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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834.

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sehen will; er hat Fleck noch nicht gesehen, -- pensez! Ich
habe das Glück, die Glorie, für mich, meinen Fleck Rich-
tern zu zeigen: in meine Loge geht er. Iffland hat er ge-
sehen; bei einem Haar hätte Deutschland den für den Ersten
gelesen. Das durft' ich nicht zugeben. Er wollte schon weg-
reisen. Aber -- er bleibt -- um Fleck, auf mein Treiben.
Ich halte es in der That für wichtig, solch einen Mann au
fait
zu setzen. Ich schreib' Ihnen das Billet zum Amüsement
ab; in der Gewißheit, daß ich Ihr Ehrenwort habe, daß
Sie es niemanden sagen und zeigen; alle Menschen sind zu
plump; und prahlen damit, und prahlen weiter; ich kann
nicht leiden, wenn man eine Seele wie Richters -- denn die
lieben wir -- wie ein ausländisch Thier behandelt, welches
man herum promenirt: -- "Berlin -- und die Schauspieler --
und die zwei Stücke -- und Ihre gütige Verwendung gefal-
len mir so sehr, daß ich Freitags und Montags, und -- wenn
Gott die Schöpfung von Haydn noch Einmal schafft -- so
gar Dienstags hier bin, Ich dank' Ihnen recht innig, daß
Sie meine Bitte zu der Ihrigen gemacht haben." Das war
ein Freundschaftsstück. Adieu! Nicht wahr, man muß nur in
Berlin bleiben; hier kommt noch alles her, Bonaparte mit al-
len Franzosen, bin ich überzeugt: Pyramiden und Berge mit,
wenn man nur bis darauf zu warten versteht. Ich geh
doch bald weg. Anderwärts müssen sie auch etwas haben.
Adieu! Wenn Sie kämen!!! und nachher mit dem König
sprächen. Wir hören beide nicht auf zu spinnen.



ſehen will; er hat Fleck noch nicht geſehen, — pensez! Ich
habe das Glück, die Glorie, für mich, meinen Fleck Rich-
tern zu zeigen: in meine Loge geht er. Iffland hat er ge-
ſehen; bei einem Haar hätte Deutſchland den für den Erſten
geleſen. Das durft’ ich nicht zugeben. Er wollte ſchon weg-
reiſen. Aber — er bleibt — um Fleck, auf mein Treiben.
Ich halte es in der That für wichtig, ſolch einen Mann au
fait
zu ſetzen. Ich ſchreib’ Ihnen das Billet zum Amüſement
ab; in der Gewißheit, daß ich Ihr Ehrenwort habe, daß
Sie es niemanden ſagen und zeigen; alle Menſchen ſind zu
plump; und prahlen damit, und prahlen weiter; ich kann
nicht leiden, wenn man eine Seele wie Richters — denn die
lieben wir — wie ein ausländiſch Thier behandelt, welches
man herum promenirt: — „Berlin — und die Schauſpieler —
und die zwei Stücke — und Ihre gütige Verwendung gefal-
len mir ſo ſehr, daß ich Freitags und Montags, und — wenn
Gott die Schöpfung von Haydn noch Einmal ſchafft — ſo
gar Dienstags hier bin, Ich dank’ Ihnen recht innig, daß
Sie meine Bitte zu der Ihrigen gemacht haben.“ Das war
ein Freundſchaftsſtück. Adieu! Nicht wahr, man muß nur in
Berlin bleiben; hier kommt noch alles her, Bonaparte mit al-
len Franzoſen, bin ich überzeugt: Pyramiden und Berge mit,
wenn man nur bis darauf zu warten verſteht. Ich geh
doch bald weg. Anderwärts müſſen ſie auch etwas haben.
Adieu! Wenn Sie kämen!!! und nachher mit dem König
ſprächen. Wir hören beide nicht auf zu ſpinnen.



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[204/0218] ſehen will; er hat Fleck noch nicht geſehen, — pensez! Ich habe das Glück, die Glorie, für mich, meinen Fleck Rich- tern zu zeigen: in meine Loge geht er. Iffland hat er ge- ſehen; bei einem Haar hätte Deutſchland den für den Erſten geleſen. Das durft’ ich nicht zugeben. Er wollte ſchon weg- reiſen. Aber — er bleibt — um Fleck, auf mein Treiben. Ich halte es in der That für wichtig, ſolch einen Mann au fait zu ſetzen. Ich ſchreib’ Ihnen das Billet zum Amüſement ab; in der Gewißheit, daß ich Ihr Ehrenwort habe, daß Sie es niemanden ſagen und zeigen; alle Menſchen ſind zu plump; und prahlen damit, und prahlen weiter; ich kann nicht leiden, wenn man eine Seele wie Richters — denn die lieben wir — wie ein ausländiſch Thier behandelt, welches man herum promenirt: — „Berlin — und die Schauſpieler — und die zwei Stücke — und Ihre gütige Verwendung gefal- len mir ſo ſehr, daß ich Freitags und Montags, und — wenn Gott die Schöpfung von Haydn noch Einmal ſchafft — ſo gar Dienstags hier bin, Ich dank’ Ihnen recht innig, daß Sie meine Bitte zu der Ihrigen gemacht haben.“ Das war ein Freundſchaftsſtück. Adieu! Nicht wahr, man muß nur in Berlin bleiben; hier kommt noch alles her, Bonaparte mit al- len Franzoſen, bin ich überzeugt: Pyramiden und Berge mit, wenn man nur bis darauf zu warten verſteht. Ich geh doch bald weg. Anderwärts müſſen ſie auch etwas haben. Adieu! Wenn Sie kämen!!! und nachher mit dem König ſprächen. Wir hören beide nicht auf zu ſpinnen.

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Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/218>, abgerufen am 28.11.2024.