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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Die Infections-Metastasen.
zess ganz rein, so dass sich von dem ersten Orte der Störung
(Venenthrombose, Endocarditis u. s. w.) Massen ablösen und
Verstopfung machen, so kommt in vielen Fällen der eigentliche
Prozess nur durch die Metastase zur Beobachtung. Es gibt
Fälle, welche so latent verlaufen, dass alle ursprünglichen Aus-
gänge vollkommen übersehen werden und dass der erste ein-
tretende Schüttelfrost schon die beginnende Entwickelung der
metastatischen Prozesse anzeigt. Für gewöhnlich muss man
aber noch ein anderes Moment in Betracht ziehen, welches
weder für die gröbere, noch für die feinere anatomische Unter-
suchung direct zugänglich ist; das sind gewisse Flüssig-
keiten
, welche an sich auch keine unmittelbare und nothwen-
dige Beziehung zum Eiter als solchem, sondern offenbar sehr
verschiedene Beschaffenheit und Ableitung haben.

Schon bei der Betrachtung der Lymphveränderungen habe
ich hervorgehoben (S. 165.), dass Flüssigkeiten, welche
von Lymphgefässen aufgenommen wurden, innerhalb der
Lymphdrüsen-Filtren nicht nur von körperlichen Theilen be-
freit, sondern auch von der Substanz der Drüse zum Theil
angezogen und zurückgehalten werden, so dass sie in dersel-
ben eine Wirksamkeit entfalten können. Aehnliche Einwirkun-
gen scheinen auch über die Drüse hinaus stattzufinden, na-
mentlich aber, wo primär von Venen die Resorption erfolgte.
Es giebt nämlich eine Reihe von eigenthümlichen Erscheinun-
gen, welche als constantes Element sich durch alle infectiösen
Prozesse hinziehen. Das sind einerseits die Veränderungen,
welche die lymphatischen und lymphoiden Drüsen, nicht so-
wohl am Orte der primären Affection, sondern im Körper über-
haupt erleiden können, andererseits die Veränderungen, welche
die Secretionsorgane darbieten, durch welche die Stoffe aus-
geschieden werden sollten.

Man hat eine Zeit lang geglaubt, dass der Milztumor
für den Typhus charakteristisch sei, indem er den Drüsenan-
schwellungen im Mesenterium parallel einhergehe. Allein eine
genauere Beobachtung lehrt, dass eine grosse Reihe von fieber-
haften Zuständen, welche einen mehr oder weniger typhoiden
Verlauf machen und den Nervenapparat so afficiren, dass ein
Zustand der Depression an den wichtigsten Centralorganen zu

Die Infections-Metastasen.
zess ganz rein, so dass sich von dem ersten Orte der Störung
(Venenthrombose, Endocarditis u. s. w.) Massen ablösen und
Verstopfung machen, so kommt in vielen Fällen der eigentliche
Prozess nur durch die Metastase zur Beobachtung. Es gibt
Fälle, welche so latent verlaufen, dass alle ursprünglichen Aus-
gänge vollkommen übersehen werden und dass der erste ein-
tretende Schüttelfrost schon die beginnende Entwickelung der
metastatischen Prozesse anzeigt. Für gewöhnlich muss man
aber noch ein anderes Moment in Betracht ziehen, welches
weder für die gröbere, noch für die feinere anatomische Unter-
suchung direct zugänglich ist; das sind gewisse Flüssig-
keiten
, welche an sich auch keine unmittelbare und nothwen-
dige Beziehung zum Eiter als solchem, sondern offenbar sehr
verschiedene Beschaffenheit und Ableitung haben.

