Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Die embolische Metastase. in den kleinen metastatischen Heerden zu untersuchen, aberich überzeuge mich immer mehr von der Nothwendigkeit, diese Art der Entstehung als die Regel zu betrachten. Wenn man eine grössere Reihe von Fällen statistisch vergleicht, so zeigt sich, dass jedesmal, wo Metastasen vorkommen, auch Throm- bose gewisser Gefässe besteht. Wir haben z. B. eben jetzt eine ziemlich grosse Puerperalfieber-Epidemie gehabt. Dabei stellte sich heraus, dass, so mannigfaltig die Formen der Er- krankung auch waren, doch alle diejenigen Fälle, welche mit Metastasen in den Lungen verbunden waren, auch mit Throm- bose im Bereiche des Beckens oder der unteren Extremitäten verlaufen waren, während bei den Lymphgefäss-Entzündungen die Lungenmetastasen fehlten. Solche statistische Resultate haben eine gewisse zwingende Nothwendigkeit, selbst wo der strenge anatomische Nachweis fehlt. In die Lungen-Arterie dringen die eingeführten Thrombus- [Abbildung]
Fig. 72. Stücke wieder gehen bis in die feinstenArterien hinein und erzeugen von da aus die kleinsten, zuweilen miliaren Entzündun- gen des Parenchyms. Für die Deutung dieser kleinen, oft sehr zahlreichen Heerde muss ich eine Vermuthung erwähnen, welche mir erst bei meinen neueren Untersuchun- gen gekommen ist, von welcher ich aber kein Bedenken trage, sie für eine noth- wendige auszugeben. Ich glaube näm- lich, dass, wenn ein grösseres Thrombusstück an einem be- [Abbildung]
Fig. 72. Embolie der Lungenarterie. P. Mittelstarker Ast der Lungen- Die embolische Metastase. in den kleinen metastatischen Heerden zu untersuchen, aberich überzeuge mich immer mehr von der Nothwendigkeit, diese Art der Entstehung als die Regel zu betrachten. Wenn man eine grössere Reihe von Fällen statistisch vergleicht, so zeigt sich, dass jedesmal, wo Metastasen vorkommen, auch Throm- bose gewisser Gefässe besteht. Wir haben z. B. eben jetzt eine ziemlich grosse Puerperalfieber-Epidemie gehabt. Dabei stellte sich heraus, dass, so mannigfaltig die Formen der Er- krankung auch waren, doch alle diejenigen Fälle, welche mit Metastasen in den Lungen verbunden waren, auch mit Throm- bose im Bereiche des Beckens oder der unteren Extremitäten verlaufen waren, während bei den Lymphgefäss-Entzündungen die Lungenmetastasen fehlten. Solche statistische Resultate haben eine gewisse zwingende Nothwendigkeit, selbst wo der strenge anatomische Nachweis fehlt. In die Lungen-Arterie dringen die eingeführten Thrombus- [Abbildung]
Fig. 72. Stücke wieder gehen bis in die feinstenArterien hinein und erzeugen von da aus die kleinsten, zuweilen miliaren Entzündun- gen des Parenchyms. Für die Deutung dieser kleinen, oft sehr zahlreichen Heerde muss ich eine Vermuthung erwähnen, welche mir erst bei meinen neueren Untersuchun- gen gekommen ist, von welcher ich aber kein Bedenken trage, sie für eine noth- wendige auszugeben. Ich glaube näm- lich, dass, wenn ein grösseres Thrombusstück an einem be- [Abbildung]
Fig. 72. Embolie der Lungenarterie. P. Mittelstarker Ast der Lungen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0207" n="185"/><fw place="top" type="header">Die embolische Metastase.</fw><lb/> in den kleinen metastatischen Heerden zu untersuchen, aber<lb/> ich überzeuge mich immer mehr von der Nothwendigkeit, diese<lb/> Art der Entstehung als die Regel zu betrachten. Wenn man<lb/> eine grössere Reihe von Fällen statistisch vergleicht, so zeigt<lb/> sich, dass jedesmal, wo Metastasen vorkommen, auch Throm-<lb/> bose gewisser Gefässe besteht. Wir haben z. B. eben jetzt<lb/> eine ziemlich grosse Puerperalfieber-Epidemie gehabt. Dabei<lb/> stellte sich heraus, dass, so mannigfaltig die Formen der Er-<lb/> krankung auch waren, doch alle diejenigen Fälle, welche mit<lb/> Metastasen in den Lungen verbunden waren, auch mit Throm-<lb/> bose im Bereiche des Beckens oder der unteren Extremitäten<lb/> verlaufen waren, während bei den Lymphgefäss-Entzündungen<lb/> die Lungenmetastasen fehlten. Solche statistische Resultate<lb/> haben eine gewisse zwingende Nothwendigkeit, selbst wo der<lb/> strenge anatomische Nachweis fehlt.