zufrieden, denn sie ist froh. Diesen Morgen kommt sie zu mir, überhaupt werd' ich heute nach meinem Sinn ausgehen können, weil die Tante zu morgen packt, und mir diese Frei- heit schon annoncirt hat, und ich schon gepackt habe.
Eben hat mich unser Soldat Ludwig unterbrochen, mit dem ich eine himmlische sentimentale französische Konversation hatte; wie der Französisch spricht, und wie die Soldaten ge- bildet reden! so was ist nicht zu schreiben, Il est bien mal- heureux, et tant charme de trouver de braves gens de Ber- lin, il ne peut pas exprimer le plaisir sensible et les senti- mens viß, -- et comme nous serons la dupe des Polonais -- et ses larmes de joie; kurz, das Französisch, und die Rührung!
Gestern nach Tisch fuhren wir nach dem Dorfe Schanz aus einem schönen Thore auf der prächtigsten Chaussee, die durch die schönsten Felder führt, an deren Ende du das Ge- birge immerweg siehst, und wo man, wie Sonntags in Leipzig vorm Thor, nichts als Equipagen, Reiter und Spazirer sieht. Auf dem Wege nach diesem Dorfe liegt ein neu angelegtes Wirthshaus, was jetzt Mode ist, und vorigen Sonntag durch Konzert und Menschen eingeweiht wurde, ein schönes Gebäude, mit Billard, Raum und aller Bequemlichkeit, ein neuer Gar- ten, das Ganze auf dem Felde, im Hof standen fünfzehn bis zwanzig Wagen, eine Menge Reitpferde, wir gingen hinein, fanden viel Menschen, ungefähr die Klasse wie Sonntag im Winter beim Hofjäger, sahen uns um, und fuhren weiter nach Schanz. Das ist ein Pavillon mit Billard und Zubehör an einem Dorfe; dieser Pavillon steht in einem halb regel- halb unregelmäßigen Garten, der sehr schön ist! Dieser Garten
zufrieden, denn ſie iſt froh. Dieſen Morgen kommt ſie zu mir, überhaupt werd’ ich heute nach meinem Sinn ausgehen können, weil die Tante zu morgen packt, und mir dieſe Frei- heit ſchon annoncirt hat, und ich ſchon gepackt habe.
Eben hat mich unſer Soldat Ludwig unterbrochen, mit dem ich eine himmliſche ſentimentale franzöſiſche Konverſation hatte; wie der Franzöſiſch ſpricht, und wie die Soldaten ge- bildet reden! ſo was iſt nicht zu ſchreiben, Il est bien mal- heureux, et tant charmé de trouver de braves gens de Ber- lin, il ne peut pas exprimer le plaisir sensible et les senti- mens viß, — et comme nous serons la dupe des Polonais — et ses larmes de joie; kurz, das Franzöſiſch, und die Rührung!
Geſtern nach Tiſch fuhren wir nach dem Dorfe Schanz aus einem ſchönen Thore auf der prächtigſten Chauſſee, die durch die ſchönſten Felder führt, an deren Ende du das Ge- birge immerweg ſiehſt, und wo man, wie Sonntags in Leipzig vorm Thor, nichts als Equipagen, Reiter und Spazirer ſieht. Auf dem Wege nach dieſem Dorfe liegt ein neu angelegtes Wirthshaus, was jetzt Mode iſt, und vorigen Sonntag durch Konzert und Menſchen eingeweiht wurde, ein ſchönes Gebäude, mit Billard, Raum und aller Bequemlichkeit, ein neuer Gar- ten, das Ganze auf dem Felde, im Hof ſtanden fünfzehn bis zwanzig Wagen, eine Menge Reitpferde, wir gingen hinein, fanden viel Menſchen, ungefähr die Klaſſe wie Sonntag im Winter beim Hofjäger, ſahen uns um, und fuhren weiter nach Schanz. Das iſt ein Pavillon mit Billard und Zubehör an einem Dorfe; dieſer Pavillon ſteht in einem halb regel- halb unregelmäßigen Garten, der ſehr ſchön iſt! Dieſer Garten
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zufrieden, denn ſie iſt froh. Dieſen Morgen kommt ſie zu
mir, überhaupt werd’ ich heute nach meinem Sinn ausgehen
können, weil die Tante zu morgen packt, und mir dieſe Frei-
heit ſchon annoncirt hat, und ich ſchon gepackt habe.
Eben hat mich unſer Soldat Ludwig unterbrochen, mit
dem ich eine himmliſche ſentimentale franzöſiſche Konverſation
hatte; wie der Franzöſiſch ſpricht, und wie die Soldaten ge-
bildet reden! ſo was iſt nicht zu ſchreiben, Il est bien mal-
heureux, et tant charmé de trouver de braves gens de Ber-
lin, il ne peut pas exprimer le plaisir sensible et les senti-
mens viß, — et comme nous serons la dupe des Polonais —
et ses larmes de joie; kurz, das Franzöſiſch, und die Rührung!
Geſtern nach Tiſch fuhren wir nach dem Dorfe Schanz
aus einem ſchönen Thore auf der prächtigſten Chauſſee, die
durch die ſchönſten Felder führt, an deren Ende du das Ge-
birge immerweg ſiehſt, und wo man, wie Sonntags in Leipzig
vorm Thor, nichts als Equipagen, Reiter und Spazirer ſieht.
Auf dem Wege nach dieſem Dorfe liegt ein neu angelegtes
Wirthshaus, was jetzt Mode iſt, und vorigen Sonntag durch
Konzert und Menſchen eingeweiht wurde, ein ſchönes Gebäude,
mit Billard, Raum und aller Bequemlichkeit, ein neuer Gar-
ten, das Ganze auf dem Felde, im Hof ſtanden fünfzehn bis
zwanzig Wagen, eine Menge Reitpferde, wir gingen hinein,
fanden viel Menſchen, ungefähr die Klaſſe wie Sonntag im
Winter beim Hofjäger, ſahen uns um, und fuhren weiter nach
Schanz. Das iſt ein Pavillon mit Billard und Zubehör an
einem Dorfe; dieſer Pavillon ſteht in einem halb regel- halb
unregelmäßigen Garten, der ſehr ſchön iſt! Dieſer Garten
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/102>, abgerufen am 21.12.2024.
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