Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

muthig mit mir durch das Leben, und, wenn
es seyn müßte, mit mir in den Tod schrei-
ten könnte. ... Sehen Sie Juliane, das ist
alles! ... und ich habe es nicht gefunden,
obgleich schöne Frauen jedes Standes mir
überall und ohne Bedenken die unzweideutig-
sten Beweise ihrer Liebe, wie sie es nann-
ten, gaben. -- Mit welchen Frauen haben
Sie gelebt, Florentin! -- Jn der besten,
der feinsten Gesellschaft mitunter, seyn Sie
versichert, gute Juliane. -- Sie sollten
uns doch bald mit ihren Schicksalen und
Abentheuern bekannt machen, sagte Eduard.
-- O thun Sie es, sagte Juliane, Jhr Le-
benslauf muß sehr interessant seyn! -- Jn-
teressant! rief er aus; ich bitte euch, was
nennt ihr denn interessant? Jch weiß wahr-
haftig nicht, ob er das seyn wird. Jch wollte,
mein Lebenslauf gehörte irgend einem andern
zu, vielleicht würde ich ihn dann auch ergötz-
lich finden: als mein eigner Lebenslauf aber ge-
fällt er mir eben nicht. Euch will ich auch ein-
mal die Lust verschaffen, nur jetzt nicht, denn

muthig mit mir durch das Leben, und, wenn
es ſeyn muͤßte, mit mir in den Tod ſchrei-
ten koͤnnte. … Sehen Sie Juliane, das iſt
alles! … und ich habe es nicht gefunden,
obgleich ſchoͤne Frauen jedes Standes mir
uͤberall und ohne Bedenken die unzweideutig-
ſten Beweiſe ihrer Liebe, wie ſie es nann-
ten, gaben. — Mit welchen Frauen haben
Sie gelebt, Florentin! — Jn der beſten,
der feinſten Geſellſchaft mitunter, ſeyn Sie
verſichert, gute Juliane. — Sie ſollten
uns doch bald mit ihren Schickſalen und
Abentheuern bekannt machen, ſagte Eduard.
— O thun Sie es, ſagte Juliane, Jhr Le-
benslauf muß ſehr intereſſant ſeyn! — Jn-
tereſſant! rief er aus; ich bitte euch, was
nennt ihr denn intereſſant? Jch weiß wahr-
haftig nicht, ob er das ſeyn wird. Jch wollte,
mein Lebenslauf gehoͤrte irgend einem andern
zu, vielleicht wuͤrde ich ihn dann auch ergoͤtz-
lich finden: als mein eigner Lebenslauf aber ge-
faͤllt er mir eben nicht. Euch will ich auch ein-
mal die Luſt verſchaffen, nur jetzt nicht, denn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="82"/>
muthig mit mir durch das Leben, und, wenn<lb/>
es &#x017F;eyn mu&#x0364;ßte, mit mir in den Tod &#x017F;chrei-<lb/>
ten ko&#x0364;nnte. &#x2026; Sehen Sie Juliane, das i&#x017F;t<lb/>
alles! &#x2026; und ich habe es nicht gefunden,<lb/>
obgleich &#x017F;cho&#x0364;ne Frauen jedes Standes mir<lb/>
u&#x0364;berall und ohne Bedenken die unzweideutig-<lb/>
&#x017F;ten Bewei&#x017F;e ihrer Liebe, wie &#x017F;ie es nann-<lb/>
ten, gaben. &#x2014; Mit welchen Frauen haben<lb/>
Sie gelebt, Florentin! &#x2014; Jn der be&#x017F;ten,<lb/>
der fein&#x017F;ten Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft mitunter, &#x017F;eyn Sie<lb/>
ver&#x017F;ichert, gute Juliane. &#x2014; Sie &#x017F;ollten<lb/>
uns doch bald mit ihren Schick&#x017F;alen und<lb/>
Abentheuern bekannt machen, &#x017F;agte Eduard.<lb/>
&#x2014; O thun Sie es, &#x017F;agte Juliane, Jhr Le-<lb/>
benslauf muß &#x017F;ehr intere&#x017F;&#x017F;ant &#x017F;eyn! &#x2014; Jn-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;ant! rief er aus; ich bitte euch, was<lb/>
nennt ihr denn intere&#x017F;&#x017F;ant? Jch weiß wahr-<lb/>
haftig nicht, ob er das &#x017F;eyn wird. Jch wollte,<lb/>
mein Lebenslauf geho&#x0364;rte irgend einem andern<lb/>
zu, vielleicht wu&#x0364;rde ich ihn dann auch ergo&#x0364;tz-<lb/>
lich finden: als mein eigner Lebenslauf aber ge-<lb/>
fa&#x0364;llt er mir eben nicht. Euch will ich auch ein-<lb/>
mal die Lu&#x017F;t ver&#x017F;chaffen, nur jetzt nicht, denn<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0090] muthig mit mir durch das Leben, und, wenn es ſeyn muͤßte, mit mir in den Tod ſchrei- ten koͤnnte. … Sehen Sie Juliane, das iſt alles! … und ich habe es nicht gefunden, obgleich ſchoͤne Frauen jedes Standes mir uͤberall und ohne Bedenken die unzweideutig- ſten Beweiſe ihrer Liebe, wie ſie es nann- ten, gaben. — Mit welchen Frauen haben Sie gelebt, Florentin! — Jn der beſten, der feinſten Geſellſchaft mitunter, ſeyn Sie verſichert, gute Juliane. — Sie ſollten uns doch bald mit ihren Schickſalen und Abentheuern bekannt machen, ſagte Eduard. — O thun Sie es, ſagte Juliane, Jhr Le- benslauf muß ſehr intereſſant ſeyn! — Jn- tereſſant! rief er aus; ich bitte euch, was nennt ihr denn intereſſant? Jch weiß wahr- haftig nicht, ob er das ſeyn wird. Jch wollte, mein Lebenslauf gehoͤrte irgend einem andern zu, vielleicht wuͤrde ich ihn dann auch ergoͤtz- lich finden: als mein eigner Lebenslauf aber ge- faͤllt er mir eben nicht. Euch will ich auch ein- mal die Luſt verſchaffen, nur jetzt nicht, denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/90
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/90>, abgerufen am 14.05.2024.