wiß in wenigen Stunden hier seyn. -- So müßt ihr mich jetzt verlassen, Jhr Lieben, ich muß nun zu ruhen suchen, um auf die Freude des morgenden Tages gestärkt zu seyn. -- Erst Jhren Segen, Tante, eh wir Sie verlassen! Segen für uns! -- Gott segne meine lieben Kinder! mögt Jhr nie die Leiden der Liebe er- fahren! Gott segne Euch! -- Eduard war über ihre Hand gebeugt, Juliane hob ihre Au- gen zum Himmel, um Erfüllung des segnenden Wunsches zu erflehen; Betty weinte, ihr Ge- sicht mit beyden Händen verdeckend.
Eduard ging dem Doktor im Garten nach; da sie nun daselbst alles still fanden, so gingen sie von der andern Seite der Terrasse am See hinunter, und suchten an dem bestimmten Ort den Kahn, der zur Ueberfarth immer bereit war; da sie ihn aber nicht fanden, vermutheten sie sogleich, daß Florentin sich nach dem Hause des Doktors übergesetzt hätte. Sie eilten zurück, ließen anspannen, und fuhren hinaus. Flo- rentin war nirgends zu finden.
wiß in wenigen Stunden hier ſeyn. — So muͤßt ihr mich jetzt verlaſſen, Jhr Lieben, ich muß nun zu ruhen ſuchen, um auf die Freude des morgenden Tages geſtaͤrkt zu ſeyn. — Erſt Jhren Segen, Tante, eh wir Sie verlaſſen! Segen fuͤr uns! — Gott ſegne meine lieben Kinder! moͤgt Jhr nie die Leiden der Liebe er- fahren! Gott ſegne Euch! — Eduard war uͤber ihre Hand gebeugt, Juliane hob ihre Au- gen zum Himmel, um Erfuͤllung des ſegnenden Wunſches zu erflehen; Betty weinte, ihr Ge- ſicht mit beyden Haͤnden verdeckend.
Eduard ging dem Doktor im Garten nach; da ſie nun daſelbſt alles ſtill fanden, ſo gingen ſie von der andern Seite der Terraſſe am See hinunter, und ſuchten an dem beſtimmten Ort den Kahn, der zur Ueberfarth immer bereit war; da ſie ihn aber nicht fanden, vermutheten ſie ſogleich, daß Florentin ſich nach dem Hauſe des Doktors uͤbergeſetzt haͤtte. Sie eilten zuruͤck, ließen anſpannen, und fuhren hinaus. Flo- rentin war nirgends zu finden.
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wiß in wenigen Stunden hier ſeyn. — So
muͤßt ihr mich jetzt verlaſſen, Jhr Lieben, ich
muß nun zu ruhen ſuchen, um auf die Freude
des morgenden Tages geſtaͤrkt zu ſeyn. — Erſt
Jhren Segen, Tante, eh wir Sie verlaſſen!
Segen fuͤr uns! — Gott ſegne meine lieben
Kinder! moͤgt Jhr nie die Leiden der Liebe er-
fahren! Gott ſegne Euch! — Eduard war
uͤber ihre Hand gebeugt, Juliane hob ihre Au-
gen zum Himmel, um Erfuͤllung des ſegnenden
Wunſches zu erflehen; Betty weinte, ihr Ge-
ſicht mit beyden Haͤnden verdeckend.
Eduard ging dem Doktor im Garten nach;
da ſie nun daſelbſt alles ſtill fanden, ſo gingen
ſie von der andern Seite der Terraſſe am See
hinunter, und ſuchten an dem beſtimmten Ort
den Kahn, der zur Ueberfarth immer bereit war;
da ſie ihn aber nicht fanden, vermutheten ſie
ſogleich, daß Florentin ſich nach dem Hauſe des
Doktors uͤbergeſetzt haͤtte. Sie eilten zuruͤck,
ließen anſpannen, und fuhren hinaus. Flo-
rentin war nirgends zu finden.
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/396>, abgerufen am 28.09.2024.
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