Abend schmecken lassen und die Tochter machte sich ungesäumt an's Geschäft der Zubereitung. Dem Vater wurde das Geschenk nicht verheimlicht und er schien es nicht ungern zu sehen.
Wir überlassen sie ihrer Arbeit und folgen dem aufgeregten Alpin durch ein paar Zwischengänge des Pfahldorfs nach der Hütte seines Vaters. Es ist kein guter Abend heute für unsern jungen Freund. Er findet den Vater öfters niesend und hustend, dazwischen fluchend über einem Steine sitzen, der seiner bearbei¬ tenden Hand sichtbare Schwierigkeit entgegensetzt. Es ist ein ovaler Kiesel von der Größe einer starken (da¬ maligen) Männerhand und der alte Ullin ist beschäftigt, ihn der Länge nach zu durchsägen. Seine Säge be¬ steht aus einem nur zwei Zoll langen Stück Flins, das heißt Feuerstein, mit unregelmäßig gezahntem Rande. Der Kiesel soll zwei Aexte geben, aber die Säge stößt auf eine Verhärtung und kann nicht vor¬ wärts kommen. Schon zwei Tage lang hat sich Ullin daran abgemüht; jetzt, eben wie der Sohn eintritt, hat er die Geduld verloren, schleudert den Stein auf den Estrich und flucht unter einem neuen Nies- und Hustenanfall: "Hol' euch der höllische Grippo, Stein, Säge und Nase!" Dabei stößt er eine Schale voll Meth um, die er sich eben frisch eingeschenkt hat. Mit dem süßen und eben nicht schwachen Getränke hat¬ er sich unter der sauern Arbeit gestärkt und zugleich
Abend ſchmecken laſſen und die Tochter machte ſich ungeſäumt an's Geſchäft der Zubereitung. Dem Vater wurde das Geſchenk nicht verheimlicht und er ſchien es nicht ungern zu ſehen.
Wir überlaſſen ſie ihrer Arbeit und folgen dem aufgeregten Alpin durch ein paar Zwiſchengänge des Pfahldorfs nach der Hütte ſeines Vaters. Es iſt kein guter Abend heute für unſern jungen Freund. Er findet den Vater öfters nieſend und huſtend, dazwiſchen fluchend über einem Steine ſitzen, der ſeiner bearbei¬ tenden Hand ſichtbare Schwierigkeit entgegenſetzt. Es iſt ein ovaler Kieſel von der Größe einer ſtarken (da¬ maligen) Männerhand und der alte Ullin iſt beſchäftigt, ihn der Länge nach zu durchſägen. Seine Säge be¬ ſteht aus einem nur zwei Zoll langen Stück Flins, das heißt Feuerſtein, mit unregelmäßig gezahntem Rande. Der Kieſel ſoll zwei Aexte geben, aber die Säge ſtößt auf eine Verhärtung und kann nicht vor¬ wärts kommen. Schon zwei Tage lang hat ſich Ullin daran abgemüht; jetzt, eben wie der Sohn eintritt, hat er die Geduld verloren, ſchleudert den Stein auf den Eſtrich und flucht unter einem neuen Nies- und Huſtenanfall: „Hol' euch der hölliſche Grippo, Stein, Säge und Naſe!“ Dabei ſtößt er eine Schale voll Meth um, die er ſich eben friſch eingeſchenkt hat. Mit dem ſüßen und eben nicht ſchwachen Getränke hat¬ er ſich unter der ſauern Arbeit geſtärkt und zugleich
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Abend ſchmecken laſſen und die Tochter machte ſich
ungeſäumt an's Geſchäft der Zubereitung. Dem Vater
wurde das Geſchenk nicht verheimlicht und er ſchien
es nicht ungern zu ſehen.
Wir überlaſſen ſie ihrer Arbeit und folgen dem
aufgeregten Alpin durch ein paar Zwiſchengänge des
Pfahldorfs nach der Hütte ſeines Vaters. Es iſt kein
guter Abend heute für unſern jungen Freund. Er
findet den Vater öfters nieſend und huſtend, dazwiſchen
fluchend über einem Steine ſitzen, der ſeiner bearbei¬
tenden Hand ſichtbare Schwierigkeit entgegenſetzt. Es
iſt ein ovaler Kieſel von der Größe einer ſtarken (da¬
maligen) Männerhand und der alte Ullin iſt beſchäftigt,
ihn der Länge nach zu durchſägen. Seine Säge be¬
ſteht aus einem nur zwei Zoll langen Stück Flins,
das heißt Feuerſtein, mit unregelmäßig gezahntem
Rande. Der Kieſel ſoll zwei Aexte geben, aber die
Säge ſtößt auf eine Verhärtung und kann nicht vor¬
wärts kommen. Schon zwei Tage lang hat ſich Ullin
daran abgemüht; jetzt, eben wie der Sohn eintritt,
hat er die Geduld verloren, ſchleudert den Stein auf
den Eſtrich und flucht unter einem neuen Nies- und
Huſtenanfall: „Hol' euch der hölliſche Grippo, Stein,
Säge und Naſe!“ Dabei ſtößt er eine Schale voll
Meth um, die er ſich eben friſch eingeſchenkt hat.
Mit dem ſüßen und eben nicht ſchwachen Getränke hat¬
er ſich unter der ſauern Arbeit geſtärkt und zugleich
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/153>, abgerufen am 04.12.2024.
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