red' ich dann ein wenig mit: so viel es die warme Quelle gestattet., Wir machen die ruhigsten, heitersten Spazirgänge, und ich bin stolz, wenn sie sich an der Gegend erfreuen: als hätte ich sie gemacht oder entdeckt, oder hielte sie so zum Ge- nuß der Freunde in Licht, Schatten, Duft, Grün und Kräu- terlaub! Es geht mir alles durch die Seele dabei, liebe Grotta, die Welt, die Vergangenheit, meine; die Möglichkeiten, welt- liche und geistige; der Menschen Naturen, die ich kenne und kannte; tausend und tausend Dinge. Und die Liebe, die Ver- ehrung, die Segenanwünschung für Goethe umgeben dies, durchdringen es, wie seine einmalige Atmosphäre. Und im Ganzen kann ich von mir sagen, wie Hamlet von Polonius, daß er sonst ein geschwätziger, unruhiger Knabe war, und jetzt ein gesetzter Kerl. Da so todt an der Treppe. Doch ärgere, boße, freue, agitire ich mich noch: nur nicht so lange als sonst: und erfahre nichts Neues dadurch. --
An Varnhagen, in Hamburg.
Dresden, Mittwoch den 31. August 1814.
Alexander Lippe ist nicht hier: sein Bruder aber kam statt seiner, und behandelt mich mit der größten Vorliebe und Ehr- furcht; und möchte mir alle seine Zeit widmen. Dies spricht sehr für diese Familie: und stellt sie auf eine andere Stufe, als wo die unseres gebliebenen Freundes steht. -- Er sprach auch viel von dir, und mit höchster Achtung, und grüßt dich. Ich empfahl ihm Thibaut, er las ihn gleich, weil er ihn un-
red’ ich dann ein wenig mit: ſo viel es die warme Quelle geſtattet., Wir machen die ruhigſten, heiterſten Spazirgänge, und ich bin ſtolz, wenn ſie ſich an der Gegend erfreuen: als hätte ich ſie gemacht oder entdeckt, oder hielte ſie ſo zum Ge- nuß der Freunde in Licht, Schatten, Duft, Grün und Kräu- terlaub! Es geht mir alles durch die Seele dabei, liebe Grotta, die Welt, die Vergangenheit, meine; die Möglichkeiten, welt- liche und geiſtige; der Menſchen Naturen, die ich kenne und kannte; tauſend und tauſend Dinge. Und die Liebe, die Ver- ehrung, die Segenanwünſchung für Goethe umgeben dies, durchdringen es, wie ſeine einmalige Atmoſphäre. Und im Ganzen kann ich von mir ſagen, wie Hamlet von Polonius, daß er ſonſt ein geſchwätziger, unruhiger Knabe war, und jetzt ein geſetzter Kerl. Da ſo todt an der Treppe. Doch ärgere, boße, freue, agitire ich mich noch: nur nicht ſo lange als ſonſt: und erfahre nichts Neues dadurch. —
An Varnhagen, in Hamburg.
Dresden, Mittwoch den 31. Auguſt 1814.
Alexander Lippe iſt nicht hier: ſein Bruder aber kam ſtatt ſeiner, und behandelt mich mit der größten Vorliebe und Ehr- furcht; und möchte mir alle ſeine Zeit widmen. Dies ſpricht ſehr für dieſe Familie: und ſtellt ſie auf eine andere Stufe, als wo die unſeres gebliebenen Freundes ſteht. — Er ſprach auch viel von dir, und mit höchſter Achtung, und grüßt dich. Ich empfahl ihm Thibaut, er las ihn gleich, weil er ihn un-
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red’ ich dann ein wenig mit: ſo viel es die warme Quelle
geſtattet., Wir machen die ruhigſten, heiterſten Spazirgänge,
und ich bin ſtolz, wenn ſie ſich an der Gegend erfreuen: als
hätte ich ſie gemacht oder entdeckt, oder hielte ſie ſo zum Ge-
nuß der Freunde in Licht, Schatten, Duft, Grün und Kräu-
terlaub! Es geht mir alles durch die Seele dabei, liebe Grotta,
die Welt, die Vergangenheit, meine; die Möglichkeiten, welt-
liche und geiſtige; der Menſchen Naturen, die ich kenne und
kannte; tauſend und tauſend Dinge. Und die Liebe, die Ver-
ehrung, die Segenanwünſchung für Goethe umgeben dies,
durchdringen es, wie ſeine einmalige Atmoſphäre. Und im
Ganzen kann ich von mir ſagen, wie Hamlet von Polonius,
daß er ſonſt ein geſchwätziger, unruhiger Knabe war, und jetzt
ein geſetzter Kerl. Da ſo todt an der Treppe. Doch ärgere,
boße, freue, agitire ich mich noch: nur nicht ſo lange als
ſonſt: und erfahre nichts Neues dadurch. —
An Varnhagen, in Hamburg.
Dresden, Mittwoch den 31. Auguſt 1814.
Alexander Lippe iſt nicht hier: ſein Bruder aber kam ſtatt
ſeiner, und behandelt mich mit der größten Vorliebe und Ehr-
furcht; und möchte mir alle ſeine Zeit widmen. Dies ſpricht
ſehr für dieſe Familie: und ſtellt ſie auf eine andere Stufe,
als wo die unſeres gebliebenen Freundes ſteht. — Er ſprach
auch viel von dir, und mit höchſter Achtung, und grüßt dich.
Ich empfahl ihm Thibaut, er las ihn gleich, weil er ihn un-
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/246>, abgerufen am 22.11.2024.
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