ordentlich. Ich lag krank seit fünf Tagen zu Bette -- meine Übel: Nerven, Brechen u. s. w. Welchen Effekt dies jetzt macht: soll niemand erfahren! Doch ward mir Abends leid- lich: und die Kinder alle drei auf meinem Bette. Varnh. da- vor. Ich war ein böhmischer Mann, der Thiere zeigt: Elise war ein Schweinchen, -- welches reden gelernt hatte -- Pau- line ein Papagai, Bertha ein Hase. Ich excellirte so in Sprache, Witz, und Erfindung, Erzählung: vom König etc. von Ablernen, Reisen, Leben, daß wir Alle vor Lachen schrieen. Und ich dich anrief! So ist der Mensch. Eingerichtet von Gott. Von den schlechten Augenblicken rede ich nicht: es sind meist gute. Mich unterhält, tröstet, und stärkt allein, Gutes thun, Sorgen, Besorgen. Täglich gebe ich: Kamisöler, Pa- kete Sachen; zwei, drei, vier, fünf, auch sechs Thaler, Kaffee allen Menschen; dem Zeitungsmann, Allen die kommen; mei- nen Domestiken (Könige!), der Schauerfrau; allen Einsamm- lungen: allen ärmeren Bekannten: den Kindern, Nahrung, Binden, Ermel; meinen Leuten jede Bekleidung etc. etc. Alle Menschen sporne ich an. Gott weiß, ob ich prahlen will: ich bitte ihn um Erleuchtung, wie ich künftig sein soll. Verschweigen will ich aber mein Thun jetzt nicht: ich will sie anspornen: vielleicht hilft's. Leider schämen sich Viele nicht; und schenken ihren armen Domestiken nicht Erquickung; -- -- aber ich bin übertrieben -- und sie -- vernünftig! Dies dereinst mündlich. O! könntest du nur alle Tage die Spener'sche lesen! Diese Industrie, dieser schnelle Fleiß: auch wird Gott erlauben, daß der Krankheit besser begegnet werden kann. Die Wohlthaten sind noch nicht allgemein genug; doch
ordentlich. Ich lag krank ſeit fünf Tagen zu Bette — meine Übel: Nerven, Brechen u. ſ. w. Welchen Effekt dies jetzt macht: ſoll niemand erfahren! Doch ward mir Abends leid- lich: und die Kinder alle drei auf meinem Bette. Varnh. da- vor. Ich war ein böhmiſcher Mann, der Thiere zeigt: Eliſe war ein Schweinchen, — welches reden gelernt hatte — Pau- line ein Papagai, Bertha ein Haſe. Ich excellirte ſo in Sprache, Witz, und Erfindung, Erzählung: vom König ꝛc. von Ablernen, Reiſen, Leben, daß wir Alle vor Lachen ſchrieen. Und ich dich anrief! So iſt der Menſch. Eingerichtet von Gott. Von den ſchlechten Augenblicken rede ich nicht: es ſind meiſt gute. Mich unterhält, tröſtet, und ſtärkt allein, Gutes thun, Sorgen, Beſorgen. Täglich gebe ich: Kamiſöler, Pa- kete Sachen; zwei, drei, vier, fünf, auch ſechs Thaler, Kaffee allen Menſchen; dem Zeitungsmann, Allen die kommen; mei- nen Domeſtiken (Könige!), der Schauerfrau; allen Einſamm- lungen: allen ärmeren Bekannten: den Kindern, Nahrung, Binden, Ermel; meinen Leuten jede Bekleidung ꝛc. ꝛc. Alle Menſchen ſporne ich an. Gott weiß, ob ich prahlen will: ich bitte ihn um Erleuchtung, wie ich künftig ſein ſoll. Verſchweigen will ich aber mein Thun jetzt nicht: ich will ſie anſpornen: vielleicht hilft’s. Leider ſchämen ſich Viele nicht; und ſchenken ihren armen Domeſtiken nicht Erquickung; — — aber ich bin übertrieben — und ſie — vernünftig! Dies dereinſt mündlich. O! könnteſt du nur alle Tage die Spener’ſche leſen! Dieſe Induſtrie, dieſer ſchnelle Fleiß: auch wird Gott erlauben, daß der Krankheit beſſer begegnet werden kann. Die Wohlthaten ſind noch nicht allgemein genug; doch
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nen Domeſtiken (Könige!), der Schauerfrau; allen Einſamm-
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Binden, Ermel; meinen Leuten jede Bekleidung ꝛc. ꝛc. Alle
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Verſchweigen will ich aber mein Thun jetzt nicht: ich will
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nicht; und ſchenken ihren armen Domeſtiken nicht Erquickung; —
— aber ich bin übertrieben — und ſie — vernünftig!
Dies dereinſt mündlich. O! könnteſt du nur alle Tage die
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wird Gott erlauben, daß der Krankheit beſſer begegnet werden
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/531>, abgerufen am 25.11.2024.
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