ſtei¬
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draußen am Lande ſeit einem Jahr im ſtillen Eichen¬
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lich ihrem Alpin auch manchmal eine ſchwere Stunde
bereitet, da ſie ihm mit einem Lieblingsplan anlag,
der dem braven Sohne ſo wenig einwollte, als die welt¬
mäßigen Ideen des Vaters. Sie wünſchte, er ſolle
ſtudieren. So dürfen wir wohl ſagen, da es etwas
dem ganz Aehnliches, was wir ſo nennen, ſchon
in jenen Zeiten allerdings gab. In Turik war nicht
bloß die große Schnur- und Fadenfabrik, ſondern unter
Anderem auch ein Druidenorden mit ſeiner Pflanzſchule,
einem großen Seminar, und neben ihm eine Barden¬
ſchule, die zuſammen das bildeten, was wir jetzt eine
Univerſität nennen. Der Druidenorden mit ſeiner
klöſterlichen Lehranſtalt entſpricht dem, was jetzt theo¬
logiſche Fakultät heißt; die Bardenſchule daneben um¬
faßt als große, weltliche Fakultät manche Zweige, die
jetzt an mehrere ſich vertheilen, als da ſind: die juri¬
ſtiſche, kameraliſtiſche, mediziniſche, philoſophiſche, mit
Kathedern für Naturwiſſenſchaften, Geſchichte, nament¬
lich Kulturgeſchichte, Metaphyſik, Aeſthetik, insbeſondere
Poetik, die jedoch mit der Muſik auch praktiſch gelehrt
wird, alſo mit einer Dichterſchule und einem Konſer¬
vatorium verbunden iſt. Wenn wir uns hiemit einiger
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/162>, abgerufen am 04.12.2024.
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