auf wenige von deinen Unkosten, als ein bischen übertriebene Vorsicht, Resignation u. dgl., eine Freude unvermischt erhal- ten, deren Reinheit dir leichter unbefleckt scheinen kann, wegen mehr Unbekanntschaft mit ihrem vorigen Leben, als mir zu haben erlaubt, und möglich ist; und -- weil ich ein- mal den Einfall hatte; und nicht ganz gewiß war, du möchtest ihn auch haben. Hiervon so viel; weil es schien, ich kenne dich nicht, und ich thue dir Unrecht. Deine Gesund- heit ist das Erste, was reparirt werden muß: aber erst in Amsterdam. Es scheint mir wichtig: weil meine ganze Krank- heit eben so -- aus Gesundheit anfing. Ich möchte euch gerne Alle von meinen Üblen retten! Angst und rege Zweifel heben Menschen wie wir, die nicht leichtsinnig sind, bei allen eigentlichen Unternehmungen: sieh also dem bischen Beklem- mung wie einem alten Feind in die Augen; und sie weicht wie ein solcher, oder ängstigt dich wenigstens nur wie ein körperliches Übel, und mehr nicht. Die Titel der Dinge sind das Fürchterlichste! wer sagt dir, daß du heirathest? die dummen Leute meinen es. Je mehr dir Karl gefällt, je mehr er dich liebt, je weniger ist es wahr. (Karl?!) Auch gehst du nicht von uns -- denn geht man nicht immer von einem Ort zum andern? -- weil es gar nicht ausgemacht ist, wie lange du bleibst. Denn nichts ist ausgemacht. Mein An- blick wird dich stärken. Und wisse nur Eins! Es giebt nach dem Unglück noch etwas. (Das ist der ärgste Fall.) Das kann man aber vorher nicht wissen. Könnt' ich dir doch ein Gefühl, eine Gabe mittheilen! Wolltest du heirathen? Karl? hattest du Gründe dazu? Nun! diese Gründe dauren
ewig;
auf wenige von deinen Unkoſten, als ein bischen übertriebene Vorſicht, Reſignation u. dgl., eine Freude unvermiſcht erhal- ten, deren Reinheit dir leichter unbefleckt ſcheinen kann, wegen mehr Unbekanntſchaft mit ihrem vorigen Leben, als mir zu haben erlaubt, und möglich iſt; und — weil ich ein- mal den Einfall hatte; und nicht ganz gewiß war, du möchteſt ihn auch haben. Hiervon ſo viel; weil es ſchien, ich kenne dich nicht, und ich thue dir Unrecht. Deine Geſund- heit iſt das Erſte, was reparirt werden muß: aber erſt in Amſterdam. Es ſcheint mir wichtig: weil meine ganze Krank- heit eben ſo — aus Geſundheit anfing. Ich möchte euch gerne Alle von meinen Üblen retten! Angſt und rege Zweifel heben Menſchen wie wir, die nicht leichtſinnig ſind, bei allen eigentlichen Unternehmungen: ſieh alſo dem bischen Beklem- mung wie einem alten Feind in die Augen; und ſie weicht wie ein ſolcher, oder ängſtigt dich wenigſtens nur wie ein körperliches Übel, und mehr nicht. Die Titel der Dinge ſind das Fürchterlichſte! wer ſagt dir, daß du heiratheſt? die dummen Leute meinen es. Je mehr dir Karl gefällt, je mehr er dich liebt, je weniger iſt es wahr. (Karl?!) Auch gehſt du nicht von uns — denn geht man nicht immer von einem Ort zum andern? — weil es gar nicht ausgemacht iſt, wie lange du bleibſt. Denn nichts iſt ausgemacht. Mein An- blick wird dich ſtärken. Und wiſſe nur Eins! Es giebt nach dem Unglück noch etwas. (Das iſt der ärgſte Fall.) Das kann man aber vorher nicht wiſſen. Könnt’ ich dir doch ein Gefühl, eine Gabe mittheilen! Wollteſt du heirathen? Karl? hatteſt du Gründe dazu? Nun! dieſe Gründe dauren
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auf wenige von deinen Unkoſten, als ein bischen übertriebene
Vorſicht, Reſignation u. dgl., eine Freude unvermiſcht erhal-
ten, deren Reinheit dir leichter unbefleckt ſcheinen kann, wegen
mehr Unbekanntſchaft mit ihrem vorigen Leben, als mir
zu haben erlaubt, und möglich iſt; und — weil ich ein-
mal den Einfall hatte; und nicht ganz gewiß war, du
möchteſt ihn auch haben. Hiervon ſo viel; weil es ſchien, ich
kenne dich nicht, und ich thue dir Unrecht. Deine Geſund-
heit iſt das Erſte, was reparirt werden muß: aber erſt in
Amſterdam. Es ſcheint mir wichtig: weil meine ganze Krank-
heit eben ſo — aus Geſundheit anfing. Ich möchte euch
gerne Alle von meinen Üblen retten! Angſt und rege Zweifel
heben Menſchen wie wir, die nicht leichtſinnig ſind, bei allen
eigentlichen Unternehmungen: ſieh alſo dem bischen Beklem-
mung wie einem alten Feind in die Augen; und ſie weicht
wie ein ſolcher, oder ängſtigt dich wenigſtens nur wie ein
körperliches Übel, und mehr nicht. Die Titel der Dinge ſind
das Fürchterlichſte! wer ſagt dir, daß du heiratheſt? die
dummen Leute meinen es. Je mehr dir Karl gefällt, je mehr
er dich liebt, je weniger iſt es wahr. (Karl?!) Auch gehſt
du nicht von uns — denn geht man nicht immer von einem
Ort zum andern? — weil es gar nicht ausgemacht iſt, wie
lange du bleibſt. Denn nichts iſt ausgemacht. Mein An-
blick wird dich ſtärken. Und wiſſe nur Eins! Es giebt nach
dem Unglück noch etwas. (Das iſt der ärgſte Fall.) Das
kann man aber vorher nicht wiſſen. Könnt’ ich dir doch ein
Gefühl, eine Gabe mittheilen! Wollteſt du heirathen?
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel01_1834/238>, abgerufen am 26.11.2024.
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