Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.Achte Vorlesung. Der Strom der Lymphe scheint sich also zwischen diesenElementen durchzudrängen und eine eigentlich freie Bahn gar nicht zu existiren, indem die Elemente vielmehr wie die Theil- chen in einem Kohlenfiltrum zusammengedrängt liegen, so dass die Lymphe in einer mehr oder weniger gereinigten Weise auf der anderen Seite wieder hervorquillt. Die Follikel wären demnach als Räume zu betrachten, die mit zelligen Elementen erfüllt, aber durch ein balkiges Reticulum vielfach durchsetzt sind und die daher nicht mehr als Windungen oder Erweite- rungen der Lymphgefässe gelten können, sondern die sich zwischen den Gefässlauf einschieben, nachdem eine immer fei- nere Auflösung der Lymphgefässe erfolgt ist. Von den feinen Elementen, welche in den Follikeln enthalten [Abbildung]
Fig. 62. Drüsen vergrössert sind, um so zahlreicher sind die zelligenElemente, welche in das Blut übergehen, und um so grösser und entwickelter pflegen auch die einzelnen farblosen Zellen des Blutes selbst zu sein. Dasselbe Verhältniss scheint bei der Milz obzuwalten. [Abbildung] Fig. 62. Lymphkörperchen aus dem Innern der Lymphdrüsen- Achte Vorlesung. Der Strom der Lymphe scheint sich also zwischen diesenElementen durchzudrängen und eine eigentlich freie Bahn gar nicht zu existiren, indem die Elemente vielmehr wie die Theil- chen in einem Kohlenfiltrum zusammengedrängt liegen, so dass die Lymphe in einer mehr oder weniger gereinigten Weise auf der anderen Seite wieder hervorquillt. Die Follikel wären demnach als Räume zu betrachten, die mit zelligen Elementen erfüllt, aber durch ein balkiges Reticulum vielfach durchsetzt sind und die daher nicht mehr als Windungen oder Erweite- rungen der Lymphgefässe gelten können, sondern die sich zwischen den Gefässlauf einschieben, nachdem eine immer fei- nere Auflösung der Lymphgefässe erfolgt ist. Von den feinen Elementen, welche in den Follikeln enthalten [Abbildung]
Fig. 62. Drüsen vergrössert sind, um so zahlreicher sind die zelligenElemente, welche in das Blut übergehen, und um so grösser und entwickelter pflegen auch die einzelnen farblosen Zellen des Blutes selbst zu sein. Dasselbe Verhältniss scheint bei der Milz obzuwalten. [Abbildung] Fig. 62. Lymphkörperchen aus dem Innern der Lymphdrüsen- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0180" n="158"/><fw place="top" type="header">Achte Vorlesung.</fw><lb/> Der Strom der Lymphe scheint sich also zwischen diesen<lb/> Elementen durchzudrängen und eine eigentlich freie Bahn gar<lb/> nicht zu existiren, indem die Elemente vielmehr wie die Theil-<lb/> chen in einem Kohlenfiltrum zusammengedrängt liegen, so dass<lb/> die Lymphe in einer mehr oder weniger gereinigten Weise<lb/> auf der anderen Seite wieder hervorquillt. Die Follikel wären<lb/> demnach als Räume zu betrachten, die mit zelligen Elementen<lb/> erfüllt, aber durch ein balkiges Reticulum vielfach durchsetzt<lb/> sind und die daher nicht mehr als Windungen oder Erweite-<lb/> rungen der Lymphgefässe gelten können, sondern die sich<lb/> zwischen den Gefässlauf einschieben, nachdem eine immer fei-<lb/> nere Auflösung der Lymphgefässe erfolgt ist.</p><lb/> <p>Von den feinen Elementen, welche in den Follikeln enthalten<lb/> sind, den Parenchymzellen, scheint eine Ablösung einzelner<lb/> Theile zu erfolgen, welche nachher als farblose Blut- oder<lb/> Lymphkörperchen dem Blute sich beimischen. Je mehr die<lb/><figure><head>Fig. 62.</head></figure><lb/> Drüsen vergrössert sind, um so zahlreicher sind die zelligen<lb/> Elemente, welche in das Blut übergehen, und um so grösser<lb/> und entwickelter pflegen auch die einzelnen farblosen Zellen<lb/> des Blutes selbst zu sein.