</p><lb/> <p>In die Lungen-Arterie dringen die eingeführten Thrombus-<lb/> stücke natürlich je nach ihrer Grösse verschieden weit ein.<lb/> Gewöhnlich setzt sich ein solches Stück da fest, wo eine Thei-<lb/> lung des Gefässes stattfindet, weil die abgehenden Gefässe zu<lb/> klein sind, um das Stück noch einzulassen. Bei sehr grossen<lb/> Stücken werden schon die Hauptstämme der Lungenarterie<lb/> verstopft, und es tritt augenblickliche Asphyxie ein; andere<lb/><figure><head>Fig. 72.</head></figure><lb/> Stücke wieder gehen bis in die feinsten<lb/> Arterien hinein und erzeugen von da aus<lb/> die kleinsten, zuweilen miliaren Entzündun-<lb/> gen des Parenchyms. Für die Deutung<lb/> dieser kleinen, oft sehr zahlreichen Heerde<lb/> muss ich eine Vermuthung erwähnen, welche<lb/> mir erst bei meinen neueren Untersuchun-<lb/> gen gekommen ist, von welcher ich aber<lb/> kein Bedenken trage, sie für eine noth-<lb/> wendige auszugeben. Ich glaube näm-<lb/> lich, dass, wenn ein grösseres Thrombusstück an einem be-<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 72. </head><p>Embolie der Lungenarterie. <hi rendition="#i">P</hi>. Mittelstarker Ast der Lungen-<lb/> arterie. <hi rendition="#i">E</hi>. der Embolus, auf dem Sporn der sich theilenden Arterie<lb/> reitend. <hi rendition="#i">t, t'</hi> der einkapselnde (secundäre) Thrombus: <hi rendition="#i">t</hi>, das Stück vor<lb/> dem Embolus, bis zu dem nächst höheren Collateralgefäss <hi rendition="#i">c</hi> reichend;<lb/><hi rendition="#i">t'</hi> das Stück hinter dem Embolus, die abgehenden Aeste <hi rendition="#i">r, r'</hi> grossen-<lb/> theils füllend und zuletzt konisch endigend.</p></figure><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0207]
Die embolische Metastase.
in den kleinen metastatischen Heerden zu untersuchen, aber
ich überzeuge mich immer mehr von der Nothwendigkeit, diese
Art der Entstehung als die Regel zu betrachten. Wenn man
eine grössere Reihe von Fällen statistisch vergleicht, so zeigt
sich, dass jedesmal, wo Metastasen vorkommen, auch Throm-
bose gewisser Gefässe besteht. Wir haben z. B. eben jetzt
eine ziemlich grosse Puerperalfieber-Epidemie gehabt. Dabei
stellte sich heraus, dass, so mannigfaltig die Formen der Er-
krankung auch waren, doch alle diejenigen Fälle, welche mit
Metastasen in den Lungen verbunden waren, auch mit Throm-
bose im Bereiche des Beckens oder der unteren Extremitäten
verlaufen waren, während bei den Lymphgefäss-Entzündungen
die Lungenmetastasen fehlten. Solche statistische Resultate
haben eine gewisse zwingende Nothwendigkeit, selbst wo der
strenge anatomische Nachweis fehlt.
In die Lungen-Arterie dringen die eingeführten Thrombus-
stücke natürlich je nach ihrer Grösse verschieden weit ein.
Gewöhnlich setzt sich ein solches Stück da fest, wo eine Thei-
lung des Gefässes stattfindet, weil die abgehenden Gefässe zu
klein sind, um das Stück noch einzulassen. Bei sehr grossen
Stücken werden schon die Hauptstämme der Lungenarterie
verstopft, und es tritt augenblickliche Asphyxie ein; andere
[Abbildung Fig. 72.]
Stücke wieder gehen bis in die feinsten
Arterien hinein und erzeugen von da aus
die kleinsten, zuweilen miliaren Entzündun-
gen des Parenchyms. Für die Deutung
dieser kleinen, oft sehr zahlreichen Heerde
muss ich eine Vermuthung erwähnen, welche
mir erst bei meinen neueren Untersuchun-
gen gekommen ist, von welcher ich aber
kein Bedenken trage, sie für eine noth-
wendige auszugeben. Ich glaube näm-
lich, dass, wenn ein grösseres Thrombusstück an einem be-
[Abbildung Fig. 72. Embolie der Lungenarterie. P. Mittelstarker Ast der Lungen-
arterie. E. der Embolus, auf dem Sporn der sich theilenden Arterie
reitend. t, t' der einkapselnde (secundäre) Thrombus: t, das Stück vor
dem Embolus, bis zu dem nächst höheren Collateralgefäss c reichend;
t' das Stück hinter dem Embolus, die abgehenden Aeste r, r' grossen-
theils füllend und zuletzt konisch endigend.]
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