nicht; gethan will ich alles haben, was helfen kann: mein tiefes gränzenloses Unglück liegt darin, daß ich keine That zu meiner Hülfe weiß! -- -- Marwitz hat mir mit derselben Post einen großartigen, edlen, himmlisch ausgedrückten Brief geschickt. -- Sein Bruder ist außer Gefahr, schreibt er. -- Marwitz lieb ich nach wie vor. Sei gut gegen ihn: er ist etwas unsicher über dich geworden. Wie edel drückt er das aus! Wie fragend! Kannst du denn sein Gemüthe nicht fin- den, wie ich; den Lebenspunkt, das Herz, wo alle seine Eigen- schaften hinlaufen und ausgehen? --
An Fouque, in Nennhausen.
Berlin, den 26. Juli 1809.
Nur ein flüchtiger Gruß wird es auch heute! Wenn Mar- tern Ihnen Ersatz sein könnten, so hätten Sie völligen; so habe ich mich gemartert durch das Aufschieben des Schreibens. Ihr Brief ist mir nicht zur Hand, sonst sollte doch dieser Ihnen lieber werden. Wie sehr rührte Ihrer mein Herz; wie ernst fand ich ihn; und Sie dadurch. Wußt' ich's doch, daß man zu solchem Scherz, wie Sie ihn üben, nicht kommen kann ohne inneres Scheitern! Sie kommen mir in Ihrem Briefe sehr an sich und an Ihr Talent verwiesen vor: und drückte er auch nur eine einzelne Stimmung aus, und sind Ihnen hundert und wieder hundert noch so freudige, reiche durch die Seele gegangen: ich kenne doch den beleidigten Punkt im Gemüthe, wo diese entspringt, und nur zugedammt werden kann, nie aufgehoben. In welchem Zustande aber, lieber
nicht; gethan will ich alles haben, was helfen kann: mein tiefes gränzenloſes Unglück liegt darin, daß ich keine That zu meiner Hülfe weiß! — — Marwitz hat mir mit derſelben Poſt einen großartigen, edlen, himmliſch ausgedrückten Brief geſchickt. — Sein Bruder iſt außer Gefahr, ſchreibt er. — Marwitz lieb ich nach wie vor. Sei gut gegen ihn: er iſt etwas unſicher über dich geworden. Wie edel drückt er das aus! Wie fragend! Kannſt du denn ſein Gemüthe nicht fin- den, wie ich; den Lebenspunkt, das Herz, wo alle ſeine Eigen- ſchaften hinlaufen und ausgehen? —
An Fouqué, in Nennhauſen.
Berlin, den 26. Juli 1809.
Nur ein flüchtiger Gruß wird es auch heute! Wenn Mar- tern Ihnen Erſatz ſein könnten, ſo hätten Sie völligen; ſo habe ich mich gemartert durch das Aufſchieben des Schreibens. Ihr Brief iſt mir nicht zur Hand, ſonſt ſollte doch dieſer Ihnen lieber werden. Wie ſehr rührte Ihrer mein Herz; wie ernſt fand ich ihn; und Sie dadurch. Wußt’ ich’s doch, daß man zu ſolchem Scherz, wie Sie ihn üben, nicht kommen kann ohne inneres Scheitern! Sie kommen mir in Ihrem Briefe ſehr an ſich und an Ihr Talent verwieſen vor: und drückte er auch nur eine einzelne Stimmung aus, und ſind Ihnen hundert und wieder hundert noch ſo freudige, reiche durch die Seele gegangen: ich kenne doch den beleidigten Punkt im Gemüthe, wo dieſe entſpringt, und nur zugedammt werden kann, nie aufgehoben. In welchem Zuſtande aber, lieber
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nicht; gethan will ich alles haben, was helfen kann: mein
tiefes gränzenloſes Unglück liegt darin, daß ich keine That zu
meiner Hülfe weiß! — — Marwitz hat mir mit derſelben
Poſt einen großartigen, edlen, himmliſch ausgedrückten Brief
geſchickt. — Sein Bruder iſt außer Gefahr, ſchreibt er. —
Marwitz lieb ich nach wie vor. Sei gut gegen ihn: er iſt
etwas unſicher über dich geworden. Wie edel drückt er das
aus! Wie fragend! Kannſt du denn ſein Gemüthe nicht fin-
den, wie ich; den Lebenspunkt, das Herz, wo alle ſeine Eigen-
ſchaften hinlaufen und ausgehen? —
An Fouqué, in Nennhauſen.
Berlin, den 26. Juli 1809.
Nur ein flüchtiger Gruß wird es auch heute! Wenn Mar-
tern Ihnen Erſatz ſein könnten, ſo hätten Sie völligen; ſo habe
ich mich gemartert durch das Aufſchieben des Schreibens. Ihr
Brief iſt mir nicht zur Hand, ſonſt ſollte doch dieſer Ihnen
lieber werden. Wie ſehr rührte Ihrer mein Herz; wie ernſt
fand ich ihn; und Sie dadurch. Wußt’ ich’s doch, daß man
zu ſolchem Scherz, wie Sie ihn üben, nicht kommen kann
ohne inneres Scheitern! Sie kommen mir in Ihrem Briefe
ſehr an ſich und an Ihr Talent verwieſen vor: und drückte
er auch nur eine einzelne Stimmung aus, und ſind Ihnen
hundert und wieder hundert noch ſo freudige, reiche durch die
Seele gegangen: ich kenne doch den beleidigten Punkt im
Gemüthe, wo dieſe entſpringt, und nur zugedammt werden
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/448>, abgerufen am 24.11.2024.
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