Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 2,1. Reutlingen u. a., 1847.§. 308. Als zweite Stufe legt sich in die Mitte dieser Thierwelt eine Gruppe1 1. Unter den Hufthieren finden sich die eigentlichen Urgebirge der 2. Nilpferd und Nashorn sind schrundig nackt mit wenig Borsten Vischer's Aesthetik. 2. Band. 10
§. 308. Als zweite Stufe legt ſich in die Mitte dieſer Thierwelt eine Gruppe1 1. Unter den Hufthieren finden ſich die eigentlichen Urgebirge der 2. Nilpferd und Nashorn ſind ſchrundig nackt mit wenig Borſten Viſcher’s Aeſthetik. 2. Band. 10
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§. 308.
Als zweite Stufe legt ſich in die Mitte dieſer Thierwelt eine Gruppe
von Thieren, welche durch die Verfeſtigung der Pfote zum Hufe, durch meiſtens
gewaltige Größe und Genährigkeit, durch eigenthümliche mineral- und pflanzen-
artige Auswüchſe, den Charakter der Compactheit und Maſſenhaftigkeit tragen.
In der erſten Ordnung, dem Geſchlechte der mehrhuſigen, unförmlichen, klein-
augigen, ſchweinartigen Thiere, tritt neben dem unbändigen, unorganiſchen
Maſſen gleichenden Flußpferd und Nashorn der nackte, mit Rüßel und Hau-
zahn bewaffnete, aber trotz ſeiner plumpen Größe zähmbare, ſanfte und kluge
Elephant und das kleinere, niedrige, wühlende, borſtige, gedrungene, mit unbieg-
ſamem Halſe durchfahrende Schwein auf.
1. Unter den Hufthieren finden ſich die eigentlichen Urgebirge der
Thierwelt. Es könnte beſſer ſcheinen, die Säugethiere mit ihnen zu
eröffnen, wo ſich denn zeigen ließe, wie ſie auf die Wale zurückweiſen.
Allein die höhlenbewohnende Inſectenwelt der Nagethiere muß als die
weſentlich elementariſche gewiß zuerſt ſtehen. Durch ihre Zähne und die
fühlloſen Schuhe, welche die Zehen zum Taſten und Greifen unfähig
machen, ſind die Hufthiere auf Pflanzenkoſt gewieſen und nähren ſich von
ihr reichlich, um den maſſenhaften Leib zu mäſten. Die Auswüchſe,
Hörner, Hauer, Höcker erinnern an Mineral und Pflanze.
2. Nilpferd und Nashorn ſind ſchrundig nackt mit wenig Borſten
wie der Elephant und erinnern dadurch allerdings beſonders an die Wal-
thiere; die Haut des Nashorns iſt widrig lappig und faltig. Seltſam
hebt ſich unter dieſen bergähnlichen Thteren der Elephant hervor. Daß
ſeine Geſtalt trotz der Plumpheit einzelne ſchön entwickelte Theile hat, daß
der Kopf mit der Muſchel des Ohrs und den zwar kleinen, doch ſinnigen
Augen ſehr ausdrucksvoll iſt, konnte in der Kürze des §. nicht geſagt
werden. Seine Sanftmuth, ſo lang er nicht gereizt wird, ſeine Dienſt-
willigkeit, Klugheit, die das wunderbare Organ des Rüßels zu den ver-
ſchiedenſten Zwecken gebraucht, iſt bekannt. Das eigentliche Schwein hat
etwas Fiſchähnliches durch die ſeitlich platte Form des Leibs und den ſpitzen
Rückgrat. Von äſthetiſchem Werthe iſt beſonders das Wildſchwein; man
kennt den herrlichen antiken Eber zu Florenz. Bei dem zahmen meint
man ſogleich nur an Unreinlichkeit denken zu müſſen; es hat aber weit
mehr freundliche, dem Menſchen zugewandte Eigenſchaften, weit mehr
Individualität, als man gewöhnlich weiß. Kein Thier ſcheint ſo gemein
an die Erde gedrückt, ſo ſtörrig, und doch hat das Schwein ſehr tiefe
Empfindungsfähigkeit, die es beſonders durch ſein erbärmliches Jammern
ausdrückt, wenn es unbequem behandelt oder zum Tode geführt wird.
Viſcher’s Aeſthetik. 2. Band. 10
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