Ich werde suchen das Bild außer dem Akademiesaal zu beschauen: dort erkälte, und erhitze ich mich: und gestehe ich's nur, noch habe ich's aus Angst der Erkältung nur oberfläch- lich gesehn. Ich wünsche, daß du dieses mein Urtheil -- aber wie es da ist, Magnus zukommen läßt. Es ist gut: weil alle andre so sehr schlecht, so gar nichts enthaltend sind. Wenn du es etwa anderweitig zum Druck verwenden willst, ist es mir auch recht lieb: nur bedinge ich, daß es Wort vor Wort so gedruckt wird, wie es hier steht. Ent- schuldige lieber seine Rohheit hintennach, oder vorher; als an einem dir zugekommenen kuriosen Produkte: nur lass' es wie es gewachsen ist.
Ich habe, lieb Brüderchen, heute deinen Brief noch Ein- mal gelesen, das zu Beantwortende angestrichen und numme- rirt: nur das Bild wollt' ich erst zu Papier haben: leider aber, bin ich schon so erhitzt, und so zittrig, daß ich wohl ohne nachhaltigern Nachtheil nicht mehr lange werde schreiben kön- nen, und Varnh., der eben wegging, euch schönstens grüßt. und auch schreiben wird, -- mich schon um Gottes willen ge- beten hat, nachzulassen. Noch etwas will ich schreiben, und dann wahrscheinlich dies mit noch einigen Artiklen morgen schon abschicken, und die andern je nachdem sie in ein paar Tagen fertig werden. --
1826.
Das kommt davon, wenn die Aussprüche der Religions- vorsteher in Vernünftigkeit der allgemeinen Überzeugung so weit nachstehn! Daß jeder Schritt des besten Priesters im
Ich werde ſuchen das Bild außer dem Akademieſaal zu beſchauen: dort erkälte, und erhitze ich mich: und geſtehe ich’s nur, noch habe ich’s aus Angſt der Erkältung nur oberfläch- lich geſehn. Ich wünſche, daß du dieſes mein Urtheil — aber wie es da iſt, Magnus zukommen läßt. Es iſt gut: weil alle andre ſo ſehr ſchlecht, ſo gar nichts enthaltend ſind. Wenn du es etwa anderweitig zum Druck verwenden willſt, iſt es mir auch recht lieb: nur bedinge ich, daß es Wort vor Wort ſo gedruckt wird, wie es hier ſteht. Ent- ſchuldige lieber ſeine Rohheit hintennach, oder vorher; als an einem dir zugekommenen kurioſen Produkte: nur laſſ’ es wie es gewachſen iſt.
Ich habe, lieb Brüderchen, heute deinen Brief noch Ein- mal geleſen, das zu Beantwortende angeſtrichen und numme- rirt: nur das Bild wollt’ ich erſt zu Papier haben: leider aber, bin ich ſchon ſo erhitzt, und ſo zittrig, daß ich wohl ohne nachhaltigern Nachtheil nicht mehr lange werde ſchreiben kön- nen, und Varnh., der eben wegging, euch ſchönſtens grüßt. und auch ſchreiben wird, — mich ſchon um Gottes willen ge- beten hat, nachzulaſſen. Noch etwas will ich ſchreiben, und dann wahrſcheinlich dies mit noch einigen Artiklen morgen ſchon abſchicken, und die andern je nachdem ſie in ein paar Tagen fertig werden. —
1826.