</p><lb/> <p>Dasselbe Verhältniss scheint bei der Milz obzuwalten.<lb/> Ursprünglich haben wir uns Alle gedacht, dass diejenigen Wege,<lb/> auf welchen die farblosen Körper die Milz verliessen, die Ve-<lb/> nen wären; aber ich bin auch hier zu dem Schlusse gekommen,<lb/> dass aller Wahrscheinlichkeit nach die Ausfuhr durch die<lb/> Lymphgefässe geschieht. —</p><lb/> <figure> <head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 62. </head> <p>Lymphkörperchen aus dem Innern der Lymphdrüsen-<lb/> Follikel. <hi rendition="#i">A</hi>. Die gewöhnlichen Elemente: <hi rendition="#i">a</hi>, nackte Kerne, mit und ohne<lb/> Kernkörperchen, einfach und getheilt. <hi rendition="#i">b</hi>, Zellen mit kleineren und grös-<lb/> seren Kernen, die Membran dem Kern sehr eng anliegend. <hi rendition="#i">B</hi>. Vergrös-<lb/> serte Elemente aus einer hyperplastischen Bronchialdrüse bei variolöser<lb/> Pneumonie (vgl. bei Fig. 57. die zugehörigen farblosen Blutkörperchen)<lb/><hi rendition="#i">a</hi>, grössere Zellen mit Körnern und einfachen Kernen. <hi rendition="#i">b</hi>, keulenförmige Zel-<lb/> len. <hi rendition="#i">c</hi>, grössere Zellen mit grösserem Kern und Kernkörperchen. <hi rendition="#i">d</hi>, Kern-<lb/> theilung. <hi rendition="#i">e</hi>, keulenförmige Zellen in dichter Aneinanderlagerung (Zel-<lb/> lentheilung?). <hi rendition="#i">C</hi>. Zellen mit endogener Brut. Vergrösserung 300.</p> </figure> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [158/0180]
Achte Vorlesung.
Der Strom der Lymphe scheint sich also zwischen diesen
Elementen durchzudrängen und eine eigentlich freie Bahn gar
nicht zu existiren, indem die Elemente vielmehr wie die Theil-
chen in einem Kohlenfiltrum zusammengedrängt liegen, so dass
die Lymphe in einer mehr oder weniger gereinigten Weise
auf der anderen Seite wieder hervorquillt. Die Follikel wären
demnach als Räume zu betrachten, die mit zelligen Elementen
erfüllt, aber durch ein balkiges Reticulum vielfach durchsetzt
sind und die daher nicht mehr als Windungen oder Erweite-
rungen der Lymphgefässe gelten können, sondern die sich
zwischen den Gefässlauf einschieben, nachdem eine immer fei-
nere Auflösung der Lymphgefässe erfolgt ist.
Von den feinen Elementen, welche in den Follikeln enthalten
sind, den Parenchymzellen, scheint eine Ablösung einzelner
Theile zu erfolgen, welche nachher als farblose Blut- oder
Lymphkörperchen dem Blute sich beimischen. Je mehr die
[Abbildung Fig. 62.]
Drüsen vergrössert sind, um so zahlreicher sind die zelligen
Elemente, welche in das Blut übergehen, und um so grösser
und entwickelter pflegen auch die einzelnen farblosen Zellen
des Blutes selbst zu sein.
Dasselbe Verhältniss scheint bei der Milz obzuwalten.
Ursprünglich haben wir uns Alle gedacht, dass diejenigen Wege,
auf welchen die farblosen Körper die Milz verliessen, die Ve-
nen wären; aber ich bin auch hier zu dem Schlusse gekommen,
dass aller Wahrscheinlichkeit nach die Ausfuhr durch die
Lymphgefässe geschieht. —
[Abbildung Fig. 62. Lymphkörperchen aus dem Innern der Lymphdrüsen-
Follikel. A. Die gewöhnlichen Elemente: a, nackte Kerne, mit und ohne
Kernkörperchen, einfach und getheilt. b, Zellen mit kleineren und grös-
seren Kernen, die Membran dem Kern sehr eng anliegend. B. Vergrös-
serte Elemente aus einer hyperplastischen Bronchialdrüse bei variolöser
Pneumonie (vgl. bei Fig. 57. die zugehörigen farblosen Blutkörperchen)
a, grössere Zellen mit Körnern und einfachen Kernen. b, keulenförmige Zel-
len. c, grössere Zellen mit grösserem Kern und Kernkörperchen. d, Kern-
theilung. e, keulenförmige Zellen in dichter Aneinanderlagerung (Zel-
lentheilung?). C. Zellen mit endogener Brut. Vergrösserung 300. ]
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