diesen aufzulösen. Ob wir damit zufrieden sein wollen, wissen wir nicht: denn das ist unsere Gränze, und es geschieht nur mit halbem Bewußtsein, wenn wir unzufrieden sind; sind wir ohne Bewußtsein zufrieden, so ist das religiös; sind wir's mit Bewußtsein nach dem Nachdenken, so würd' ich's fromm nennen.
An Rose, in Berlin.
Paris, den 19. Januar 1801. Abends um 11 Uhr.
Es ist mir lieb, daß Lemos glücklich wird. Es ist doch der Berliner? Ich sah gar kein Ende für ihn ab. Das sollte ich aber öfter thun; dann käme manches Ende mehr! -- Die Mutter spricht wohl mehr davon, als daß sie eigentlich glück- lich ist. Sag' ihr doch ein Wort der Gratulation von mir. Sage auch Mamaen, ich hätte Hans eine Liste der vorzuneh- menden Reparaturen auf meinem Dachquartier geschickt, die möchte sie doch die Gnade haben zu beherzigen. Hans selbst sage, ich ließe sie bitten, den Kindern die Haare mit huile antique zu bestreichen; man thut dies mit einem kleinen Pin- sel sehr bequem. Besonders Hanne ihre; damit sie ohne steif und kraus machendes Wasser rein werden und bleiben; Fanny ihre sind noch die schönen, feinen, lockigen Erstlinge. Ich schicke ihr bei der ersten Gelegenheit neues Öl: das sag' ich nicht aus Gemeinheit; aber weil ich just von Öl spreche. Sag' ihr auch: sie würde mich unendlich verbinden! Fanny nicht vor meiner Zurückkunst in die Schule zu schicken. Sie ist noch so lieblich und jung! ich möchte sie gerne noch ganz kinderich
dieſen aufzulöſen. Ob wir damit zufrieden ſein wollen, wiſſen wir nicht: denn das iſt unſere Gränze, und es geſchieht nur mit halbem Bewußtſein, wenn wir unzufrieden ſind; ſind wir ohne Bewußtſein zufrieden, ſo iſt das religiös; ſind wir’s mit Bewußtſein nach dem Nachdenken, ſo würd’ ich’s fromm nennen.
An Roſe, in Berlin.
Paris, den 19. Januar 1801. Abends um 11 Uhr.
Es iſt mir lieb, daß Lemos glücklich wird. Es iſt doch der Berliner? Ich ſah gar kein Ende für ihn ab. Das ſollte ich aber öfter thun; dann käme manches Ende mehr! — Die Mutter ſpricht wohl mehr davon, als daß ſie eigentlich glück- lich iſt. Sag’ ihr doch ein Wort der Gratulation von mir. Sage auch Mamaen, ich hätte Hans eine Liſte der vorzuneh- menden Reparaturen auf meinem Dachquartier geſchickt, die möchte ſie doch die Gnade haben zu beherzigen. Hans ſelbſt ſage, ich ließe ſie bitten, den Kindern die Haare mit huile antique zu beſtreichen; man thut dies mit einem kleinen Pin- ſel ſehr bequem. Beſonders Hanne ihre; damit ſie ohne ſteif und kraus machendes Waſſer rein werden und bleiben; Fanny ihre ſind noch die ſchönen, feinen, lockigen Erſtlinge. Ich ſchicke ihr bei der erſten Gelegenheit neues Öl: das ſag’ ich nicht aus Gemeinheit; aber weil ich juſt von Öl ſpreche. Sag’ ihr auch: ſie würde mich unendlich verbinden! Fanny nicht vor meiner Zurückkunſt in die Schule zu ſchicken. Sie iſt noch ſo lieblich und jung! ich möchte ſie gerne noch ganz kinderich
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dieſen aufzulöſen. Ob wir damit zufrieden ſein wollen, wiſſen
wir nicht: denn das iſt unſere Gränze, und es geſchieht nur
mit halbem Bewußtſein, wenn wir unzufrieden ſind; ſind
wir ohne Bewußtſein zufrieden, ſo iſt das religiös; ſind
wir’s mit Bewußtſein nach dem Nachdenken, ſo würd’ ich’s
fromm nennen.
An Roſe, in Berlin.
Paris, den 19. Januar 1801. Abends um 11 Uhr.
Es iſt mir lieb, daß Lemos glücklich wird. Es iſt doch
der Berliner? Ich ſah gar kein Ende für ihn ab. Das ſollte
ich aber öfter thun; dann käme manches Ende mehr! — Die
Mutter ſpricht wohl mehr davon, als daß ſie eigentlich glück-
lich iſt. Sag’ ihr doch ein Wort der Gratulation von mir.
Sage auch Mamaen, ich hätte Hans eine Liſte der vorzuneh-
menden Reparaturen auf meinem Dachquartier geſchickt, die
möchte ſie doch die Gnade haben zu beherzigen. Hans ſelbſt
ſage, ich ließe ſie bitten, den Kindern die Haare mit huile
antique zu beſtreichen; man thut dies mit einem kleinen Pin-
ſel ſehr bequem. Beſonders Hanne ihre; damit ſie ohne ſteif
und kraus machendes Waſſer rein werden und bleiben; Fanny
ihre ſind noch die ſchönen, feinen, lockigen Erſtlinge. Ich
ſchicke ihr bei der erſten Gelegenheit neues Öl: das ſag’ ich
nicht aus Gemeinheit; aber weil ich juſt von Öl ſpreche. Sag’
ihr auch: ſie würde mich unendlich verbinden! Fanny nicht
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/242>, abgerufen am 25.11.2024.
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