Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Diese gespannte Lage dauerte jedoch nicht lange; schon
am 26. August kam die Nachricht von dem Siege des
Kronprinzen bei Groß-Beeren, und den Tag darauf
kehrte auch Wallmoden mit seinen Truppen zurück,
da der Kronprinz nach der gewonnenen Schlacht be¬
reits andere näherstehende Truppen in die Gegend von
Magdeburg absenden konnte.

Unbeschreiblich, und vielleicht zu sehr vergessen ist
der Eindruck, welchen diese erste Siegesnachricht in den
Gemüthern hervorbrachte; der Krieg hatte sich für uns
jetzt gleich im Anfang mit Glück eröffnet, das seitdem
der Gefährte unserer Waffen blieb, und nur bisweilen
zu schlummern schien, um desto herrlicher aufzuwachen.
Die Rettung Berlins, die später noch Einmal durch
den General Bülow bei Dennewitz gelang, hatte dem
Siege durch die Theilnahme einer dankbaren Menge
einen erhöhten Glanz verliehen. Zwar nur Preußen
waren zum Kampfe gekommen, aber der Kronprinz
hatte mit kriegskundiger Einsicht seine ganze Stärke
in der kürzesten Zeit auf den bedrohten Punkt so ver¬
sammelt und aufgestellt, daß der Feind die Unmöglich¬
keit des Gelingens einsah, und die Schlacht nicht auf
das äußerste kommen ließ, sondern, mit der Niederlage
eines Theils seiner Truppen zufrieden, die übrigen gar
nicht in's Gefecht brachte. Auch unsere Stellung ge¬
gen den Marschall Davoust gewann nun eine andere
Ansicht, sein Vordringen konnte weder so gefährlich,

Dieſe geſpannte Lage dauerte jedoch nicht lange; ſchon
am 26. Auguſt kam die Nachricht von dem Siege des
Kronprinzen bei Groß-Beeren, und den Tag darauf
kehrte auch Wallmoden mit ſeinen Truppen zuruͤck,
da der Kronprinz nach der gewonnenen Schlacht be¬
reits andere naͤherſtehende Truppen in die Gegend von
Magdeburg abſenden konnte.