Das kommt davon, wenn die Ausſprüche der Religions- vorſteher in Vernünftigkeit der allgemeinen Überzeugung ſo weit nachſtehn! Daß jeder Schritt des beſten Prieſters im
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0263"n="255"/><p>Ich werde ſuchen das Bild außer dem Akademieſaal zu<lb/>
beſchauen: dort erkälte, und erhitze ich mich: und geſtehe ich’s<lb/>
nur, <hirendition="#g">noch</hi> habe ich’s aus Angſt der Erkältung nur oberfläch-<lb/>
lich geſehn. Ich wünſche, daß du dieſes mein Urtheil — aber<lb/><hirendition="#g">wie</hi> es da iſt, Magnus zukommen läßt. Es iſt gut: weil<lb/>
alle andre <hirendition="#g">ſo ſehr</hi>ſchlecht, ſo <hirendition="#g">gar nichts</hi> enthaltend ſind.<lb/>
Wenn du es etwa anderweitig zum Druck verwenden willſt,<lb/>
iſt es mir auch <hirendition="#g">recht</hi> lieb: <hirendition="#g">nur bedinge</hi> ich, <hirendition="#g">daß es Wort<lb/>
vor Wort ſo gedruckt wird, wie es hier ſteht</hi>. Ent-<lb/>ſchuldige lieber ſeine Rohheit hintennach, oder vorher; als an<lb/>
einem dir zugekommenen kurioſen Produkte: nur laſſ’ es wie<lb/>
es gewachſen iſt.</p><lb/><p>Ich habe, lieb Brüderchen, heute deinen Brief noch Ein-<lb/>
mal geleſen, das zu Beantwortende angeſtrichen und numme-<lb/>
rirt: nur das Bild wollt’ ich erſt zu Papier haben: leider aber,<lb/>
bin ich ſchon ſo erhitzt, und ſo zittrig, daß ich wohl ohne<lb/>
nachhaltigern Nachtheil nicht mehr lange werde ſchreiben kön-<lb/>
nen, und Varnh., der eben wegging, euch ſchönſtens grüßt.<lb/>
und auch ſchreiben wird, — mich ſchon um Gottes willen ge-<lb/>
beten hat, nachzulaſſen. Noch etwas will ich ſchreiben, und<lb/>
dann wahrſcheinlich dies mit noch einigen Artiklen morgen<lb/>ſchon abſchicken, und die andern je nachdem ſie in ein paar<lb/>
Tagen fertig werden. —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><dateline><hirendition="#et">1826.</hi></dateline><lb/><p>Das kommt davon, wenn die Ausſprüche der Religions-<lb/>
vorſteher in Vernünftigkeit der allgemeinen Überzeugung ſo<lb/>
weit nachſtehn! Daß jeder Schritt des beſten Prieſters im<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[255/0263]
Ich werde ſuchen das Bild außer dem Akademieſaal zu
beſchauen: dort erkälte, und erhitze ich mich: und geſtehe ich’s
nur, noch habe ich’s aus Angſt der Erkältung nur oberfläch-
lich geſehn. Ich wünſche, daß du dieſes mein Urtheil — aber
wie es da iſt, Magnus zukommen läßt. Es iſt gut: weil
alle andre ſo ſehr ſchlecht, ſo gar nichts enthaltend ſind.
Wenn du es etwa anderweitig zum Druck verwenden willſt,
iſt es mir auch recht lieb: nur bedinge ich, daß es Wort
vor Wort ſo gedruckt wird, wie es hier ſteht. Ent-
ſchuldige lieber ſeine Rohheit hintennach, oder vorher; als an
einem dir zugekommenen kurioſen Produkte: nur laſſ’ es wie
es gewachſen iſt.
Ich habe, lieb Brüderchen, heute deinen Brief noch Ein-
mal geleſen, das zu Beantwortende angeſtrichen und numme-
rirt: nur das Bild wollt’ ich erſt zu Papier haben: leider aber,
bin ich ſchon ſo erhitzt, und ſo zittrig, daß ich wohl ohne
nachhaltigern Nachtheil nicht mehr lange werde ſchreiben kön-
nen, und Varnh., der eben wegging, euch ſchönſtens grüßt.
und auch ſchreiben wird, — mich ſchon um Gottes willen ge-
beten hat, nachzulaſſen. Noch etwas will ich ſchreiben, und
dann wahrſcheinlich dies mit noch einigen Artiklen morgen
ſchon abſchicken, und die andern je nachdem ſie in ein paar
Tagen fertig werden. —
1826.
Das kommt davon, wenn die Ausſprüche der Religions-
vorſteher in Vernünftigkeit der allgemeinen Überzeugung ſo
weit nachſtehn! Daß jeder Schritt des beſten Prieſters im
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/263>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.