von was die Rede war: er nannte den Namen einer Frau mit dem Zusatz einiger weiteren Personalien; es konnte nur das arme Weib sein, dessen Erscheinung das kurze Zwischenspiel im großen Töpfedrama her¬ beigeführt hatte. A. E. machte sich eine Notiz in's Tagebuch. Der Wirth war jetzt sichtbar so ausge¬ söhnt, daß er unseres Wohlgefallens an dem Mädchen einfach sich erfreute; er sagte freundlich: "Meines Bruders Kinder, der eine Italienerin zur Frau hat und in Bellinzona wohnt."
A. E. stand noch einige Augenblicke, die Hand des schönen Mädchens haltend, fragte, ob er Grüße nach der Heimat bringen dürfe, sie wurden ihm gern auf¬ getragen, dann wandte er sich zu mir und sagte: "So, jetzt lassen Sie uns scheiden und gehen; nach dem Vernunftakte, nach der religiösen Opferhandlung, die wir vollzogen, könnte uns ein schöneres Punktum nicht mehr werden." Er nahm seine Sachen um und an, gab dem Wirth und seinen Nichten noch herzlich die Hand und gieng voran und ich folgsam ihm nach. Während er die Treppen hinabstieg, blieb ich noch bei Cornelia, die mir vor die Thüre folgte, stehen und sah sie fragend an; sie verstand meinen Blick, sie las schnell darin, daß er forschte, wie ihr der Herr gefalle, und sie sagte: "E pazzo, ma pur simpatico. Pazzi siete tutti e due." Es drängte mich, sie dafür nun meinerseits auch zu küssen, ich
von was die Rede war: er nannte den Namen einer Frau mit dem Zuſatz einiger weiteren Perſonalien; es konnte nur das arme Weib ſein, deſſen Erſcheinung das kurze Zwiſchenſpiel im großen Töpfedrama her¬ beigeführt hatte. A. E. machte ſich eine Notiz in's Tagebuch. Der Wirth war jetzt ſichtbar ſo ausge¬ ſöhnt, daß er unſeres Wohlgefallens an dem Mädchen einfach ſich erfreute; er ſagte freundlich: „Meines Bruders Kinder, der eine Italienerin zur Frau hat und in Bellinzona wohnt.“
A. E. ſtand noch einige Augenblicke, die Hand des ſchönen Mädchens haltend, fragte, ob er Grüße nach der Heimat bringen dürfe, ſie wurden ihm gern auf¬ getragen, dann wandte er ſich zu mir und ſagte: „So, jetzt laſſen Sie uns ſcheiden und gehen; nach dem Vernunftakte, nach der religiöſen Opferhandlung, die wir vollzogen, könnte uns ein ſchöneres Punktum nicht mehr werden.“ Er nahm ſeine Sachen um und an, gab dem Wirth und ſeinen Nichten noch herzlich die Hand und gieng voran und ich folgſam ihm nach. Während er die Treppen hinabſtieg, blieb ich noch bei Cornelia, die mir vor die Thüre folgte, ſtehen und ſah ſie fragend an; ſie verſtand meinen Blick, ſie las ſchnell darin, daß er forſchte, wie ihr der Herr gefalle, und ſie ſagte: „È pazzo, ma pur simpatico. Pazzi siete tutti e due.“ Es drängte mich, ſie dafür nun meinerſeits auch zu küſſen, ich
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von was die Rede war: er nannte den Namen einer
Frau mit dem Zuſatz einiger weiteren Perſonalien; es
konnte nur das arme Weib ſein, deſſen Erſcheinung
das kurze Zwiſchenſpiel im großen Töpfedrama her¬
beigeführt hatte. A. E. machte ſich eine Notiz in's
Tagebuch. Der Wirth war jetzt ſichtbar ſo ausge¬
ſöhnt, daß er unſeres Wohlgefallens an dem Mädchen
einfach ſich erfreute; er ſagte freundlich: „Meines
Bruders Kinder, der eine Italienerin zur Frau hat
und in Bellinzona wohnt.“
A. E. ſtand noch einige Augenblicke, die Hand des
ſchönen Mädchens haltend, fragte, ob er Grüße nach
der Heimat bringen dürfe, ſie wurden ihm gern auf¬
getragen, dann wandte er ſich zu mir und ſagte: „So,
jetzt laſſen Sie uns ſcheiden und gehen; nach dem
Vernunftakte, nach der religiöſen Opferhandlung, die
wir vollzogen, könnte uns ein ſchöneres Punktum
nicht mehr werden.“ Er nahm ſeine Sachen um
und an, gab dem Wirth und ſeinen Nichten noch
herzlich die Hand und gieng voran und ich folgſam
ihm nach. Während er die Treppen hinabſtieg, blieb
ich noch bei Cornelia, die mir vor die Thüre folgte,
ſtehen und ſah ſie fragend an; ſie verſtand meinen
Blick, ſie las ſchnell darin, daß er forſchte, wie ihr
der Herr gefalle, und ſie ſagte: „È pazzo, ma pur
simpatico. Pazzi siete tutti e due.“ Es drängte
mich, ſie dafür nun meinerſeits auch zu küſſen, ich
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Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_auch01_1879/133>, abgerufen am 04.12.2024.
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