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Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

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de Vereinigung mit der Geliebten, um ihn ganz
fest zu halten. Jch habe Sinn für häusliche
Freuden an ihm wahrgenommen; ich kann an
niemand verzweifeln, dem dieser Sinn nicht
fehlt. Laß uns nur nicht weiter mit unserer
Vorsorge dringen wollen! Unsre Hoffnung ist,
sie dauernd glücklich zu sehen. Doch wer ent-
hüllt uns die Zukunft? Dürfen wir uns er-
lauben, Böses zu verüben, um ein künftiges
Gut zu sichern? Das wäre ja sogar gegen
Deinen eignen Grundsatz.

Du weißt doch, daß Eduard seinen Plan,
gleich nach der Vermählung mit Julianen auf
Reisen zu gehen, aufgegeben hat, zu unsrer
großen Freude. Die Kleine konnte sich nicht
entschließen, uns zu verlassen, er hat sich auf
ihr unablässiges Bitten entschlossen, noch einige
Jahre bey uns zu leben, eh er seine weitern
Plane ausführt. Sie bleibt also immer noch
in unserer Mitte, er raubt sie unserm Kreise
noch nicht, er selbst ist ein theures Mitglied
desselben geworden. Wir wollen nun alles auf-
bieten, um ihn seinen neuen Entschluß nicht

de Vereinigung mit der Geliebten, um ihn ganz
feſt zu halten. Jch habe Sinn fuͤr haͤusliche
Freuden an ihm wahrgenommen; ich kann an
niemand verzweifeln, dem dieſer Sinn nicht
fehlt. Laß uns nur nicht weiter mit unſerer
Vorſorge dringen wollen! Unſre Hoffnung iſt,
ſie dauernd gluͤcklich zu ſehen. Doch wer ent-
huͤllt uns die Zukunft? Duͤrfen wir uns er-
lauben, Boͤſes zu veruͤben, um ein kuͤnftiges
Gut zu ſichern? Das waͤre ja ſogar gegen
Deinen eignen Grundſatz.

Du weißt doch, daß Eduard ſeinen Plan,
gleich nach der Vermaͤhlung mit Julianen auf
Reiſen zu gehen, aufgegeben hat, zu unſrer
großen Freude. Die Kleine konnte ſich nicht
entſchließen, uns zu verlaſſen, er hat ſich auf
ihr unablaͤſſiges Bitten entſchloſſen, noch einige
Jahre bey uns zu leben, eh er ſeine weitern
Plane ausfuͤhrt. Sie bleibt alſo immer noch
in unſerer Mitte, er raubt ſie unſerm Kreiſe
noch nicht, er ſelbſt iſt ein theures Mitglied
deſſelben geworden. Wir wollen nun alles auf-
bieten, um ihn ſeinen neuen Entſchluß nicht

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[302/0310] de Vereinigung mit der Geliebten, um ihn ganz feſt zu halten. Jch habe Sinn fuͤr haͤusliche Freuden an ihm wahrgenommen; ich kann an niemand verzweifeln, dem dieſer Sinn nicht fehlt. Laß uns nur nicht weiter mit unſerer Vorſorge dringen wollen! Unſre Hoffnung iſt, ſie dauernd gluͤcklich zu ſehen. Doch wer ent- huͤllt uns die Zukunft? Duͤrfen wir uns er- lauben, Boͤſes zu veruͤben, um ein kuͤnftiges Gut zu ſichern? Das waͤre ja ſogar gegen Deinen eignen Grundſatz. Du weißt doch, daß Eduard ſeinen Plan, gleich nach der Vermaͤhlung mit Julianen auf Reiſen zu gehen, aufgegeben hat, zu unſrer großen Freude. Die Kleine konnte ſich nicht entſchließen, uns zu verlaſſen, er hat ſich auf ihr unablaͤſſiges Bitten entſchloſſen, noch einige Jahre bey uns zu leben, eh er ſeine weitern Plane ausfuͤhrt. Sie bleibt alſo immer noch in unſerer Mitte, er raubt ſie unſerm Kreiſe noch nicht, er ſelbſt iſt ein theures Mitglied deſſelben geworden. Wir wollen nun alles auf- bieten, um ihn ſeinen neuen Entſchluß nicht

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Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/310>, abgerufen am 26.06.2024.