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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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Lichte. Florentin hatte niemals weniger den
Mangel an Witz und überraschenden Einsäl-
len in der Unterhaltung vermißt, als bey
diesen wahrhaft verdienstvollen Mann. Er
ward nicht müde ihn reden zu hören; auch
sprach er immer besser je mehr er Gelegen-
heit fand, seine tiefe Gelehrsamkeit und die
mannichfaltigen gründlichen Kenntnisse anzu-
wenden. Seine sonst mehr ruhige Physio-
gnomie ward dann durch Begeisterung erhöht,
besonders bey gewissen, ihm heiligen Din-
gen. So sprach er das Wort, Natur, im-
mer mit einer Art von Ehrfurcht aus, so wie
man im Tempel sich vor den Namen des Aller-
höchsten beugt.

Eine neue Welt ging vor Florentin auf bey
seinem Gespräch. Nie hat er sich mehr be-
lehrt gefühlt, nie hatte er größere Achtung
für einen Menschen empfunden. Nur zu
schnell verging ihm der Abend; es graute ihm,
als er daran dachte, in die Stadt zu dem lär-
menden Gasthof zurück zu kehren. Es konnte

Lichte. Florentin hatte niemals weniger den
Mangel an Witz und uͤberraſchenden Einſaͤl-
len in der Unterhaltung vermißt, als bey
dieſen wahrhaft verdienſtvollen Mann. Er
ward nicht muͤde ihn reden zu hoͤren; auch
ſprach er immer beſſer je mehr er Gelegen-
heit fand, ſeine tiefe Gelehrſamkeit und die
mannichfaltigen gruͤndlichen Kenntniſſe anzu-
wenden. Seine ſonſt mehr ruhige Phyſio-
gnomie ward dann durch Begeiſterung erhoͤht,
beſonders bey gewiſſen, ihm heiligen Din-
gen. So ſprach er das Wort, Natur, im-
mer mit einer Art von Ehrfurcht aus, ſo wie
man im Tempel ſich vor den Namen des Aller-
hoͤchſten beugt.

Eine neue Welt ging vor Florentin auf bey
ſeinem Geſpraͤch. Nie hat er ſich mehr be-
lehrt gefuͤhlt, nie hatte er groͤßere Achtung
fuͤr einen Menſchen empfunden. Nur zu
ſchnell verging ihm der Abend; es graute ihm,
als er daran dachte, in die Stadt zu dem laͤr-
menden Gaſthof zuruͤck zu kehren. Es konnte

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[347/0355] Lichte. Florentin hatte niemals weniger den Mangel an Witz und uͤberraſchenden Einſaͤl- len in der Unterhaltung vermißt, als bey dieſen wahrhaft verdienſtvollen Mann. Er ward nicht muͤde ihn reden zu hoͤren; auch ſprach er immer beſſer je mehr er Gelegen- heit fand, ſeine tiefe Gelehrſamkeit und die mannichfaltigen gruͤndlichen Kenntniſſe anzu- wenden. Seine ſonſt mehr ruhige Phyſio- gnomie ward dann durch Begeiſterung erhoͤht, beſonders bey gewiſſen, ihm heiligen Din- gen. So ſprach er das Wort, Natur, im- mer mit einer Art von Ehrfurcht aus, ſo wie man im Tempel ſich vor den Namen des Aller- hoͤchſten beugt. Eine neue Welt ging vor Florentin auf bey ſeinem Geſpraͤch. Nie hat er ſich mehr be- lehrt gefuͤhlt, nie hatte er groͤßere Achtung fuͤr einen Menſchen empfunden. Nur zu ſchnell verging ihm der Abend; es graute ihm, als er daran dachte, in die Stadt zu dem laͤr- menden Gaſthof zuruͤck zu kehren. Es konnte

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/355>, abgerufen am 23.11.2024.