Nun ich Ihnen so beschwerlich, und beschwerend, und so aufrichtig geschrieben habe; antworten Sie mir nun nicht so kränkend, daß Sie gar nicht kommen wollen!!! Sie werden sehen, Sie werden in einer gewissen Art einen köstlichen, ein- zigen Aufenthalt bei mir machen! wenn wir meine geräumi- gen Sonnen- und Schattenzimmer alle werden zu Nutz und Vergnügen haben. Luft, Raum, Ruhe, Frieden, Stille, ohne Einsamkeit, sorgen- und besorgungsfrei, frei, vergnüglich, und das im Frühling, im dann rein schönen Berlin; darin Freundschaft, Wohlwollen, Einsicht in Ihr Wesen und Be- dürfniß. -- Paganini reist nun früher: er ist einzig. Aber ich habe ihn doch nur Einmal gehört, und das tröste Sie. Mündlich ganz genau darüber. -- Bringen Sie ja Ihr run- des Kissen mit, Fürstin Carolath hat mir meines für Sie, frauduleusement mitgenommen. Sie haben mir ein so gründ- liches kindliches Vergnügen mit den Flakons gemacht, daß Ebers, und mehrere, die dabei waren, über mich lachten; und meinten, mich könne man leicht erfreuen. Gar nicht. Man muß mir grade etwas Hübsches, Nützliches schenken; was ich mir wünsche, mir nicht gebe, und ich nicht kriegen kann. Mit einem kleinen Wort: Herz und Intelligenz, nicht Prahlerei und Gedankenlosigkeit, muß wählen. Danke, Liebe! Kaufen Sie sich keinen neuen Hut, und schleppen ihn her: ich weiß hier sehr gute.
Ich umarme Sie herzlich: und sehe Sie gewiß bald, meine liebe Minna. Und freue mich für uns beide. Gott wird Frühling und Gesundheit herunterlassen! sage ich mit thränenden Augen. Ihre Fr. V. Mama und Frau von
Nun ich Ihnen ſo beſchwerlich, und beſchwerend, und ſo aufrichtig geſchrieben habe; antworten Sie mir nun nicht ſo kränkend, daß Sie gar nicht kommen wollen!!! Sie werden ſehen, Sie werden in einer gewiſſen Art einen köſtlichen, ein- zigen Aufenthalt bei mir machen! wenn wir meine geräumi- gen Sonnen- und Schattenzimmer alle werden zu Nutz und Vergnügen haben. Luft, Raum, Ruhe, Frieden, Stille, ohne Einſamkeit, ſorgen- und beſorgungsfrei, frei, vergnüglich, und das im Frühling, im dann rein ſchönen Berlin; darin Freundſchaft, Wohlwollen, Einſicht in Ihr Weſen und Be- dürfniß. — Paganini reiſt nun früher: er iſt einzig. Aber ich habe ihn doch nur Einmal gehört, und das tröſte Sie. Mündlich ganz genau darüber. — Bringen Sie ja Ihr run- des Kiſſen mit, Fürſtin Carolath hat mir meines für Sie, frauduleusement mitgenommen. Sie haben mir ein ſo gründ- liches kindliches Vergnügen mit den Flakons gemacht, daß Ebers, und mehrere, die dabei waren, über mich lachten; und meinten, mich könne man leicht erfreuen. Gar nicht. Man muß mir grade etwas Hübſches, Nützliches ſchenken; was ich mir wünſche, mir nicht gebe, und ich nicht kriegen kann. Mit einem kleinen Wort: Herz und Intelligenz, nicht Prahlerei und Gedankenloſigkeit, muß wählen. Danke, Liebe! Kaufen Sie ſich keinen neuen Hut, und ſchleppen ihn her: ich weiß hier ſehr gute.
