weiß, daß sie dort vom Telegraphen unterrichtet sind. Peschier's Kompagnon, Fries und Andere schieben ihre Reise nach Frank- reich wenigstens posttagweise auf. Monaco weiß aber wirk- lich nichts: Napoleon hat Recht. Ich habe gestern einen Brief aus Paris, den ein reicher Geschäftsmann, der große Verbin- dung in Frankreich hat, ein Reichsländer, vom 28. datirt ge- sehen, wo man natürlich Napoleons Einbruch noch nicht er- wähnte. Der klang aber nicht nach nichts! Sondern nach den größten Bewegungen gegen die Jetzigen; mit großen De- tails, Namen, Bewegung, Straßen, alles genannt. Ich glaube, man wird sich den Napoleon'schen Lärm zu Nutze machen, wie man sich jeden ersten zu Nutze gemacht hätte. Hier spricht man von einer Proklamation, welche die Alliirten gegen Na- poleon und alle die, welche ihn hegen oder schützen, werden ergehen lassen, und die ganz den Schutz der Bourbons ver- künden soll. Eine solche könnte mich sehr unselig machen. Diese Nation muß man allein lassen, und nicht wieder zu ei- nem Ganzen setzen, wie vor zwanzig Jahren; da meinen Brie- fen nach, die Armee ohnehin brennt, irgendwo hin zu fal- len; und stark nach Belgien trachtet. Sollten wir selbst Poch- kränze zu der unseligen Entzündung liefern? die nun weit und breit Kombustibles findet! ich bin mir alles von dem Rath, der waltet, gewärtig: und halte es, ganz im Gegen- theil der Andern, für ein Unglück, daß die Regenten noch hier zusammen sind; jeder müßte fest sein Land behaupten, und möge Deutschland noch immerhin verschiedene Namen tragen. Ich fürchte, es wird zu schnell eine zweite Generation Ein Deutsch- land erleben! und, wie es die Leute prophezeihen, Deutschland
weiß, daß ſie dort vom Telegraphen unterrichtet ſind. Peſchier’s Kompagnon, Fries und Andere ſchieben ihre Reiſe nach Frank- reich wenigſtens poſttagweiſe auf. Monaco weiß aber wirk- lich nichts: Napoleon hat Recht. Ich habe geſtern einen Brief aus Paris, den ein reicher Geſchäftsmann, der große Verbin- dung in Frankreich hat, ein Reichsländer, vom 28. datirt ge- ſehen, wo man natürlich Napoleons Einbruch noch nicht er- wähnte. Der klang aber nicht nach nichts! Sondern nach den größten Bewegungen gegen die Jetzigen; mit großen De- tails, Namen, Bewegung, Straßen, alles genannt. Ich glaube, man wird ſich den Napoleon’ſchen Lärm zu Nutze machen, wie man ſich jeden erſten zu Nutze gemacht hätte. Hier ſpricht man von einer Proklamation, welche die Alliirten gegen Na- poleon und alle die, welche ihn hegen oder ſchützen, werden ergehen laſſen, und die ganz den Schutz der Bourbons ver- künden ſoll. Eine ſolche könnte mich ſehr unſelig machen. Dieſe Nation muß man allein laſſen, und nicht wieder zu ei- nem Ganzen ſetzen, wie vor zwanzig Jahren; da meinen Brie- fen nach, die Armee ohnehin brennt, irgendwo hin zu fal- len; und ſtark nach Belgien trachtet. Sollten wir ſelbſt Poch- kränze zu der unſeligen Entzündung liefern? die nun weit und breit Kombuſtibles findet! ich bin mir alles von dem Rath, der waltet, gewärtig: und halte es, ganz im Gegen- theil der Andern, für ein Unglück, daß die Regenten noch hier zuſammen ſind; jeder müßte feſt ſein Land behaupten, und möge Deutſchland noch immerhin verſchiedene Namen tragen. Ich fürchte, es wird zu ſchnell eine zweite Generation Ein Deutſch- land erleben! und, wie es die Leute prophezeihen, Deutſchland
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weiß, daß ſie dort vom Telegraphen unterrichtet ſind. Peſchier’s
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lich nichts: Napoleon hat Recht. Ich habe geſtern einen Brief
aus Paris, den ein reicher Geſchäftsmann, der große Verbin-
dung in Frankreich hat, ein Reichsländer, vom 28. datirt ge-
ſehen, wo man natürlich Napoleons Einbruch noch nicht er-
wähnte. Der klang aber nicht nach nichts! Sondern nach
den größten Bewegungen gegen die Jetzigen; mit großen De-
tails, Namen, Bewegung, Straßen, alles genannt. Ich glaube,
man wird ſich den Napoleon’ſchen Lärm zu Nutze machen,
wie man ſich jeden erſten zu Nutze gemacht hätte. Hier ſpricht
man von einer Proklamation, welche die Alliirten gegen Na-
poleon und alle die, welche ihn hegen oder ſchützen, werden
ergehen laſſen, und die ganz den Schutz der Bourbons ver-
künden ſoll. Eine ſolche könnte mich ſehr unſelig machen.
Dieſe Nation muß man allein laſſen, und nicht wieder zu ei-
nem Ganzen ſetzen, wie vor zwanzig Jahren; da meinen Brie-
fen nach, die Armee ohnehin brennt, irgendwo hin zu fal-
len; und ſtark nach Belgien trachtet. Sollten wir ſelbſt Poch-
kränze zu der unſeligen Entzündung liefern? die nun weit
und breit Kombuſtibles findet! ich bin mir alles von dem
Rath, der waltet, gewärtig: und halte es, ganz im Gegen-
theil der Andern, für ein Unglück, daß die Regenten noch hier
zuſammen ſind; jeder müßte feſt ſein Land behaupten, und möge
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fürchte, es wird zu ſchnell eine zweite Generation Ein Deutſch-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/272>, abgerufen am 09.11.2024.
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