Schlegel, Dorothea von: Florentin. Hrsg. v. Friedrich Schlegel. Lübeck u. a., 1801.Zehntes Kapitel. Auf meiner einsamen Reise hatte ich Raum Jch dachte an Manfredi, ich wünschte bey Zehntes Kapitel. Auf meiner einſamen Reiſe hatte ich Raum Jch dachte an Manfredi, ich wuͤnſchte bey <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0173" n="[165]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Zehntes Kapitel.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>uf meiner einſamen Reiſe hatte ich Raum<lb/> etwas nachzudenken. Mir war, als haͤtte mich<lb/> ein bezauberter Wirbelwind aus Venedig und<lb/> allen Verhaͤltniſſen geriſſen. War es aber das<lb/> ploͤtzliche des ganzen Ereigniſſes, oder war es,<lb/> daß mein Leben in Venedig mich beſchaͤftigt hat-<lb/> te, ohne mich zu intereſſiren, kurz mir ſchwebte<lb/> das Ganze wie laͤngſt vergangen nur entfernt<lb/> im Gedaͤchtniß, ich konnte meine Wuͤnſche und<lb/> meine Gedanken alle vorwaͤrts richten, nichts<lb/> zog mich zuruͤck. Dieß machte mich aufmerk-<lb/> ſam auf mich ſelbſt, und auf die Leere meiner<lb/> gefuͤhrten Lebensart.</p><lb/> <p>Jch dachte an Manfredi, ich wuͤnſchte bey<lb/> ihm zu ſeyn; zu gleicher Zeit fuͤhlte ich eine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[165]/0173]
Zehntes Kapitel.
Auf meiner einſamen Reiſe hatte ich Raum
etwas nachzudenken. Mir war, als haͤtte mich
ein bezauberter Wirbelwind aus Venedig und
allen Verhaͤltniſſen geriſſen. War es aber das
ploͤtzliche des ganzen Ereigniſſes, oder war es,
daß mein Leben in Venedig mich beſchaͤftigt hat-
te, ohne mich zu intereſſiren, kurz mir ſchwebte
das Ganze wie laͤngſt vergangen nur entfernt
im Gedaͤchtniß, ich konnte meine Wuͤnſche und
meine Gedanken alle vorwaͤrts richten, nichts
zog mich zuruͤck. Dieß machte mich aufmerk-
ſam auf mich ſelbſt, und auf die Leere meiner
gefuͤhrten Lebensart.
Jch dachte an Manfredi, ich wuͤnſchte bey
ihm zu ſeyn; zu gleicher Zeit fuͤhlte ich eine
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