Töchtern -- denen ich Unterricht im Deutschen gebe -- einem Söhnchen von dreizehn, einem Bruder: Frau von W., einige Herren: dies unsere Abendgesellschaft. Früher war unser Kreis ziemlich groß. Zepelins, -- Hauptstamm. -- Müllinens. Lady Caledon, Schwester der Pariser Lady Stuart. Eine sehr liebe Person, die von Italien kam, und alle guten Eigenschaften der Engländer und des Landes, des Reichthums und der gro- ßen Welt besaß. Nie sah ich etwas Natürlicheres, Biedreres, Heitreres. Dann noch viele Deutsche aller unserer Länder. Artige französische Damen, mit Töchtern und Verwandten. Und ein Norweger, Herr Knudzon, der Ihnen ein Zettelchen von mir bringen und Ihnen Allen sehr gefallen wird. Er kommt von Italien und geht nach Italien, er reist schon zehn Jahr mit seinem Freunde Baillie, einem Engländer. Knudzon ist natürlich, ehrlich unterrichtet, voller guter Erziehung; mit unbefangenen Auffassungskräften. Er freut sich unendlich zu Ihrer Familie, da er sie durch mich kennt, so spricht auch das für ihn. Er und Baillie waren Freunde der Caulfield'schen Familie, die auch aus Italien kam, wie Lady Caledon, welche auch noch schön zeichnet und gut französisch spricht. So un- gefähr ging mein Leben; V. in Karlsruhe wegen der Stände, ich hier: bis zum 22. Juli, als ein Schreiben der Behörde ihm ankündigte, der Posten in Karlsruhe sei aufgehoben: da kam er gleich hierher. Soll ich Ihnen sprechen vom Geschwätz und den Konjekturen der Zeitungen, von allen Lügengeschwätzen? Nichts davon war, konnte davon wahr sein, als was ich Ihnen hier sage, und daß wir bis den 11. Oktober hier blei- ben und dann in Karlsruhe die weitern Befehle abwarten,
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Töchtern — denen ich Unterricht im Deutſchen gebe — einem Söhnchen von dreizehn, einem Bruder: Frau von W., einige Herren: dies unſere Abendgeſellſchaft. Früher war unſer Kreis ziemlich groß. Zepelins, — Hauptſtamm. — Müllinens. Lady Caledon, Schweſter der Pariſer Lady Stuart. Eine ſehr liebe Perſon, die von Italien kam, und alle guten Eigenſchaften der Engländer und des Landes, des Reichthums und der gro- ßen Welt beſaß. Nie ſah ich etwas Natürlicheres, Biedreres, Heitreres. Dann noch viele Deutſche aller unſerer Länder. Artige franzöſiſche Damen, mit Töchtern und Verwandten. Und ein Norweger, Herr Knudzon, der Ihnen ein Zettelchen von mir bringen und Ihnen Allen ſehr gefallen wird. Er kommt von Italien und geht nach Italien, er reiſt ſchon zehn Jahr mit ſeinem Freunde Baillie, einem Engländer. Knudzon iſt natürlich, ehrlich unterrichtet, voller guter Erziehung; mit unbefangenen Auffaſſungskräften. Er freut ſich unendlich zu Ihrer Familie, da er ſie durch mich kennt, ſo ſpricht auch das für ihn. Er und Baillie waren Freunde der Caulfield’ſchen Familie, die auch aus Italien kam, wie Lady Caledon, welche auch noch ſchön zeichnet und gut franzöſiſch ſpricht. So un- gefähr ging mein Leben; V. in Karlsruhe wegen der Stände, ich hier: bis zum 22. Juli, als ein Schreiben der Behörde ihm ankündigte, der Poſten in Karlsruhe ſei aufgehoben: da kam er gleich hierher. Soll ich Ihnen ſprechen vom Geſchwätz und den Konjekturen der Zeitungen, von allen Lügengeſchwätzen? Nichts davon war, konnte davon wahr ſein, als was ich Ihnen hier ſage, und daß wir bis den 11. Oktober hier blei- ben und dann in Karlsruhe die weitern Befehle abwarten,
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Töchtern — denen ich Unterricht im Deutſchen gebe — einem
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Herren: dies unſere Abendgeſellſchaft. Früher war unſer Kreis
ziemlich groß. Zepelins, — Hauptſtamm. — Müllinens. Lady
Caledon, Schweſter der Pariſer Lady Stuart. Eine ſehr liebe
Perſon, die von Italien kam, und alle guten Eigenſchaften
der Engländer und des Landes, des Reichthums und der gro-
ßen Welt beſaß. Nie ſah ich etwas Natürlicheres, Biedreres,
Heitreres. Dann noch viele Deutſche aller unſerer Länder.
Artige franzöſiſche Damen, mit Töchtern und Verwandten.
Und ein Norweger, Herr Knudzon, der Ihnen ein Zettelchen
von mir bringen und Ihnen Allen ſehr gefallen wird. Er
kommt von Italien und geht nach Italien, er reiſt ſchon zehn
Jahr mit ſeinem Freunde Baillie, einem Engländer. Knudzon
iſt natürlich, ehrlich unterrichtet, voller guter Erziehung; mit
unbefangenen Auffaſſungskräften. Er freut ſich unendlich zu
Ihrer Familie, da er ſie durch mich kennt, ſo ſpricht auch das
für ihn. Er und Baillie waren Freunde der Caulfield’ſchen
Familie, die auch aus Italien kam, wie Lady Caledon, welche
auch noch ſchön zeichnet und gut franzöſiſch ſpricht. So un-
gefähr ging mein Leben; V. in Karlsruhe wegen der Stände,
ich hier: bis zum 22. Juli, als ein Schreiben der Behörde ihm
ankündigte, der Poſten in Karlsruhe ſei aufgehoben: da kam
er gleich hierher. Soll ich Ihnen ſprechen vom Geſchwätz und
den Konjekturen der Zeitungen, von allen Lügengeſchwätzen?
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ben und dann in Karlsruhe die weitern Befehle abwarten,
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/603>, abgerufen am 23.11.2024.
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