aber sie öffnen immer unser Herz, bewegen es zur Liebe. Das that Gentz für mich: und nie wird er bei mir sterben.
Übrigens glaube ich jetzt, wir werden nach dem Sterben von einander wissen: oder vielmehr, uns zusammen finden. Dies gesagt, grüße ich Sie, und bin überzeugt, mein Schrei- ben freut sie.
Fr. Varnhagen.
An Michael Beer, in Berlin.
Freitag, den 29. Juni 1832.
Sehr gerne, lieber Herr Beer, hätte ich Sie über "Hand und Schwert" gesprochen! Ich habe, wie bei Varnhagen und Robert, wenn ich von ihnen etwas nachsehe, Kreuzchen ge- macht; bei allen schönen Stellen: + solches; bei zu ändern- den solches. Eine muß geändert werden: da steht solch Zeichen.
Ich bin für das Stück: schon daß es innerlich, und un- ter Wenigen; und ohne Volk und Lärm -- großes Bedürf- niß, dringendes jetzt -- in Opern und Stücken! -- Die Portici ist mir ein Gräuel: mit dem ambulanten Fisch- markt; und den legitimen Krämpfen zuletzt; und der willkür- lich-unnützen Stummen; und den inspirations premeditees! und mit seinem auf Effekt Arbeiten. -- Und nicht, wie mir erzählt ward, nur zuletzt kommt Anno 15 in Ihrem Stück vor; sondern, es ist das Element, in dem das Stück sich be- wegt. Geweint habe ich ganz zuletzt, bitterlich: über das, was der General sagt. Und nicht überflüssig ist der fünfte
aber ſie öffnen immer unſer Herz, bewegen es zur Liebe. Das that Gentz für mich: und nie wird er bei mir ſterben.
Übrigens glaube ich jetzt, wir werden nach dem Sterben von einander wiſſen: oder vielmehr, uns zuſammen finden. Dies geſagt, grüße ich Sie, und bin überzeugt, mein Schrei- ben freut ſie.
Fr. Varnhagen.
An Michael Beer, in Berlin.
Freitag, den 29. Juni 1832.
Sehr gerne, lieber Herr Beer, hätte ich Sie über „Hand und Schwert“ geſprochen! Ich habe, wie bei Varnhagen und Robert, wenn ich von ihnen etwas nachſehe, Kreuzchen ge- macht; bei allen ſchönen Stellen: + ſolches; bei zu ändern- den ≠ ſolches. Eine muß geändert werden: da ſteht ſolch ≢ Zeichen.
Ich bin für das Stück: ſchon daß es innerlich, und un- ter Wenigen; und ohne Volk und Lärm — großes Bedürf- niß, dringendes jetzt — in Opern und Stücken! — Die Portici iſt mir ein Gräuel: mit dem ambulanten Fiſch- markt; und den legitimen Krämpfen zuletzt; und der willkür- lich-unnützen Stummen; und den inspirations préméditées! und mit ſeinem auf Effekt Arbeiten. — Und nicht, wie mir erzählt ward, nur zuletzt kommt Anno 15 in Ihrem Stück vor; ſondern, es iſt das Element, in dem das Stück ſich be- wegt. Geweint habe ich ganz zuletzt, bitterlich: über das, was der General ſagt. Und nicht überflüſſig iſt der fünfte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0586"n="578"/>
aber ſie öffnen immer unſer Herz, bewegen es zur Liebe. Das<lb/>
that Gentz für mich: und nie wird er bei mir ſterben.</p><lb/><p>Übrigens glaube ich jetzt, wir werden nach dem Sterben<lb/>
von einander wiſſen: oder vielmehr, uns zuſammen finden.<lb/>
Dies geſagt, grüße ich Sie, und bin überzeugt, mein Schrei-<lb/>
ben freut ſie.</p><closer><salute><hirendition="#et">Fr. Varnhagen.</hi></salute></closer></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>An Michael Beer, in Berlin.</head><lb/><dateline><hirendition="#et">Freitag, den 29. Juni 1832.</hi></dateline><lb/><p>Sehr gerne, lieber Herr Beer, hätte ich Sie über „Hand<lb/>
und Schwert“ geſprochen! Ich habe, wie bei Varnhagen und<lb/>
Robert, wenn ich von ihnen etwas nachſehe, Kreuzchen ge-<lb/>
macht; bei allen ſchönen Stellen: + ſolches; bei zu ändern-<lb/>
den ≠ſolches. Eine <hirendition="#g">muß</hi> geändert werden: da ſteht ſolch<lb/>≢ Zeichen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi> bin <hirendition="#g">für</hi> das Stück: ſchon daß es innerlich, und un-<lb/>
ter Wenigen; und ohne Volk und Lärm — großes Bedürf-<lb/>
niß, <hirendition="#g">dringendes jetzt</hi>— in Opern und Stücken! — Die<lb/><hirendition="#g">Portici</hi> iſt mir ein <hirendition="#g">Gräuel</hi>: mit dem ambulanten Fiſch-<lb/>
markt; und den legitimen Krämpfen zuletzt; und der willkür-<lb/>
lich-unnützen Stummen; und den <hirendition="#aq">inspirations préméditées!</hi><lb/>
und mit ſeinem auf Effekt Arbeiten. — Und nicht, wie mir<lb/>
erzählt ward, nur zuletzt kommt Anno 15 in Ihrem Stück<lb/>
vor; ſondern, es iſt das Element, in dem das Stück ſich be-<lb/>
wegt. Geweint habe ich ganz zuletzt, bitterlich: über das,<lb/>
was der General ſagt. Und <hirendition="#g">nicht</hi> überflüſſig iſt der fünfte<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[578/0586]
aber ſie öffnen immer unſer Herz, bewegen es zur Liebe. Das
that Gentz für mich: und nie wird er bei mir ſterben.
Übrigens glaube ich jetzt, wir werden nach dem Sterben
von einander wiſſen: oder vielmehr, uns zuſammen finden.
Dies geſagt, grüße ich Sie, und bin überzeugt, mein Schrei-
ben freut ſie.
Fr. Varnhagen.
An Michael Beer, in Berlin.
Freitag, den 29. Juni 1832.
Sehr gerne, lieber Herr Beer, hätte ich Sie über „Hand
und Schwert“ geſprochen! Ich habe, wie bei Varnhagen und
Robert, wenn ich von ihnen etwas nachſehe, Kreuzchen ge-
macht; bei allen ſchönen Stellen: + ſolches; bei zu ändern-
den ≠ ſolches. Eine muß geändert werden: da ſteht ſolch
≢ Zeichen.
Ich bin für das Stück: ſchon daß es innerlich, und un-
ter Wenigen; und ohne Volk und Lärm — großes Bedürf-
niß, dringendes jetzt — in Opern und Stücken! — Die
Portici iſt mir ein Gräuel: mit dem ambulanten Fiſch-
markt; und den legitimen Krämpfen zuletzt; und der willkür-
lich-unnützen Stummen; und den inspirations préméditées!
und mit ſeinem auf Effekt Arbeiten. — Und nicht, wie mir
erzählt ward, nur zuletzt kommt Anno 15 in Ihrem Stück
vor; ſondern, es iſt das Element, in dem das Stück ſich be-
wegt. Geweint habe ich ganz zuletzt, bitterlich: über das,
was der General ſagt. Und nicht überflüſſig iſt der fünfte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/586>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.