und Schande, und der Leute Wunder und Tadel! (Ich weiß, welche Krankheit ich ohne Cholera, von ihrer Luft, ein Jahr ausgestanden. Gott selbst kann das nicht verlangen.) Die Kosten habe ich für dich zu liegen: es erfährt es kein Mensch: mein einzig Glück! für alle meine Leiden, die nun wirkliche Beklemmungen!!!! geworden waren: laß mir das.
Ich bin noch so hinfällig, daß aus eignen, meinen per- sönlichen Mittlen kein baldiger Entschluß zur Reise mit Tha- ten und selbstgemachten Anstalten von mir herkommen kann. Kommt die Cholera nicht, so komme ich. Elise nur macht, daß ich nicht gleich komme; den Schmerz erträgt mein Krampf links noch nicht. Die Barbaren alle. Keiner weiß was ich be- darf. Schelten können sie mich: und Gott leidet es. Korri- giren will man in meinem Hause einen Erstickenden! Amen! dies in einer andern Welt, unter andern Lebensbedingungen. Ich kann nichts berichten; ich sehe nur die paar Leute, die mich noch Abends besuchen wollen: und das auch erst seit drei Wochen: ich litt unendlich Aber das ist so unnatürlich, daß man's vergißt. Adieu liebe Freunde! --
Fürchtest du dich in Baden, so können wir uns auch außer hier Rendezvous geben: es soll zwischen Dresden und Meißen ein reizendes, unbesuchtes, wohlfeiles Bad mit gutem Essen geben.
36 *
und Schande, und der Leute Wunder und Tadel! (Ich weiß, welche Krankheit ich ohne Cholera, von ihrer Luft, ein Jahr ausgeſtanden. Gott ſelbſt kann das nicht verlangen.) Die Koſten habe ich für dich zu liegen: es erfährt es kein Menſch: mein einzig Glück! für alle meine Leiden, die nun wirkliche Beklemmungen!!!! geworden waren: laß mir das.
Ich bin noch ſo hinfällig, daß aus eignen, meinen per- ſönlichen Mittlen kein baldiger Entſchluß zur Reiſe mit Tha- ten und ſelbſtgemachten Anſtalten von mir herkommen kann. Kommt die Cholera nicht, ſo komme ich. Eliſe nur macht, daß ich nicht gleich komme; den Schmerz erträgt mein Krampf links noch nicht. Die Barbaren alle. Keiner weiß was ich be- darf. Schelten können ſie mich: und Gott leidet es. Korri- giren will man in meinem Hauſe einen Erſtickenden! Amen! dies in einer andern Welt, unter andern Lebensbedingungen. Ich kann nichts berichten; ich ſehe nur die paar Leute, die mich noch Abends beſuchen wollen: und das auch erſt ſeit drei Wochen: ich litt unendlich Aber das iſt ſo unnatürlich, daß man’s vergißt. Adieu liebe Freunde! —
Fürchteſt du dich in Baden, ſo können wir uns auch außer hier Rendezvous geben: es ſoll zwiſchen Dresden und Meißen ein reizendes, unbeſuchtes, wohlfeiles Bad mit gutem Eſſen geben.
36 *
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0571"n="563"/>
und Schande, und der Leute Wunder und Tadel! (Ich weiß,<lb/>
welche Krankheit ich <hirendition="#g">ohne</hi> Cholera, von ihrer Luft, ein Jahr<lb/>
ausgeſtanden. Gott ſelbſt kann das nicht verlangen.) Die<lb/><hirendition="#g">Koſten</hi> habe ich <hirendition="#g">für dich zu liegen</hi>: es erfährt es <hirendition="#g">kein<lb/>
Menſch</hi>: mein einzig Glück! <hirendition="#g">für alle meine Leiden</hi>, die<lb/>
nun <hirendition="#g">wirkliche Beklemmungen</hi>!!!! geworden waren: <hirendition="#g">laß</hi><lb/>
mir <hirendition="#g">das</hi>.</p><lb/><p>Ich bin noch ſo hinfällig, daß aus eignen, meinen per-<lb/>ſönlichen Mittlen kein <hirendition="#g">baldiger</hi> Entſchluß zur Reiſe mit Tha-<lb/>
ten und ſelbſtgemachten Anſtalten von mir herkommen kann.<lb/>
Kommt die Cholera nicht, ſo komme ich. Eliſe nur macht,<lb/>
daß ich nicht gleich komme; den Schmerz erträgt mein Krampf<lb/>
links noch nicht. Die Barbaren alle. Keiner weiß was ich be-<lb/>
darf. Schelten können ſie mich: und Gott leidet es. <hirendition="#g">Korri-<lb/>
giren</hi> will man in meinem Hauſe einen Erſtickenden! Amen!<lb/>
dies in einer andern Welt, unter andern Lebensbedingungen.<lb/>
Ich kann nichts berichten; ich ſehe nur die paar Leute, die<lb/>
mich noch Abends beſuchen wollen: und das auch erſt ſeit drei<lb/>
Wochen: ich litt <hirendition="#g">unendlich</hi> Aber das iſt ſo unnatürlich, daß<lb/>
man’s vergißt. Adieu liebe Freunde! —</p><lb/><p>Fürchteſt du dich in Baden, ſo können wir uns auch<lb/>
außer hier Rendezvous geben: es ſoll zwiſchen Dresden und<lb/>
Meißen ein reizendes, unbeſuchtes, wohlfeiles Bad mit gutem<lb/>
Eſſen geben.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><fwplace="bottom"type="sig">36 *</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[563/0571]
und Schande, und der Leute Wunder und Tadel! (Ich weiß,
welche Krankheit ich ohne Cholera, von ihrer Luft, ein Jahr
ausgeſtanden. Gott ſelbſt kann das nicht verlangen.) Die
Koſten habe ich für dich zu liegen: es erfährt es kein
Menſch: mein einzig Glück! für alle meine Leiden, die
nun wirkliche Beklemmungen!!!! geworden waren: laß
mir das.
Ich bin noch ſo hinfällig, daß aus eignen, meinen per-
ſönlichen Mittlen kein baldiger Entſchluß zur Reiſe mit Tha-
ten und ſelbſtgemachten Anſtalten von mir herkommen kann.
Kommt die Cholera nicht, ſo komme ich. Eliſe nur macht,
daß ich nicht gleich komme; den Schmerz erträgt mein Krampf
links noch nicht. Die Barbaren alle. Keiner weiß was ich be-
darf. Schelten können ſie mich: und Gott leidet es. Korri-
giren will man in meinem Hauſe einen Erſtickenden! Amen!
dies in einer andern Welt, unter andern Lebensbedingungen.
Ich kann nichts berichten; ich ſehe nur die paar Leute, die
mich noch Abends beſuchen wollen: und das auch erſt ſeit drei
Wochen: ich litt unendlich Aber das iſt ſo unnatürlich, daß
man’s vergißt. Adieu liebe Freunde! —
Fürchteſt du dich in Baden, ſo können wir uns auch
außer hier Rendezvous geben: es ſoll zwiſchen Dresden und
Meißen ein reizendes, unbeſuchtes, wohlfeiles Bad mit gutem
Eſſen geben.
36 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/571>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.