Unbeſchreiblich, und vielleicht zu ſehr vergeſſen iſt
der Eindruck, welchen dieſe erſte Siegesnachricht in den
Gemuͤthern hervorbrachte; der Krieg hatte ſich fuͤr uns
jetzt gleich im Anfang mit Gluͤck eroͤffnet, das ſeitdem
der Gefaͤhrte unſerer Waffen blieb, und nur bisweilen
zu ſchlummern ſchien, um deſto herrlicher aufzuwachen.
Die Rettung Berlins, die ſpaͤter noch Einmal durch
den General Buͤlow bei Dennewitz gelang, hatte dem
Siege durch die Theilnahme einer dankbaren Menge
einen erhoͤhten Glanz verliehen. Zwar nur Preußen
waren zum Kampfe gekommen, aber der Kronprinz
hatte mit kriegskundiger Einſicht ſeine ganze Staͤrke
in der kuͤrzeſten Zeit auf den bedrohten Punkt ſo ver¬
ſammelt und aufgeſtellt, daß der Feind die Unmoͤglich¬
keit des Gelingens einſah, und die Schlacht nicht auf
das aͤußerſte kommen ließ, ſondern, mit der Niederlage
eines Theils ſeiner Truppen zufrieden, die uͤbrigen gar
nicht in's Gefecht brachte. Auch unſere Stellung ge¬
gen den Marſchall Davouſt gewann nun eine andere
Anſicht, ſein Vordringen konnte weder ſo gefaͤhrlich,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0427" n="415"/>
Die&#x017F;e ge&#x017F;pannte Lage dauerte jedoch nicht lange; &#x017F;chon<lb/>
am <hi rendition="#b">26.</hi> Augu&#x017F;t kam die Nachricht von dem Siege des<lb/>
Kronprinzen bei Groß-Beeren, und den Tag darauf<lb/>
kehrte auch Wallmoden mit &#x017F;einen Truppen zuru&#x0364;ck,<lb/>
da der Kronprinz nach der gewonnenen Schlacht be¬<lb/>
reits andere na&#x0364;her&#x017F;tehende Truppen in die Gegend von<lb/>
Magdeburg ab&#x017F;enden konnte.</p><lb/>
        <p>Unbe&#x017F;chreiblich, und vielleicht zu &#x017F;ehr verge&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t<lb/>
der Eindruck, welchen die&#x017F;e er&#x017F;te Siegesnachricht in den<lb/>
Gemu&#x0364;thern hervorbrachte; der Krieg hatte &#x017F;ich fu&#x0364;r uns<lb/>
jetzt gleich im Anfang mit Glu&#x0364;ck ero&#x0364;ffnet, das &#x017F;eitdem<lb/>
der Gefa&#x0364;hrte un&#x017F;erer Waffen blieb, und nur bisweilen<lb/>
zu &#x017F;chlummern &#x017F;chien, um de&#x017F;to herrlicher aufzuwachen.<lb/>
Die Rettung Berlins, die &#x017F;pa&#x0364;ter noch Einmal durch<lb/>
den General Bu&#x0364;low bei Dennewitz gelang, hatte dem<lb/>
Siege durch die Theilnahme einer dankbaren Menge<lb/>
einen erho&#x0364;hten Glanz verliehen. Zwar nur Preußen<lb/>
waren zum Kampfe gekommen, aber der Kronprinz<lb/>
hatte mit kriegskundiger Ein&#x017F;icht &#x017F;eine ganze Sta&#x0364;rke<lb/>
in der ku&#x0364;rze&#x017F;ten Zeit auf den bedrohten Punkt &#x017F;o ver¬<lb/>
&#x017F;ammelt und aufge&#x017F;tellt, daß der Feind die Unmo&#x0364;glich¬<lb/>
keit des Gelingens ein&#x017F;ah, und die Schlacht nicht auf<lb/>
das a&#x0364;ußer&#x017F;te kommen ließ, &#x017F;ondern, mit der Niederlage<lb/>
eines Theils &#x017F;einer Truppen zufrieden, die u&#x0364;brigen gar<lb/>
nicht in's Gefecht brachte. Auch un&#x017F;ere Stellung ge¬<lb/>
gen den Mar&#x017F;chall Davou&#x017F;t gewann nun eine andere<lb/>
An&#x017F;icht, &#x017F;ein Vordringen konnte weder &#x017F;o gefa&#x0364;hrlich,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[415/0427] Dieſe geſpannte Lage dauerte jedoch nicht lange; ſchon am 26. Auguſt kam die Nachricht von dem Siege des Kronprinzen bei Groß-Beeren, und den Tag darauf kehrte auch Wallmoden mit ſeinen Truppen zuruͤck, da der Kronprinz nach der gewonnenen Schlacht be¬ reits andere naͤherſtehende Truppen in die Gegend von Magdeburg abſenden konnte. Unbeſchreiblich, und vielleicht zu ſehr vergeſſen iſt der Eindruck, welchen dieſe erſte Siegesnachricht in den Gemuͤthern hervorbrachte; der Krieg hatte ſich fuͤr uns jetzt gleich im Anfang mit Gluͤck eroͤffnet, das ſeitdem der Gefaͤhrte unſerer Waffen blieb, und nur bisweilen zu ſchlummern ſchien, um deſto herrlicher aufzuwachen. Die Rettung Berlins, die ſpaͤter noch Einmal durch den General Buͤlow bei Dennewitz gelang, hatte dem Siege durch die Theilnahme einer dankbaren Menge einen erhoͤhten Glanz verliehen. Zwar nur Preußen waren zum Kampfe gekommen, aber der Kronprinz hatte mit kriegskundiger Einſicht ſeine ganze Staͤrke in der kuͤrzeſten Zeit auf den bedrohten Punkt ſo ver¬ ſammelt und aufgeſtellt, daß der Feind die Unmoͤglich¬ keit des Gelingens einſah, und die Schlacht nicht auf das aͤußerſte kommen ließ, ſondern, mit der Niederlage eines Theils ſeiner Truppen zufrieden, die uͤbrigen gar nicht in's Gefecht brachte. Auch unſere Stellung ge¬ gen den Marſchall Davouſt gewann nun eine andere Anſicht, ſein Vordringen konnte weder ſo gefaͤhrlich,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/427
Zitationshilfe: Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/427>, abgerufen am 24.11.2024.