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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Endogene Neubildung.
[Abbildung] Fig. 125.
immer noch mit kernartiger Beschaffenheit. Weiterhin werden
diese Blasen so gross, dass die Zelle allmählig fast ganz da-
von erfüllt wird, und ihr alter Inhalt mit dem Kern nur noch
wie ein kleiner Anhang an der Blase erscheint. So weit ist
der Vorgang ziemlich einfach. Allein neben diesen zuneh-
menden und die Zelle erfüllenden Blasen trifft man andere
Formen, welche im Innern der Blase wieder Elemente zelliger
Art eingeschlossen enthalten. So ist es ziemlich häufig in
Krebsgeschwülsten, aber auch in normalen Theilen, z. B. in
der Thymusdrüse. Diese Form scheint darauf hinzudeuten,
dass in der That durch einen nicht direct auf Theilung prae-
existirender Zellen zu beziehenden Vorgang und zwar in be-
sonderen blasigen Räumen, die ich Bruträume genannt habe,
im Innern von zelligen Elementen neue Elemente ähnlicher
Art sich entwickeln können. Indess ist dies jedenfalls ein
für die Gesammtfrage untergeordnetes Verhältniss, die regel-
rechte Form bleibt immer die zuerst geschilderte. Es gibt
nur wenige pathologische Neubildungen, welche durch endogene
Entwickelungen wesentlich in ihrer Geschichte bestimmt würden,
während sich fast bei allen Formen die Zellentheilung in
grosser Ausdehnung findet.

Der wesentlichste Unterschied in den einzelnen zelligen
Entwickelungen ist daher der, dass in einer gewissen Reihe

[Abbildung] Fig. 125.

Endogene Neubildung; blasentragende Zellen (Physali-
phoren). A Aus der Thymusdrüse eines Neugeborenen neben epitheli-
oiden Körnern: im Innern einer Blase mit doppeltem Centrum, die ihrer-
seits noch von einem zellenartigen Saum umgeben ist, liegt eine voll-
ständige Kernzelle. B. C. Krebszellen (vgl. Archiv für pathol. Anatomie.
Bd. I. Taf. II. und Bd. III. Taf. II.) B eine mit doppeltem Kern; C eine
mit einer fast die ganze Zelle füllenden Psysalide und eine andere, wo
die Physalide (Brutraum) noch wieder eine vollständige Kernzelle um-
schliesst. Vergr. 300.

Endogene Neubildung.
[Abbildung] Fig. 125.
immer noch mit kernartiger Beschaffenheit. Weiterhin werden
diese Blasen so gross, dass die Zelle allmählig fast ganz da-
von erfüllt wird, und ihr alter Inhalt mit dem Kern nur noch
wie ein kleiner Anhang an der Blase erscheint. So weit ist
der Vorgang ziemlich einfach. Allein neben diesen zuneh-
menden und die Zelle erfüllenden Blasen trifft man andere
Formen, welche im Innern der Blase wieder Elemente zelliger
Art eingeschlossen enthalten. So ist es ziemlich häufig in
Krebsgeschwülsten, aber auch in normalen Theilen, z. B. in
der Thymusdrüse. Diese Form scheint darauf hinzudeuten,
dass in der That durch einen nicht direct auf Theilung prae-
existirender Zellen zu beziehenden Vorgang und zwar in be-
sonderen blasigen Räumen, die ich Bruträume genannt habe,
im Innern von zelligen Elementen neue Elemente ähnlicher
Art sich entwickeln können. Indess ist dies jedenfalls ein
für die Gesammtfrage untergeordnetes Verhältniss, die regel-
rechte Form bleibt immer die zuerst geschilderte. Es gibt
nur wenige pathologische Neubildungen, welche durch endogene
Entwickelungen wesentlich in ihrer Geschichte bestimmt würden,
während sich fast bei allen Formen die Zellentheilung in
grosser Ausdehnung findet.

Der wesentlichste Unterschied in den einzelnen zelligen
Entwickelungen ist daher der, dass in einer gewissen Reihe

[Abbildung] Fig. 125.

Endogene Neubildung; blasentragende Zellen (Physali-
phoren). A Aus der Thymusdrüse eines Neugeborenen neben epitheli-
oiden Körnern: im Innern einer Blase mit doppeltem Centrum, die ihrer-
seits noch von einem zellenartigen Saum umgeben ist, liegt eine voll-
ständige Kernzelle. B. C. Krebszellen (vgl. Archiv für pathol. Anatomie.
Bd. I. Taf. II. und Bd. III. Taf. II.) B eine mit doppeltem Kern; C eine
mit einer fast die ganze Zelle füllenden Psysalide und eine andere, wo
die Physalide (Brutraum) noch wieder eine vollständige Kernzelle um-
schliesst. Vergr. 300.

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[359/0381] Endogene Neubildung. [Abbildung Fig. 125.] immer noch mit kernartiger Beschaffenheit. Weiterhin werden diese Blasen so gross, dass die Zelle allmählig fast ganz da- von erfüllt wird, und ihr alter Inhalt mit dem Kern nur noch wie ein kleiner Anhang an der Blase erscheint. So weit ist der Vorgang ziemlich einfach. Allein neben diesen zuneh- menden und die Zelle erfüllenden Blasen trifft man andere Formen, welche im Innern der Blase wieder Elemente zelliger Art eingeschlossen enthalten. So ist es ziemlich häufig in Krebsgeschwülsten, aber auch in normalen Theilen, z. B. in der Thymusdrüse. Diese Form scheint darauf hinzudeuten, dass in der That durch einen nicht direct auf Theilung prae- existirender Zellen zu beziehenden Vorgang und zwar in be- sonderen blasigen Räumen, die ich Bruträume genannt habe, im Innern von zelligen Elementen neue Elemente ähnlicher Art sich entwickeln können. Indess ist dies jedenfalls ein für die Gesammtfrage untergeordnetes Verhältniss, die regel- rechte Form bleibt immer die zuerst geschilderte. Es gibt nur wenige pathologische Neubildungen, welche durch endogene Entwickelungen wesentlich in ihrer Geschichte bestimmt würden, während sich fast bei allen Formen die Zellentheilung in grosser Ausdehnung findet. Der wesentlichste Unterschied in den einzelnen zelligen Entwickelungen ist daher der, dass in einer gewissen Reihe [Abbildung Fig. 125. Endogene Neubildung; blasentragende Zellen (Physali- phoren). A Aus der Thymusdrüse eines Neugeborenen neben epitheli- oiden Körnern: im Innern einer Blase mit doppeltem Centrum, die ihrer- seits noch von einem zellenartigen Saum umgeben ist, liegt eine voll- ständige Kernzelle. B. C. Krebszellen (vgl. Archiv für pathol. Anatomie. Bd. I. Taf. II. und Bd. III. Taf. II.) B eine mit doppeltem Kern; C eine mit einer fast die ganze Zelle füllenden Psysalide und eine andere, wo die Physalide (Brutraum) noch wieder eine vollständige Kernzelle um- schliesst. Vergr. 300.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/381>, abgerufen am 10.05.2024.