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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834.

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hielten sie gleich inne -- recht! Ein todter edler Krieger! --
sollen die nicht frei sein wollen? -- sie hatten in der Ge-
schwindigkeit angefangen. Unser König mußte hochleben, die
Kaiser, auch der Baier, alles. Alles mit der gehörigen Gra-
dation; wir Preußen konnten zufrieden sein. Es freute sehr
das Volk, daß Alexander so fleißig selbst dabei war. Doch
ist das Volk etwas feste hier; noch nicht losgefahren. Gott
lasse sie dabei: der Feind nur macht allert. Ob nun die Für-
sten wohl werden gelernt haben, was Eintracht ist? Auf eine
Zeit, versteht sich: denn was ist von Menschen, und könnte
bleiben? Mein eigentliches Herz darf ich in keinem Brief aus-
schütten. Friede will ich: und jeden Sohn bei seiner Mutter;
Feinde und Freunde ihre. Tauenzien wird sich doch nicht är-
gern, nicht dabei gewesen zu sein? Frische Truppen werden
gut thun. Ohme, gratulire ihm von mir. -- Sage mir um
Gottes willen, Hans! warum antwortet mir Ernestine nicht?
Sie schrieb mir von Wien: Montag reise ich; ich schrieb ihr
so, daß sie den Brief noch Sonntag erhielt: und nun hör'
und sehe ich nichts mehr von ihr. Wenn sie auch den Brief
nicht erhalten hätte? doch muß man ihn ihr nachgeschickt
haben! Sie war ganz zärtlich gegen mich, und muß mir
schreiben! Alle Menschen sind in der Vestalin. Ich sitze zu
Hause, und schreibe: bei Tage stört man mich. Ich habe Li-
ne'n und Dorens Eltern geschrieben. -- Ist es wahr, daß der
franzosenhassende, deutschthümelnde Schauspieler an Ketten
tanzt
? wenigstens müßte es wahr sein. Manche müssen nun
immer dümmer, viele noch affektirter, noch deutscher werden!
Weit davon ist gut vor dem Schuß! Schuß heißt auch, einen

hielten ſie gleich inne — recht! Ein todter edler Krieger! —
ſollen die nicht frei ſein wollen? — ſie hatten in der Ge-
ſchwindigkeit angefangen. Unſer König mußte hochleben, die
Kaiſer, auch der Baier, alles. Alles mit der gehörigen Gra-
dation; wir Preußen konnten zufrieden ſein. Es freute ſehr
das Volk, daß Alexander ſo fleißig ſelbſt dabei war. Doch
iſt das Volk etwas feſte hier; noch nicht losgefahren. Gott
laſſe ſie dabei: der Feind nur macht allert. Ob nun die Für-
ſten wohl werden gelernt haben, was Eintracht iſt? Auf eine
Zeit, verſteht ſich: denn was iſt von Menſchen, und könnte
bleiben? Mein eigentliches Herz darf ich in keinem Brief aus-
ſchütten. Friede will ich: und jeden Sohn bei ſeiner Mutter;
Feinde und Freunde ihre. Tauenzien wird ſich doch nicht är-
gern, nicht dabei geweſen zu ſein? Friſche Truppen werden
gut thun. Ohme, gratulire ihm von mir. — Sage mir um
Gottes willen, Hans! warum antwortet mir Erneſtine nicht?
Sie ſchrieb mir von Wien: Montag reiſe ich; ich ſchrieb ihr
ſo, daß ſie den Brief noch Sonntag erhielt: und nun hör’
und ſehe ich nichts mehr von ihr. Wenn ſie auch den Brief
nicht erhalten hätte? doch muß man ihn ihr nachgeſchickt
haben! Sie war ganz zärtlich gegen mich, und muß mir
ſchreiben! Alle Menſchen ſind in der Veſtalin. Ich ſitze zu
Hauſe, und ſchreibe: bei Tage ſtört man mich. Ich habe Li-
ne’n und Dorens Eltern geſchrieben. — Iſt es wahr, daß der
franzoſenhaſſende, deutſchthümelnde Schauſpieler an Ketten
tanzt
? wenigſtens müßte es wahr ſein. Manche müſſen nun
immer dümmer, viele noch affektirter, noch deutſcher werden!
Weit davon iſt gut vor dem Schuß! Schuß heißt auch, einen

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[139/0147] hielten ſie gleich inne — recht! Ein todter edler Krieger! — ſollen die nicht frei ſein wollen? — ſie hatten in der Ge- ſchwindigkeit angefangen. Unſer König mußte hochleben, die Kaiſer, auch der Baier, alles. Alles mit der gehörigen Gra- dation; wir Preußen konnten zufrieden ſein. Es freute ſehr das Volk, daß Alexander ſo fleißig ſelbſt dabei war. Doch iſt das Volk etwas feſte hier; noch nicht losgefahren. Gott laſſe ſie dabei: der Feind nur macht allert. Ob nun die Für- ſten wohl werden gelernt haben, was Eintracht iſt? Auf eine Zeit, verſteht ſich: denn was iſt von Menſchen, und könnte bleiben? Mein eigentliches Herz darf ich in keinem Brief aus- ſchütten. Friede will ich: und jeden Sohn bei ſeiner Mutter; Feinde und Freunde ihre. Tauenzien wird ſich doch nicht är- gern, nicht dabei geweſen zu ſein? Friſche Truppen werden gut thun. Ohme, gratulire ihm von mir. — Sage mir um Gottes willen, Hans! warum antwortet mir Erneſtine nicht? Sie ſchrieb mir von Wien: Montag reiſe ich; ich ſchrieb ihr ſo, daß ſie den Brief noch Sonntag erhielt: und nun hör’ und ſehe ich nichts mehr von ihr. Wenn ſie auch den Brief nicht erhalten hätte? doch muß man ihn ihr nachgeſchickt haben! Sie war ganz zärtlich gegen mich, und muß mir ſchreiben! Alle Menſchen ſind in der Veſtalin. Ich ſitze zu Hauſe, und ſchreibe: bei Tage ſtört man mich. Ich habe Li- ne’n und Dorens Eltern geſchrieben. — Iſt es wahr, daß der franzoſenhaſſende, deutſchthümelnde Schauſpieler an Ketten tanzt? wenigſtens müßte es wahr ſein. Manche müſſen nun immer dümmer, viele noch affektirter, noch deutſcher werden! Weit davon iſt gut vor dem Schuß! Schuß heißt auch, einen

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 2. Berlin, 1834, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel02_1834/147>, abgerufen am 27.11.2024.