Gegenwart der rohen Gesellen zuwider. An- fangs war er zwar Willens gewesen, sich mit ihnen zu belustigen, aber er war es nicht im Stande. Jm Freyen, in einer schönen Ge- gend, dünkten ihm verhaßte Personen noch ver- haßter als im Zimmer. --
Er erkundigte sich bey Betty, ob der Gar- ten immer, so wie heute, für jedermann frey wäre? -- Jmmer, sagte sie; hier ist der be- liebteste, besuchteste Spaziergang der Einwoh- ner, und der liebste Spielplatz der Kinder. Man kömmt und geht, wenn man will, und jeder genießt der unumschränktesten Freyheit. -- Einer von den Begleitern bezeigte seine Ver- wunderung, daß die Gräfin weder Beschädi- gung noch Unordnung befürchte bey dieser allge- meinen Freyheit. -- Mißbrauch der Freyheit, sagt die Tante, ist bey weitem nicht so sehr zu befürchten, als Schadloshaltung für den Zwang! Sey es nun dies oder die allgemeine Achtung und Liebe für sie, kurz es ist noch niemals et- was verdrüßliches vorgefallen, so viel ich weiß. -- Es kömmt darauf an, fuhr Walter wieder dazwischen, was man so dafür annehmen
Florentin I. 25
Gegenwart der rohen Geſellen zuwider. An- fangs war er zwar Willens geweſen, ſich mit ihnen zu beluſtigen, aber er war es nicht im Stande. Jm Freyen, in einer ſchoͤnen Ge- gend, duͤnkten ihm verhaßte Perſonen noch ver- haßter als im Zimmer. —
Er erkundigte ſich bey Betty, ob der Gar- ten immer, ſo wie heute, fuͤr jedermann frey waͤre? — Jmmer, ſagte ſie; hier iſt der be- liebteſte, beſuchteſte Spaziergang der Einwoh- ner, und der liebſte Spielplatz der Kinder. Man koͤmmt und geht, wenn man will, und jeder genießt der unumſchraͤnkteſten Freyheit. — Einer von den Begleitern bezeigte ſeine Ver- wunderung, daß die Graͤfin weder Beſchaͤdi- gung noch Unordnung befuͤrchte bey dieſer allge- meinen Freyheit. — Mißbrauch der Freyheit, ſagt die Tante, iſt bey weitem nicht ſo ſehr zu befuͤrchten, als Schadloshaltung fuͤr den Zwang! Sey es nun dies oder die allgemeine Achtung und Liebe fuͤr ſie, kurz es iſt noch niemals et- was verdruͤßliches vorgefallen, ſo viel ich weiß. — Es koͤmmt darauf an, fuhr Walter wieder dazwiſchen, was man ſo dafuͤr annehmen
Florentin I. 25
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Gegenwart der rohen Geſellen zuwider. An-
fangs war er zwar Willens geweſen, ſich mit
ihnen zu beluſtigen, aber er war es nicht im
Stande. Jm Freyen, in einer ſchoͤnen Ge-
gend, duͤnkten ihm verhaßte Perſonen noch ver-
haßter als im Zimmer. —
Er erkundigte ſich bey Betty, ob der Gar-
ten immer, ſo wie heute, fuͤr jedermann frey
waͤre? — Jmmer, ſagte ſie; hier iſt der be-
liebteſte, beſuchteſte Spaziergang der Einwoh-
ner, und der liebſte Spielplatz der Kinder.
Man koͤmmt und geht, wenn man will, und
jeder genießt der unumſchraͤnkteſten Freyheit. —
Einer von den Begleitern bezeigte ſeine Ver-
wunderung, daß die Graͤfin weder Beſchaͤdi-
gung noch Unordnung befuͤrchte bey dieſer allge-
meinen Freyheit. — Mißbrauch der Freyheit,
ſagt die Tante, iſt bey weitem nicht ſo ſehr zu
befuͤrchten, als Schadloshaltung fuͤr den Zwang!
Sey es nun dies oder die allgemeine Achtung
und Liebe fuͤr ſie, kurz es iſt noch niemals et-
was verdruͤßliches vorgefallen, ſo viel ich weiß.
— Es koͤmmt darauf an, fuhr Walter wieder
dazwiſchen, was man ſo dafuͤr annehmen
Florentin I. 25
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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/389>, abgerufen am 08.09.2024.
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