und aus meinem Zimmer schmeißen, wenn nur eine Glas- scheibe vor meinem Herzen wäre. So ohne Liebe für sie war ich nie. Wo dies hinführt, kann ich auch gar nicht berechnen. Wenn mir Dinge für dich einfallen, oder es geht irgend etwas vor, so schwör' ich bei der Seine! -- meinem Styx -- du erfährst es von mir! Die Unzelmann nimmt Ende dieses Monats Iphigenie von Goethe zum Benefiz. Schwertstreiche gehen mir schon jetzt durch's Herz, dies laut ausgehaucht mit dem besoffenen Publikum zu hören; und! wie wird das wer- den. Thoas, Lapin-Iffland; Orest, Mattausch; Pylades, Be- schort; Arkas, Labes. Die Schick schnappt nach Luft, singt und lebt wie immer. Ich werde ihr deine Briefe spediren. Sag Friedrich Schlegel, er müsse mir antworten! sonst war ich im Lycee de Paris! Grüß die Pobeheim, und mach' ihr verständlich, warum ich nicht schreibe: und wie Schreiben nichts ist; nur Leben. Und wie ich daher auch suche wieder zu kommen. Sie soll Schlabrendorf an mich erinnern, und ihm sagen, der Italiäner habe mir kürzlich aus Mailand geschrieben, wo er Humboldts gesprochen hat. Löwen- hjelm grüß' ich sehr! wo wohnt der? -- Du wohnst gut; doch die Honore wäre besser. -- Wo wohnt Otterstedt? Woh- nen ist ein großes renseignement. Wo wohnt Friedrich? In's Theater geh' ich gar nicht mehr. Publikum, Haus, Stücke, Schauspieler, drückt mich in's elendeste Leben hinab; und reine Marter würde mir die Kälte des Hauses, die viel kälter ist, als der regnigte dunkle Winter bis jetzt. Aus geh' ich auch nicht, außer Sonntag und Mittwoch zu Wilhelm Schlegel in die Vorlesung. -- Suche Franzosen kennen zu
I. 17
und aus meinem Zimmer ſchmeißen, wenn nur eine Glas- ſcheibe vor meinem Herzen wäre. So ohne Liebe für ſie war ich nie. Wo dies hinführt, kann ich auch gar nicht berechnen. Wenn mir Dinge für dich einfallen, oder es geht irgend etwas vor, ſo ſchwör’ ich bei der Seine! — meinem Styx — du erfährſt es von mir! Die Unzelmann nimmt Ende dieſes Monats Iphigenie von Goethe zum Benefiz. Schwertſtreiche gehen mir ſchon jetzt durch’s Herz, dies laut ausgehaucht mit dem beſoffenen Publikum zu hören; und! wie wird das wer- den. Thoas, Lapin-Iffland; Oreſt, Mattauſch; Pylades, Be- ſchort; Arkas, Labes. Die Schick ſchnappt nach Luft, ſingt und lebt wie immer. Ich werde ihr deine Briefe ſpediren. Sag Friedrich Schlegel, er müſſe mir antworten! ſonſt war ich im Lycée de Paris! Grüß die Pobeheim, und mach’ ihr verſtändlich, warum ich nicht ſchreibe: und wie Schreiben nichts iſt; nur Leben. Und wie ich daher auch ſuche wieder zu kommen. Sie ſoll Schlabrendorf an mich erinnern, und ihm ſagen, der Italiäner habe mir kürzlich aus Mailand geſchrieben, wo er Humboldts geſprochen hat. Löwen- hjelm grüß’ ich ſehr! wo wohnt der? — Du wohnſt gut; doch die Honoré wäre beſſer. — Wo wohnt Otterſtedt? Woh- nen iſt ein großes renseignement. Wo wohnt Friedrich? In’s Theater geh’ ich gar nicht mehr. Publikum, Haus, Stücke, Schauſpieler, drückt mich in’s elendeſte Leben hinab; und reine Marter würde mir die Kälte des Hauſes, die viel kälter iſt, als der regnigte dunkle Winter bis jetzt. Aus geh’ ich auch nicht, außer Sonntag und Mittwoch zu Wilhelm Schlegel in die Vorleſung. — Suche Franzoſen kennen zu
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und aus meinem Zimmer ſchmeißen, wenn nur eine Glas-
ſcheibe vor meinem Herzen wäre. So ohne Liebe für ſie war
ich nie. Wo dies hinführt, kann ich auch gar nicht berechnen.
Wenn mir Dinge für dich einfallen, oder es geht irgend
etwas vor, ſo ſchwör’ ich bei der Seine! — meinem Styx —
du erfährſt es von mir! Die Unzelmann nimmt Ende dieſes
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gehen mir ſchon jetzt durch’s Herz, dies laut ausgehaucht mit
dem beſoffenen Publikum zu hören; und! wie wird das wer-
den. Thoas, Lapin-Iffland; Oreſt, Mattauſch; Pylades, Be-
ſchort; Arkas, Labes. Die Schick ſchnappt nach Luft, ſingt
und lebt wie immer. Ich werde ihr deine Briefe ſpediren.
Sag Friedrich Schlegel, er müſſe mir antworten! ſonſt war
ich im Lycée de Paris! Grüß die Pobeheim, und mach’ ihr
verſtändlich, warum ich nicht ſchreibe: und wie Schreiben
nichts iſt; nur Leben. Und wie ich daher auch ſuche wieder
zu kommen. Sie ſoll Schlabrendorf an mich erinnern, und
ihm ſagen, der Italiäner habe mir kürzlich aus Mailand
geſchrieben, wo er Humboldts geſprochen hat. Löwen-
hjelm grüß’ ich ſehr! wo wohnt der? — Du wohnſt gut;
doch die Honoré wäre beſſer. — Wo wohnt Otterſtedt? Woh-
nen iſt ein großes renseignement. Wo wohnt Friedrich? In’s
Theater geh’ ich gar nicht mehr. Publikum, Haus, Stücke,
Schauſpieler, drückt mich in’s elendeſte Leben hinab;
und reine Marter würde mir die Kälte des Hauſes, die viel
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ich auch nicht, außer Sonntag und Mittwoch zu Wilhelm
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/271>, abgerufen am 26.11.2024.
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