wahrheit, und Verläugnen des Furchtbaren schützen? In je- dem Fall bin ich schon Ihrer Meinung, daß sie die Bibel lese! Wonach ich auch stehe; ich Waldmensch. Ich kann keine kriegen. Nur um Gottes willen! lassen Sie sie das Große, Göttliche, Unendliche selbst finden. Wie frevel-sünd- haft! den Menschen nicht alle Fragen, nicht solche Entdeckun- gen selbst machen zu lassen! Adieu für heute; es ist schon ganz dunkel. Morgen schreibe ich Ihnen noch.
Noch Eins! Aber ganz etwas anderes! Ganz! Wenn ich so in das Fouque'sche Schreibehaus hineinschreibe, es ist doch ganz ehrlich und naiv von mir! Ich weiß wohl, daß ich Ihnen lesenswerthe Dinge schreibe; aber meine Worte, und Ihre! Wie exerzirte Soldaten mit schönen Uniformen steht alles von Ihnen da; und meine, wie die zusammengelaufenen Rebellen mit Knittlen! -- Auch ändere ich mich nicht. Weil ich nicht kann, ich begreife nicht, warum nicht.
Mittwoch, den 1. Januar 1812.
Sie sind der Erste, dem ich diese Jahrszahl schreibe, und nicht ohne Emotion. Jede Veränderung, wo man beitragen soll, um sie hervorzubringen, oder zu markiren, macht mich et- was stutzig; gerne wünscht' ich Ihnen Glück; unterstehe ich es mich wohl? Meine Wünsche avortiren alle so köpflings, daß ich sie mit Zaubermittlen vergraben möchte; außer dem lichten Bewußtsein meiner Seele. Darum wag' ich -- im größten Ernste! -- nichts auszusprechen gegen Sie; aber was Sie am empfindlichsten glücklich machen kann, das geschehe, und was Sie am meisten fürchten können, bleibe entfernt!
wahrheit, und Verläugnen des Furchtbaren ſchützen? In je- dem Fall bin ich ſchon Ihrer Meinung, daß ſie die Bibel leſe! Wonach ich auch ſtehe; ich Waldmenſch. Ich kann keine kriegen. Nur um Gottes willen! laſſen Sie ſie das Große, Göttliche, Unendliche ſelbſt finden. Wie frevel-ſünd- haft! den Menſchen nicht alle Fragen, nicht ſolche Entdeckun- gen ſelbſt machen zu laſſen! Adieu für heute; es iſt ſchon ganz dunkel. Morgen ſchreibe ich Ihnen noch.
Noch Eins! Aber ganz etwas anderes! Ganz! Wenn ich ſo in das Fouqué’ſche Schreibehaus hineinſchreibe, es iſt doch ganz ehrlich und naiv von mir! Ich weiß wohl, daß ich Ihnen leſenswerthe Dinge ſchreibe; aber meine Worte, und Ihre! Wie exerzirte Soldaten mit ſchönen Uniformen ſteht alles von Ihnen da; und meine, wie die zuſammengelaufenen Rebellen mit Knittlen! — Auch ändere ich mich nicht. Weil ich nicht kann, ich begreife nicht, warum nicht.
Mittwoch, den 1. Januar 1812.
Sie ſind der Erſte, dem ich dieſe Jahrszahl ſchreibe, und nicht ohne Emotion. Jede Veränderung, wo man beitragen ſoll, um ſie hervorzubringen, oder zu markiren, macht mich et- was ſtutzig; gerne wünſcht’ ich Ihnen Glück; unterſtehe ich es mich wohl? Meine Wünſche avortiren alle ſo köpflings, daß ich ſie mit Zaubermittlen vergraben möchte; außer dem lichten Bewußtſein meiner Seele. Darum wag’ ich — im größten Ernſte! — nichts auszuſprechen gegen Sie; aber was Sie am empfindlichſten glücklich machen kann, das geſchehe, und was Sie am meiſten fürchten können, bleibe entfernt!
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wahrheit, und Verläugnen des Furchtbaren ſchützen? In je-
dem Fall bin ich ſchon Ihrer Meinung, daß ſie die Bibel
leſe! Wonach ich auch ſtehe; ich Waldmenſch. Ich kann
keine kriegen. Nur um Gottes willen! laſſen Sie ſie das
Große, Göttliche, Unendliche ſelbſt finden. Wie frevel-ſünd-
haft! den Menſchen nicht alle Fragen, nicht ſolche Entdeckun-
gen ſelbſt machen zu laſſen! Adieu für heute; es iſt ſchon
ganz dunkel. Morgen ſchreibe ich Ihnen noch.
Noch Eins! Aber ganz etwas anderes! Ganz! Wenn
ich ſo in das Fouqué’ſche Schreibehaus hineinſchreibe, es iſt
doch ganz ehrlich und naiv von mir! Ich weiß wohl, daß
ich Ihnen leſenswerthe Dinge ſchreibe; aber meine Worte, und
Ihre! Wie exerzirte Soldaten mit ſchönen Uniformen ſteht
alles von Ihnen da; und meine, wie die zuſammengelaufenen
Rebellen mit Knittlen! — Auch ändere ich mich nicht. Weil
ich nicht kann, ich begreife nicht, warum nicht.
Mittwoch, den 1. Januar 1812.
Sie ſind der Erſte, dem ich dieſe Jahrszahl ſchreibe, und
nicht ohne Emotion. Jede Veränderung, wo man beitragen
ſoll, um ſie hervorzubringen, oder zu markiren, macht mich et-
was ſtutzig; gerne wünſcht’ ich Ihnen Glück; unterſtehe ich es
mich wohl? Meine Wünſche avortiren alle ſo köpflings,
daß ich ſie mit Zaubermittlen vergraben möchte; außer dem
lichten Bewußtſein meiner Seele. Darum wag’ ich — im
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Sie am empfindlichſten glücklich machen kann, das geſchehe,
und was Sie am meiſten fürchten können, bleibe entfernt!
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/599>, abgerufen am 25.11.2024.
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