Schon bei der Betrachtung der Lymphveränderungen habe
ich hervorgehoben (S. 165.), dass Flüssigkeiten, welche
von Lymphgefässen aufgenommen wurden, innerhalb der
Lymphdrüsen-Filtren nicht nur von körperlichen Theilen be-
freit, sondern auch von der Substanz der Drüse zum Theil
angezogen und zurückgehalten werden, so dass sie in dersel-
ben eine Wirksamkeit entfalten können. Aehnliche Einwirkun-
gen scheinen auch über die Drüse hinaus stattzufinden, na-
mentlich aber, wo primär von Venen die Resorption erfolgte.
Es giebt nämlich eine Reihe von eigenthümlichen Erscheinun-
gen, welche als constantes Element sich durch alle infectiösen
Prozesse hinziehen. Das sind einerseits die Veränderungen,
welche die lymphatischen und lymphoiden Drüsen, nicht so-
wohl am Orte der primären Affection, sondern im Körper über-
haupt erleiden können, andererseits die Veränderungen, welche
die Secretionsorgane darbieten, durch welche die Stoffe aus-
geschieden werden sollten.

Man hat eine Zeit lang geglaubt, dass der Milztumor
für den Typhus charakteristisch sei, indem er den Drüsenan-
schwellungen im Mesenterium parallel einhergehe. Allein eine
genauere Beobachtung lehrt, dass eine grosse Reihe von fieber-
haften Zuständen, welche einen mehr oder weniger typhoiden
Verlauf machen und den Nervenapparat so afficiren, dass ein
Zustand der Depression an den wichtigsten Centralorganen zu

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[189/0211] Die Infections-Metastasen. zess ganz rein, so dass sich von dem ersten Orte der Störung (Venenthrombose, Endocarditis u. s. w.) Massen ablösen und Verstopfung machen, so kommt in vielen Fällen der eigentliche Prozess nur durch die Metastase zur Beobachtung. Es gibt Fälle, welche so latent verlaufen, dass alle ursprünglichen Aus- gänge vollkommen übersehen werden und dass der erste ein- tretende Schüttelfrost schon die beginnende Entwickelung der metastatischen Prozesse anzeigt. Für gewöhnlich muss man aber noch ein anderes Moment in Betracht ziehen, welches weder für die gröbere, noch für die feinere anatomische Unter- suchung direct zugänglich ist; das sind gewisse Flüssig- keiten, welche an sich auch keine unmittelbare und nothwen- dige Beziehung zum Eiter als solchem, sondern offenbar sehr verschiedene Beschaffenheit und Ableitung haben. Schon bei der Betrachtung der Lymphveränderungen habe ich hervorgehoben (S. 165.), dass Flüssigkeiten, welche von Lymphgefässen aufgenommen wurden, innerhalb der Lymphdrüsen-Filtren nicht nur von körperlichen Theilen be- freit, sondern auch von der Substanz der Drüse zum Theil angezogen und zurückgehalten werden, so dass sie in dersel- ben eine Wirksamkeit entfalten können. Aehnliche Einwirkun- gen scheinen auch über die Drüse hinaus stattzufinden, na- mentlich aber, wo primär von Venen die Resorption erfolgte. Es giebt nämlich eine Reihe von eigenthümlichen Erscheinun- gen, welche als constantes Element sich durch alle infectiösen Prozesse hinziehen. Das sind einerseits die Veränderungen, welche die lymphatischen und lymphoiden Drüsen, nicht so- wohl am Orte der primären Affection, sondern im Körper über- haupt erleiden können, andererseits die Veränderungen, welche die Secretionsorgane darbieten, durch welche die Stoffe aus- geschieden werden sollten. Man hat eine Zeit lang geglaubt, dass der Milztumor für den Typhus charakteristisch sei, indem er den Drüsenan- schwellungen im Mesenterium parallel einhergehe. Allein eine genauere Beobachtung lehrt, dass eine grosse Reihe von fieber- haften Zuständen, welche einen mehr oder weniger typhoiden Verlauf machen und den Nervenapparat so afficiren, dass ein Zustand der Depression an den wichtigsten Centralorganen zu

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/211>, abgerufen am 25.11.2024.