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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Hämatoidin.
ten von Krystallen, welche das Hämatin als gemeinschaft-
liche Quelle zu besitzen scheinen.

Der ersten Form, mit welcher ich mich selbst früher sehr
viel beschäftigte, habe ich den Namen Hämatoidin ge-

[Abbildung] Fig. 53.
geben. Es ist dies eines der häufigsten Umwand-
lungsprodukte, welches in dem Körper selbst aus
dem Hämatin entsteht, und zwar oft so massen-
haft, dass man seine Abscheidung mit blossem
Auge wahrnehmen kann. Diese Substanz er-
scheint in ihrer ausgebildeten Form als schiefe
rhombische Säule mit einem schön gelbrothen,
manchmal bei dickeren Stücken intensiv rubinrothen Aussehen,
und stellt eine der schönsten Krystallformen dar, die wir über-
haupt kennen. Auch in kleinen Tafeln findet sie sich nicht
selten, manchmal ziemlich ähnlich den Formen der Harnsäure. In
der Mehrzahl der Fälle sind die Krystalle sehr klein, nicht bloss
mikroskopisch, sondern selbst für die mikroskopische Betrach-
tung etwas difficil. Man muss entweder ein sehr scharfer
Beobachter oder speciell darauf vorbereitet sein, sonst findet
man häufig nichts weiter an den Stellen, wo das Hämatoidin
liegt, als kleine Striche oder ein scheinbar gestaltloses
Klümpchen. Allein, wenn man genauer zusieht, so lösen
sich die Striche in kleine rhombische Säulen, das
Klümpchen in ein Aggregat von Krystallen auf. Diese Form
kann als die regelmässige, typische Endform der Umbildungen
des Hämatins an Stellen des Körpers betrachtet werden, wo
grosse Massen von Blut liegen bleiben. Ein apoplectischer
Heerd des Gehirns z. B., wenn er heilt, kann nicht anders
heilen, als so, dass ein grosser Theil des Blutes in diese
Krystallisation übergeht, und wenn wir nachher eine gefärbte
Narbe an dieser Stelle finden, so können wir mit Gewissheit
darauf rechnen, dass die Farbe von Hämatoidin abhängt.
Wenn eine junge Dame menstruirt, und die Höhle des Graaf-
schen Follikels, wo das Ei ausgetreten ist, sich mit coagulir-
tem Blute füllt, so geht das Hämatin allmälig in Hämatoidin
[Abbildung] Fig. 53.

Hämatoidin-Krystalle in verschiedenen Formen (vgl. Ar-
chiv f. path. Anat. Bd. I. S. 391. Taf. III. Fig. 11). Vergr. 300.

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Hämatoidin.
ten von Krystallen, welche das Hämatin als gemeinschaft-
liche Quelle zu besitzen scheinen.

Der ersten Form, mit welcher ich mich selbst früher sehr
viel beschäftigte, habe ich den Namen Hämatoidin ge-

