horn hat; was nun die vorgeschobenen Namen hält?! -- und was für Glaubensmeinung, für Recht? -- noch von Moses her, also von Ägypten her herrscht: die Episode, die einge- beizte, der Römer nicht mit eingerechnet. Die Jahrhunderte sind eine bittre harte Schale, in der das süße Thautröpfchen Einsicht in das Recht, welches allein der Rückweg zur Un- schuld ist, reift: zur sanften süßen Unschuld! nämlich zum Glück; zur Ruhe. Nicht weil die Unschuld verloren ist, ist das Glück verloren; sondern umgekehrt. Die Hindernisse sez- zen in den Fall von Recht und Unrecht: der ganze Fall ist die Erde; das Hier; und muß sich auf ganz unbekannte Dinge beziehn! Es fehlt durchaus ein Stück in allen Stücken. Daher Religion. Die Voraussetzung aus Noth, ohne Gedan- kenform: ein Wunsch! -- im fertigen, für uns formlosen, nicht mit unserm Geiste zu behandlendem Herzen; welches den Geistes horizont belebt; daher ohne Geist und Herz kein Gemüth, und nur mit beiden zusammen eins.
Nun noch ein Wort über Duvals Tasso. Du hast zwei Wesentlichkeiten von mir ausgelassen. Als du vom Goethe'- schen Duell sprichst, hast du nicht gesagt, daß es Antonio selbst ist, der da sagt: der Edelmann ist nicht beleidigt, der Mensch nur gekränkt. Welche Besonnenheit bis zur Hämisch- keit zeigt das in dem bildungsvollen, edelmännischen, reifen, nie ausgleitenden Benehmen; und wie das Gegenspiel eines Tasso! Dann, als du Athalie nennst, hast du nicht dabei ge- sagt, warum grad' die aus des Meisters Werken genannt wird zum Gegenstück des genannten Werkes von Goethe. Weil beide die weisesten Stücke der beiden Meister sind.
horn hat; was nun die vorgeſchobenen Namen hält?! — und was für Glaubensmeinung, für Recht? — noch von Moſes her, alſo von Ägypten her herrſcht: die Epiſode, die einge- beizte, der Römer nicht mit eingerechnet. Die Jahrhunderte ſind eine bittre harte Schale, in der das ſüße Thautröpfchen Einſicht in das Recht, welches allein der Rückweg zur Un- ſchuld iſt, reift: zur ſanften ſüßen Unſchuld! nämlich zum Glück; zur Ruhe. Nicht weil die Unſchuld verloren iſt, iſt das Glück verloren; ſondern umgekehrt. Die Hinderniſſe ſez- zen in den Fall von Recht und Unrecht: der ganze Fall iſt die Erde; das Hier; und muß ſich auf ganz unbekannte Dinge beziehn! Es fehlt durchaus ein Stück in allen Stücken. Daher Religion. Die Vorausſetzung aus Noth, ohne Gedan- kenform: ein Wunſch! — im fertigen, für uns formloſen, nicht mit unſerm Geiſte zu behandlendem Herzen; welches den Geiſtes horizont belebt; daher ohne Geiſt und Herz kein Gemüth, und nur mit beiden zuſammen eins.
Nun noch ein Wort über Duvals Taſſo. Du haſt zwei Weſentlichkeiten von mir ausgelaſſen. Als du vom Goethe’- ſchen Duell ſprichſt, haſt du nicht geſagt, daß es Antonio ſelbſt iſt, der da ſagt: der Edelmann iſt nicht beleidigt, der Menſch nur gekränkt. Welche Beſonnenheit bis zur Hämiſch- keit zeigt das in dem bildungsvollen, edelmänniſchen, reifen, nie ausgleitenden Benehmen; und wie das Gegenſpiel eines Taſſo! Dann, als du Athalie nennſt, haſt du nicht dabei ge- ſagt, warum grad’ die aus des Meiſters Werken genannt wird zum Gegenſtück des genannten Werkes von Goethe. Weil beide die weiſeſten Stücke der beiden Meiſter ſind.
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horn hat; was nun die vorgeſchobenen Namen hält?! — und
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beizte, der Römer nicht mit eingerechnet. Die Jahrhunderte
ſind eine bittre harte Schale, in der das ſüße Thautröpfchen
Einſicht in das Recht, welches allein der Rückweg zur Un-
ſchuld iſt, reift: zur ſanften ſüßen Unſchuld! nämlich zum
Glück; zur Ruhe. Nicht weil die Unſchuld verloren iſt, iſt
das Glück verloren; ſondern umgekehrt. Die Hinderniſſe ſez-
zen in den Fall von Recht und Unrecht: der ganze Fall iſt
die Erde; das Hier; und muß ſich auf ganz unbekannte Dinge
beziehn! Es fehlt durchaus ein Stück in allen Stücken.
Daher Religion. Die Vorausſetzung aus Noth, ohne Gedan-
kenform: ein Wunſch! — im fertigen, für uns formloſen,
nicht mit unſerm Geiſte zu behandlendem Herzen; welches
den Geiſtes horizont belebt; daher ohne Geiſt und Herz
kein Gemüth, und nur mit beiden zuſammen eins.
Nun noch ein Wort über Duvals Taſſo. Du haſt zwei
Weſentlichkeiten von mir ausgelaſſen. Als du vom Goethe’-
ſchen Duell ſprichſt, haſt du nicht geſagt, daß es Antonio
ſelbſt iſt, der da ſagt: der Edelmann iſt nicht beleidigt, der
Menſch nur gekränkt. Welche Beſonnenheit bis zur Hämiſch-
keit zeigt das in dem bildungsvollen, edelmänniſchen, reifen,
nie ausgleitenden Benehmen; und wie das Gegenſpiel eines
Taſſo! Dann, als du Athalie nennſt, haſt du nicht dabei ge-
ſagt, warum grad’ die aus des Meiſters Werken genannt
wird zum Gegenſtück des genannten Werkes von Goethe.
Weil beide die weiſeſten Stücke der beiden Meiſter ſind.
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/273>, abgerufen am 25.11.2024.
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