Ich umarme Sie herzlich: und ſehe Sie gewiß bald, meine liebe Minna. Und freue mich für uns beide. Gott wird Frühling und Geſundheit herunterlaſſen! ſage ich mit thränenden Augen. Ihre Fr. V. Mama und Frau von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0389"n="381"/><p>Nun ich Ihnen ſo beſchwerlich, und beſchwerend, und ſo<lb/>
aufrichtig geſchrieben habe; antworten Sie mir nun nicht ſo<lb/>
kränkend, daß Sie gar nicht kommen wollen!!! Sie werden<lb/>ſehen, Sie werden in einer gewiſſen Art einen köſtlichen, ein-<lb/>
zigen Aufenthalt bei mir machen! wenn wir meine geräumi-<lb/>
gen Sonnen- und Schattenzimmer alle werden zu Nutz und<lb/>
Vergnügen haben. Luft, Raum, Ruhe, Frieden, Stille, ohne<lb/>
Einſamkeit, ſorgen- und beſorgungsfrei, frei, vergnüglich, und<lb/>
das im Frühling, im dann <hirendition="#g">rein</hi>ſchönen Berlin; darin<lb/>
Freundſchaft, Wohlwollen, Einſicht in Ihr Weſen und Be-<lb/>
dürfniß. — Paganini reiſt nun früher: er iſt einzig. Aber<lb/>
ich habe ihn doch nur Einmal gehört, und das tröſte Sie.<lb/>
Mündlich ganz genau darüber. — Bringen Sie ja Ihr run-<lb/>
des Kiſſen mit, Fürſtin Carolath hat mir meines für Sie,<lb/><hirendition="#aq">frauduleusement</hi> mitgenommen. Sie haben mir ein ſo gründ-<lb/>
liches kindliches Vergnügen mit den Flakons gemacht, daß<lb/>
Ebers, und mehrere, die dabei waren, über mich lachten; und<lb/>
meinten, mich könne man leicht erfreuen. <hirendition="#g">Gar</hi> nicht. Man<lb/>
muß mir grade etwas Hübſches, Nützliches ſchenken; was ich<lb/>
mir wünſche, mir nicht gebe, und ich nicht kriegen kann. Mit<lb/>
einem kleinen Wort: Herz und Intelligenz, nicht Prahlerei<lb/>
und Gedankenloſigkeit, muß wählen. Danke, Liebe! Kaufen<lb/>
Sie ſich keinen neuen Hut, und ſchleppen ihn her: ich weiß<lb/>
hier ſehr gute.</p><lb/><p>Ich umarme Sie herzlich: und ſehe Sie gewiß bald,<lb/>
meine liebe Minna. Und freue mich für uns beide. Gott<lb/>
wird Frühling und Geſundheit herunterlaſſen! ſage ich mit<lb/>
thränenden Augen. Ihre Fr. V. Mama und Frau von<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[381/0389]
Nun ich Ihnen ſo beſchwerlich, und beſchwerend, und ſo
aufrichtig geſchrieben habe; antworten Sie mir nun nicht ſo
kränkend, daß Sie gar nicht kommen wollen!!! Sie werden
ſehen, Sie werden in einer gewiſſen Art einen köſtlichen, ein-
zigen Aufenthalt bei mir machen! wenn wir meine geräumi-
gen Sonnen- und Schattenzimmer alle werden zu Nutz und
Vergnügen haben. Luft, Raum, Ruhe, Frieden, Stille, ohne
Einſamkeit, ſorgen- und beſorgungsfrei, frei, vergnüglich, und
das im Frühling, im dann rein ſchönen Berlin; darin
Freundſchaft, Wohlwollen, Einſicht in Ihr Weſen und Be-
dürfniß. — Paganini reiſt nun früher: er iſt einzig. Aber
ich habe ihn doch nur Einmal gehört, und das tröſte Sie.
Mündlich ganz genau darüber. — Bringen Sie ja Ihr run-
des Kiſſen mit, Fürſtin Carolath hat mir meines für Sie,
frauduleusement mitgenommen. Sie haben mir ein ſo gründ-
liches kindliches Vergnügen mit den Flakons gemacht, daß
Ebers, und mehrere, die dabei waren, über mich lachten; und
meinten, mich könne man leicht erfreuen. Gar nicht. Man
muß mir grade etwas Hübſches, Nützliches ſchenken; was ich
mir wünſche, mir nicht gebe, und ich nicht kriegen kann. Mit
einem kleinen Wort: Herz und Intelligenz, nicht Prahlerei
und Gedankenloſigkeit, muß wählen. Danke, Liebe! Kaufen
Sie ſich keinen neuen Hut, und ſchleppen ihn her: ich weiß
hier ſehr gute.
Ich umarme Sie herzlich: und ſehe Sie gewiß bald,
meine liebe Minna. Und freue mich für uns beide. Gott
wird Frühling und Geſundheit herunterlaſſen! ſage ich mit
thränenden Augen. Ihre Fr. V. Mama und Frau von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/389>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.