Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Klagen über Verwüstungen sich täglich meh-
ren; es war aber bis jetzt noch immer nicht
geschehen. Zufällig entdeckte ich es, da ich
eben einen Vogel aufnehmen wollte, den ich
heruntergeschossen. Jch bezeichnete den Ort,
um ihn dem Jäger anzuzeigen, und ging
etwas näher hin zum Lager, weil die Alte
nicht dabey war; in dem Augenblick kam
sie aber aus dem Dickicht, wo der Schuß
sie aufgeschreckt hatte, und gerade auf mich
los. -- Und nun erzählte er ferner in präch-
tigen Ausdrücken den ganzen Hergang, und
was der Fremde so glücklich ausgeführt hatte.
Der junge Mann suchte sich zu entschuldigen,
daß er sich so weit von ihm entfernt; und
nun erzählte auch der Jockey seinen Schrecken,
als er Jhre Gnaden hätte fehlschießen sehen;
wie er gleich nach Hülfe gerufen habe, und
dem fremden Herrn begegnet sey, und wie
auch dieser fehlgeschossen; wie er dann in
großer Angst umhergeritten, um den jungen
gnädigen Herrn zu suchen, den er endlich
auf dem Berge am Ende des Waldes gefun-

Klagen uͤber Verwuͤſtungen ſich taͤglich meh-
ren; es war aber bis jetzt noch immer nicht
geſchehen. Zufaͤllig entdeckte ich es, da ich
eben einen Vogel aufnehmen wollte, den ich
heruntergeſchoſſen. Jch bezeichnete den Ort,
um ihn dem Jaͤger anzuzeigen, und ging
etwas naͤher hin zum Lager, weil die Alte
nicht dabey war; in dem Augenblick kam
ſie aber aus dem Dickicht, wo der Schuß
ſie aufgeſchreckt hatte, und gerade auf mich
los. — Und nun erzaͤhlte er ferner in praͤch-
tigen Ausdruͤcken den ganzen Hergang, und
was der Fremde ſo gluͤcklich ausgefuͤhrt hatte.
Der junge Mann ſuchte ſich zu entſchuldigen,
daß er ſich ſo weit von ihm entfernt; und
nun erzaͤhlte auch der Jockey ſeinen Schrecken,
als er Jhre Gnaden haͤtte fehlſchießen ſehen;
wie er gleich nach Huͤlfe gerufen habe, und
dem fremden Herrn begegnet ſey, und wie
auch dieſer fehlgeſchoſſen; wie er dann in
großer Angſt umhergeritten, um den jungen
gnaͤdigen Herrn zu ſuchen, den er endlich
auf dem Berge am Ende des Waldes gefun-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0021" n="13"/>
Klagen u&#x0364;ber Verwu&#x0364;&#x017F;tungen &#x017F;ich ta&#x0364;glich meh-<lb/>
ren; es war aber bis jetzt noch immer nicht<lb/>
ge&#x017F;chehen. Zufa&#x0364;llig entdeckte ich es, da ich<lb/>
eben einen Vogel aufnehmen wollte, den ich<lb/>
herunterge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en. Jch bezeichnete den Ort,<lb/>
um ihn dem Ja&#x0364;ger anzuzeigen, und ging<lb/>
etwas na&#x0364;her hin zum Lager, weil die Alte<lb/>
nicht dabey war; in dem Augenblick kam<lb/>
&#x017F;ie aber aus dem Dickicht, wo der Schuß<lb/>
&#x017F;ie aufge&#x017F;chreckt hatte, und gerade auf mich<lb/>
los. &#x2014; Und nun erza&#x0364;hlte er ferner in pra&#x0364;ch-<lb/>
tigen Ausdru&#x0364;cken den ganzen Hergang, und<lb/>
was der Fremde &#x017F;o glu&#x0364;cklich ausgefu&#x0364;hrt hatte.<lb/>
Der junge Mann &#x017F;uchte &#x017F;ich zu ent&#x017F;chuldigen,<lb/>
daß er &#x017F;ich &#x017F;o weit von ihm entfernt; und<lb/>
nun erza&#x0364;hlte auch der Jockey &#x017F;einen Schrecken,<lb/>
als er Jhre Gnaden ha&#x0364;tte fehl&#x017F;chießen &#x017F;ehen;<lb/>
wie er gleich nach Hu&#x0364;lfe gerufen habe, und<lb/>
dem fremden Herrn begegnet &#x017F;ey, und wie<lb/>
auch die&#x017F;er fehlge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en; wie er dann in<lb/>
großer Ang&#x017F;t umhergeritten, um den jungen<lb/>
gna&#x0364;digen Herrn zu &#x017F;uchen, den er endlich<lb/>
auf dem Berge am Ende des Waldes gefun-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] Klagen uͤber Verwuͤſtungen ſich taͤglich meh- ren; es war aber bis jetzt noch immer nicht geſchehen. Zufaͤllig entdeckte ich es, da ich eben einen Vogel aufnehmen wollte, den ich heruntergeſchoſſen. Jch bezeichnete den Ort, um ihn dem Jaͤger anzuzeigen, und ging etwas naͤher hin zum Lager, weil die Alte nicht dabey war; in dem Augenblick kam ſie aber aus dem Dickicht, wo der Schuß ſie aufgeſchreckt hatte, und gerade auf mich los. — Und nun erzaͤhlte er ferner in praͤch- tigen Ausdruͤcken den ganzen Hergang, und was der Fremde ſo gluͤcklich ausgefuͤhrt hatte. Der junge Mann ſuchte ſich zu entſchuldigen, daß er ſich ſo weit von ihm entfernt; und nun erzaͤhlte auch der Jockey ſeinen Schrecken, als er Jhre Gnaden haͤtte fehlſchießen ſehen; wie er gleich nach Huͤlfe gerufen habe, und dem fremden Herrn begegnet ſey, und wie auch dieſer fehlgeſchoſſen; wie er dann in großer Angſt umhergeritten, um den jungen gnaͤdigen Herrn zu ſuchen, den er endlich auf dem Berge am Ende des Waldes gefun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/21
Zitationshilfe: Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/veitschlegel_florentin_1801/21>, abgerufen am 28.04.2024.