doch ernst nimmt und durch die Verlegung einer ausdrucksreichern Färbung in die begleitende Instrumentalmusik Dasjenige, was sie der Melodie nimmt, auf anderer Seite selbst wieder ersetzen zu müssen zugibt, ein musikbegleitetes lyrisches Drama, eine Mittelgattung zwischen Oper und Schauspiel (§. 802), die aber doch mehr Melodieentfaltung haben müßte, dem Oratorium ver- wandt, sich entwickle; für die Oper aber, wie für die nicht blos begleitende Musik überhaupt, ist zu hoffen, daß ihr mit neuen Stoffen, welche neue Entwicklungen bringen werden, auch wieder eine Aera der Productivität bevorstehe, in welcher ein großartiger Inhalt, wie ihn bisher vorzugsweise die französische Oper in ihrer Weise hatte, auch auf deutschem Boden in wahrhaft musikalischer, die beiden Stylprinzipien mit Kraft, Fülle und Klarheit unter sich neu verschmelzender Gestaltung erscheinen wird.
doch ernſt nimmt und durch die Verlegung einer ausdrucksreichern Färbung in die begleitende Inſtrumentalmuſik Dasjenige, was ſie der Melodie nimmt, auf anderer Seite ſelbſt wieder erſetzen zu müſſen zugibt, ein muſikbegleitetes lyriſches Drama, eine Mittelgattung zwiſchen Oper und Schauſpiel (§. 802), die aber doch mehr Melodieentfaltung haben müßte, dem Oratorium ver- wandt, ſich entwickle; für die Oper aber, wie für die nicht blos begleitende Muſik überhaupt, iſt zu hoffen, daß ihr mit neuen Stoffen, welche neue Entwicklungen bringen werden, auch wieder eine Aera der Productivität bevorſtehe, in welcher ein großartiger Inhalt, wie ihn bisher vorzugsweiſe die franzöſiſche Oper in ihrer Weiſe hatte, auch auf deutſchem Boden in wahrhaft muſikaliſcher, die beiden Stylprinzipien mit Kraft, Fülle und Klarheit unter ſich neu verſchmelzender Geſtaltung erſcheinen wird.
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doch ernſt nimmt und durch die Verlegung einer ausdrucksreichern Färbung
in die begleitende Inſtrumentalmuſik Dasjenige, was ſie der Melodie nimmt,
auf anderer Seite ſelbſt wieder erſetzen zu müſſen zugibt, ein muſikbegleitetes
lyriſches Drama, eine Mittelgattung zwiſchen Oper und Schauſpiel (§. 802),
die aber doch mehr Melodieentfaltung haben müßte, dem Oratorium ver-
wandt, ſich entwickle; für die Oper aber, wie für die nicht blos begleitende
Muſik überhaupt, iſt zu hoffen, daß ihr mit neuen Stoffen, welche neue
Entwicklungen bringen werden, auch wieder eine Aera der Productivität
bevorſtehe, in welcher ein großartiger Inhalt, wie ihn bisher vorzugsweiſe
die franzöſiſche Oper in ihrer Weiſe hatte, auch auf deutſchem Boden in
wahrhaft muſikaliſcher, die beiden Stylprinzipien mit Kraft, Fülle und
Klarheit unter ſich neu verſchmelzender Geſtaltung erſcheinen wird.
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Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,2,4. Stuttgart, 1857, S. 1151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik030204_1857/389>, abgerufen am 24.11.2024.
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