Vischer, Friedrich Theodor von: Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. Bd. 1. Stuttgart u. a., 1879.Lieber Staub und Splitter werden, Träg' als Lehm am Boden liegen, Als so schmählichen Beschwerden Länger mich als Dienstmann fügen! Und so hebt er an, zu drücken, Ihn durchzuckt ein Krampf, ein Schüttern, Daß auf seinem breiten Rücken Die Kartoffelblüten zittern. Laß das Klagen, laß das Knacken, Das wird Alles nichts mehr nützen, Laß geruhig dir im Nacken Den bescheid'nen Acker sitzen! Denke nur: auch die Kartoffel Ist ein Kind der Erdenmutter Und -- erlaub' mir, alter Stoffel -- Schmackhaft namentlich mit Butter. Mußt dich gar so sehr nicht schämen, Mußt dich, dicker Trotzkopf, eben Auch dem Praktischen bequemen, Das ist Losung jetzt im Leben. Siehst du, so wird jener, dieser Wildfang im gesetztern Alter Noch ein brauchbarer Acciser Oder Kameralverwalter. Meine Leistung wollte mir doch wirklich im Vor¬ Lieber Staub und Splitter werden, Träg' als Lehm am Boden liegen, Als ſo ſchmählichen Beſchwerden Länger mich als Dienſtmann fügen! Und ſo hebt er an, zu drücken, Ihn durchzuckt ein Krampf, ein Schüttern, Daß auf ſeinem breiten Rücken Die Kartoffelblüten zittern. Laß das Klagen, laß das Knacken, Das wird Alles nichts mehr nützen, Laß geruhig dir im Nacken Den beſcheid'nen Acker ſitzen! Denke nur: auch die Kartoffel Iſt ein Kind der Erdenmutter Und — erlaub' mir, alter Stoffel — Schmackhaft namentlich mit Butter. Mußt dich gar ſo ſehr nicht ſchämen, Mußt dich, dicker Trotzkopf, eben Auch dem Praktiſchen bequemen, Das iſt Loſung jetzt im Leben. Siehſt du, ſo wird jener, dieſer Wildfang im geſetztern Alter Noch ein brauchbarer Acciſer Oder Kameralverwalter. Meine Leiſtung wollte mir doch wirklich im Vor¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0121" n="108"/> <lg n="6"> <l>Lieber Staub und Splitter werden,</l><lb/> <l>Träg' als Lehm am Boden liegen,</l><lb/> <l>Als ſo ſchmählichen Beſchwerden</l><lb/> <l>Länger mich als Dienſtmann fügen!</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Und ſo hebt er an, zu drücken,</l><lb/> <l>Ihn durchzuckt ein Krampf, ein Schüttern,</l><lb/> <l>Daß auf ſeinem breiten Rücken</l><lb/> <l>Die Kartoffelblüten zittern.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Laß das Klagen, laß das Knacken,</l><lb/> <l>Das wird Alles nichts mehr nützen,</l><lb/> <l>Laß geruhig dir im Nacken</l><lb/> <l>Den beſcheid'nen Acker ſitzen!</l><lb/> </lg> <lg n="9"> <l>Denke nur: auch die Kartoffel</l><lb/> <l>Iſt ein Kind der Erdenmutter</l><lb/> <l>Und — erlaub' mir, alter Stoffel —</l><lb/> <l>Schmackhaft namentlich mit Butter.</l><lb/> </lg> <lg n="10"> <l>Mußt dich gar ſo ſehr nicht ſchämen,</l><lb/> <l>Mußt dich, dicker Trotzkopf, eben</l><lb/> <l>Auch dem Praktiſchen bequemen,</l><lb/> <l>Das iſt Loſung jetzt im Leben.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Siehſt du, ſo wird jener, dieſer</l><lb/> <l>Wildfang im geſetztern Alter</l><lb/> <l>Noch ein brauchbarer Acciſer</l><lb/> <l>Oder Kameralverwalter.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Meine Leiſtung wollte mir doch wirklich im Vor¬<lb/> leſen gar nicht ſo übel vorkommen und der wartende<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0121]
Lieber Staub und Splitter werden,
Träg' als Lehm am Boden liegen,
Als ſo ſchmählichen Beſchwerden
Länger mich als Dienſtmann fügen!
Und ſo hebt er an, zu drücken,
Ihn durchzuckt ein Krampf, ein Schüttern,
Daß auf ſeinem breiten Rücken
Die Kartoffelblüten zittern.
Laß das Klagen, laß das Knacken,
Das wird Alles nichts mehr nützen,
Laß geruhig dir im Nacken
Den beſcheid'nen Acker ſitzen!
Denke nur: auch die Kartoffel
Iſt ein Kind der Erdenmutter
Und — erlaub' mir, alter Stoffel —
Schmackhaft namentlich mit Butter.
Mußt dich gar ſo ſehr nicht ſchämen,
Mußt dich, dicker Trotzkopf, eben
Auch dem Praktiſchen bequemen,
Das iſt Loſung jetzt im Leben.
Siehſt du, ſo wird jener, dieſer
Wildfang im geſetztern Alter
Noch ein brauchbarer Acciſer
Oder Kameralverwalter.
Meine Leiſtung wollte mir doch wirklich im Vor¬
leſen gar nicht ſo übel vorkommen und der wartende
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