[Abbildung] Fig. 53.
geben. Es ist dies eines der häufigsten Umwand-
lungsprodukte, welches in dem Körper selbst aus
dem Hämatin entsteht, und zwar oft so massen-
haft, dass man seine Abscheidung mit blossem
Auge wahrnehmen kann. Diese Substanz er-
scheint in ihrer ausgebildeten Form als schiefe
rhombische Säule mit einem schön gelbrothen,
manchmal bei dickeren Stücken intensiv rubinrothen Aussehen,
und stellt eine der schönsten Krystallformen dar, die wir über-
haupt kennen. Auch in kleinen Tafeln findet sie sich nicht
selten, manchmal ziemlich ähnlich den Formen der Harnsäure. In
der Mehrzahl der Fälle sind die Krystalle sehr klein, nicht bloss
mikroskopisch, sondern selbst für die mikroskopische Betrach-
tung etwas difficil. Man muss entweder ein sehr scharfer
Beobachter oder speciell darauf vorbereitet sein, sonst findet
man häufig nichts weiter an den Stellen, wo das Hämatoidin
liegt, als kleine Striche oder ein scheinbar gestaltloses
Klümpchen. Allein, wenn man genauer zusieht, so lösen
sich die Striche in kleine rhombische Säulen, das
Klümpchen in ein Aggregat von Krystallen auf. Diese Form
kann als die regelmässige, typische Endform der Umbildungen
des Hämatins an Stellen des Körpers betrachtet werden, wo
grosse Massen von Blut liegen bleiben. Ein apoplectischer
Heerd des Gehirns z. B., wenn er heilt, kann nicht anders
heilen, als so, dass ein grosser Theil des Blutes in diese
Krystallisation übergeht, und wenn wir nachher eine gefärbte
Narbe an dieser Stelle finden, so können wir mit Gewissheit
darauf rechnen, dass die Farbe von Hämatoidin abhängt.
Wenn eine junge Dame menstruirt, und die Höhle des Graaf-
schen Follikels, wo das Ei ausgetreten ist, sich mit coagulir-
tem Blute füllt, so geht das Hämatin allmälig in Hämatoidin
[Abbildung] Fig. 53.

Hämatoidin-Krystalle in verschiedenen Formen (vgl. Ar-
chiv f. path. Anat. Bd. I. S. 391. Taf. III. Fig. 11). Vergr. 300.

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[129/0151] Hämatoidin. ten von Krystallen, welche das Hämatin als gemeinschaft- liche Quelle zu besitzen scheinen. Der ersten Form, mit welcher ich mich selbst früher sehr viel beschäftigte, habe ich den Namen Hämatoidin ge- [Abbildung Fig. 53.] geben. Es ist dies eines der häufigsten Umwand- lungsprodukte, welches in dem Körper selbst aus dem Hämatin entsteht, und zwar oft so massen- haft, dass man seine Abscheidung mit blossem Auge wahrnehmen kann. Diese Substanz er- scheint in ihrer ausgebildeten Form als schiefe rhombische Säule mit einem schön gelbrothen, manchmal bei dickeren Stücken intensiv rubinrothen Aussehen, und stellt eine der schönsten Krystallformen dar, die wir über- haupt kennen. Auch in kleinen Tafeln findet sie sich nicht selten, manchmal ziemlich ähnlich den Formen der Harnsäure. In der Mehrzahl der Fälle sind die Krystalle sehr klein, nicht bloss mikroskopisch, sondern selbst für die mikroskopische Betrach- tung etwas difficil. Man muss entweder ein sehr scharfer Beobachter oder speciell darauf vorbereitet sein, sonst findet man häufig nichts weiter an den Stellen, wo das Hämatoidin liegt, als kleine Striche oder ein scheinbar gestaltloses Klümpchen. Allein, wenn man genauer zusieht, so lösen sich die Striche in kleine rhombische Säulen, das Klümpchen in ein Aggregat von Krystallen auf. Diese Form kann als die regelmässige, typische Endform der Umbildungen des Hämatins an Stellen des Körpers betrachtet werden, wo grosse Massen von Blut liegen bleiben. Ein apoplectischer Heerd des Gehirns z. B., wenn er heilt, kann nicht anders heilen, als so, dass ein grosser Theil des Blutes in diese Krystallisation übergeht, und wenn wir nachher eine gefärbte Narbe an dieser Stelle finden, so können wir mit Gewissheit darauf rechnen, dass die Farbe von Hämatoidin abhängt. Wenn eine junge Dame menstruirt, und die Höhle des Graaf- schen Follikels, wo das Ei ausgetreten ist, sich mit coagulir- tem Blute füllt, so geht das Hämatin allmälig in Hämatoidin [Abbildung Fig. 53. Hämatoidin-Krystalle in verschiedenen Formen (vgl. Ar- chiv f. path. Anat. Bd. I. S. 391. Taf. III. Fig. 11). Vergr. 300.] 9

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/151>, abgerufen am 22.11.2024.