Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Zwanzigste Vorlesung. [Abbildung]
Fig. 141. wöhnlich kleine Perlknotenin oft erstaunlich grosser Menge. Allein beide unter- scheiden sich sehr wesent- lich. Nie hat man bis jetzt Perl-Geschwülste gesehen, welche, nachdem sie an einem Orte bestanden hat- ten, an entfernten Orten Recidive gemacht und sich wie bösartige Geschwülste verhalten hätten; immer fand nur im nächsten Um- fange der Geschwulst eine weitere, aber überaus lang- same Entwickelung statt. Bei den Epitheliomen da- gegen, oder wie man sonst sagt, bei dem Epithelial- krebs oder Cancroid, sehen wir eine sehr ausgespro- chene Malignität, nicht nur die Recidivfähigkeit in loco, sondern auch die Verviel- fältigung in distans. In manchen Fällen werden fast alle Organe des Körpers metastatisch mit Cancroid- massen erfüllt. Allein, wenn Sie versuchen, das Cancroid durch den [Abbildung]
Fig. 141. Cancroidzapfen aus einer Geschwulst der Unterlippe. Zwanzigste Vorlesung. [Abbildung]
Fig. 141. wöhnlich kleine Perlknotenin oft erstaunlich grosser Menge. Allein beide unter- scheiden sich sehr wesent- lich. Nie hat man bis jetzt Perl-Geschwülste gesehen, welche, nachdem sie an einem Orte bestanden hat- ten, an entfernten Orten Recidive gemacht und sich wie bösartige Geschwülste verhalten hätten; immer fand nur im nächsten Um- fange der Geschwulst eine weitere, aber überaus lang- same Entwickelung statt. Bei den Epitheliomen da- gegen, oder wie man sonst sagt, bei dem Epithelial- krebs oder Cancroid, sehen wir eine sehr ausgespro- chene Malignität, nicht nur die Recidivfähigkeit in loco, sondern auch die Verviel- fältigung in distans. In manchen Fällen werden fast alle Organe des Körpers metastatisch mit Cancroid- massen erfüllt. Allein, wenn Sie versuchen, das Cancroid durch den [Abbildung]
Fig. 141. Cancroidzapfen aus einer Geschwulst der Unterlippe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0450" n="428"/><fw place="top" type="header">Zwanzigste Vorlesung.</fw><lb/><figure><head>Fig. 141.</head></figure><lb/> wöhnlich kleine Perlknoten<lb/> in oft erstaunlich grosser<lb/> Menge. Allein beide unter-<lb/> scheiden sich sehr wesent-<lb/> lich. Nie hat man bis jetzt<lb/> Perl-Geschwülste gesehen,<lb/> welche, nachdem sie an<lb/> einem Orte bestanden hat-<lb/> ten, an entfernten Orten<lb/> Recidive gemacht und sich<lb/> wie bösartige Geschwülste<lb/> verhalten hätten; immer<lb/> fand nur im nächsten Um-<lb/> fange der Geschwulst eine<lb/> weitere, aber überaus lang-<lb/> same Entwickelung statt.<lb/> Bei den Epitheliomen da-<lb/> gegen, oder wie man sonst<lb/> sagt, bei dem Epithelial-<lb/> krebs oder Cancroid, sehen<lb/> wir eine sehr ausgespro-<lb/> chene Malignität, nicht nur<lb/> die Recidivfähigkeit in loco,<lb/> sondern auch die Verviel-<lb/> fältigung in distans. In<lb/> manchen Fällen werden fast<lb/> alle Organe des Körpers<lb/> metastatisch mit Cancroid-<lb/> massen erfüllt.</p><lb/> <p>Allein, wenn Sie versuchen, das Cancroid durch den<lb/> epithelialen Bau seiner Elemente von dem eigentlichen Krebs<lb/> zu unterscheiden, so werden Sie sich vergeblich bemühen.<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 141. </head><p>Cancroidzapfen aus einer Geschwulst der Unterlippe.<lb/> Dichtgedrängte Zellenlager mit dem Character des Rete Malpighii im<lb/> Umfange; in dem einen Fortsatze fettartig glänzende Kugeln, in der<lb/> Mitte des grossen Zapfens eine hornig-epidermoidale, haarartige Ab-<lb/> scheidung mit zwiebelartigen Kugeln (Perlen, globes épidermiques).<lb/> Vgr. 300.</p></figure><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [428/0450]
Zwanzigste Vorlesung.
[Abbildung Fig. 141.]
wöhnlich kleine Perlknoten
in oft erstaunlich grosser
Menge. Allein beide unter-
scheiden sich sehr wesent-
lich. Nie hat man bis jetzt
Perl-Geschwülste gesehen,
welche, nachdem sie an
einem Orte bestanden hat-
ten, an entfernten Orten
Recidive gemacht und sich
wie bösartige Geschwülste
verhalten hätten; immer
fand nur im nächsten Um-
fange der Geschwulst eine
weitere, aber überaus lang-
same Entwickelung statt.
Bei den Epitheliomen da-
gegen, oder wie man sonst
sagt, bei dem Epithelial-
krebs oder Cancroid, sehen
wir eine sehr ausgespro-
chene Malignität, nicht nur
die Recidivfähigkeit in loco,
sondern auch die Verviel-
fältigung in distans. In
manchen Fällen werden fast
alle Organe des Körpers
metastatisch mit Cancroid-
massen erfüllt.
Allein, wenn Sie versuchen, das Cancroid durch den
epithelialen Bau seiner Elemente von dem eigentlichen Krebs
zu unterscheiden, so werden Sie sich vergeblich bemühen.
[Abbildung Fig. 141. Cancroidzapfen aus einer Geschwulst der Unterlippe.
Dichtgedrängte Zellenlager mit dem Character des Rete Malpighii im
Umfange; in dem einen Fortsatze fettartig glänzende Kugeln, in der
Mitte des grossen Zapfens eine hornig-epidermoidale, haarartige Ab-
scheidung mit zwiebelartigen Kugeln (Perlen, globes épidermiques).
Vgr. 300.]
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Zitationshilfe: | Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/450>, abgerufen am 20.07.2024. |