bei den Hauptheeren schon dessen Fall; die geringste Kunde hinwieder, welche uns von dem geworden wäre, was dort verhandelt wurde, hätte diesen Fall verhüten können, denn die Stadt wäre bei der Aussicht, daß der Waffenstlllstand nach acht Tagen die erschöpften Kräfte ablösen würde, eine so kurze Zwischenzeit hin¬ durch gegen alle Uebermacht noch zu behaupten gewesen, und hart an der Grenze des Verderbens gerettet worden. Damit dieser Schmerz noch erhöht würde, mußte auch erst in Lauenburg ein Schreiben des russischen Staats¬ sekretairs Grafen von Nesselrode eintreffen, welches voraussetzte, Tettenborn sei noch in Hamburg, und ihn benachrichtigte, der Kaiser wünsche die Stadt um jeden Preis gerettet, und solle daher der General Graf von Wallmoden nöthigenfalls sein gesammtes Fußvolk hineinwerfen, bei der dringenden Eile aber habe er diese Zeilen selbst, nach dem Willen des Kaisers, als den Befehl dazu anzusehen. Eines oder das andere, dieses Schreiben, oder jene Nachricht von dem Waffen¬ stillstande um einige Tage früher, und Hamburg war in der That gerettet, und blieb in ruhmvollem Stolze fortan unser, denn der Waffenstillstand hätte hier alles geliefert, dessen man bedurfte, Zeit zur Befestigung der Stadt, zur Uebung der Truppen und Bürger, zur Anschaffung von Pulver, zur Ankunft angemessener Verstärkung, zur Entscheidung der dänischen und schwe¬ dischen Verhältnisse.
bei den Hauptheeren ſchon deſſen Fall; die geringſte Kunde hinwieder, welche uns von dem geworden waͤre, was dort verhandelt wurde, haͤtte dieſen Fall verhuͤten koͤnnen, denn die Stadt waͤre bei der Ausſicht, daß der Waffenſtlllſtand nach acht Tagen die erſchoͤpften Kraͤfte abloͤſen wuͤrde, eine ſo kurze Zwiſchenzeit hin¬ durch gegen alle Uebermacht noch zu behaupten geweſen, und hart an der Grenze des Verderbens gerettet worden. Damit dieſer Schmerz noch erhoͤht wuͤrde, mußte auch erſt in Lauenburg ein Schreiben des ruſſiſchen Staats¬ ſekretairs Grafen von Neſſelrode eintreffen, welches vorausſetzte, Tettenborn ſei noch in Hamburg, und ihn benachrichtigte, der Kaiſer wuͤnſche die Stadt um jeden Preis gerettet, und ſolle daher der General Graf von Wallmoden noͤthigenfalls ſein geſammtes Fußvolk hineinwerfen, bei der dringenden Eile aber habe er dieſe Zeilen ſelbſt, nach dem Willen des Kaiſers, als den Befehl dazu anzuſehen. Eines oder das andere, dieſes Schreiben, oder jene Nachricht von dem Waffen¬ ſtillſtande um einige Tage fruͤher, und Hamburg war in der That gerettet, und blieb in ruhmvollem Stolze fortan unſer, denn der Waffenſtillſtand haͤtte hier alles geliefert, deſſen man bedurfte, Zeit zur Befeſtigung der Stadt, zur Uebung der Truppen und Buͤrger, zur Anſchaffung von Pulver, zur Ankunft angemeſſener Verſtaͤrkung, zur Entſcheidung der daͤniſchen und ſchwe¬ diſchen Verhaͤltniſſe.
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[391/0403]
bei den Hauptheeren ſchon deſſen Fall; die geringſte
Kunde hinwieder, welche uns von dem geworden waͤre,
was dort verhandelt wurde, haͤtte dieſen Fall verhuͤten
koͤnnen, denn die Stadt waͤre bei der Ausſicht, daß
der Waffenſtlllſtand nach acht Tagen die erſchoͤpften
Kraͤfte abloͤſen wuͤrde, eine ſo kurze Zwiſchenzeit hin¬
durch gegen alle Uebermacht noch zu behaupten geweſen,
und hart an der Grenze des Verderbens gerettet worden.
Damit dieſer Schmerz noch erhoͤht wuͤrde, mußte auch
erſt in Lauenburg ein Schreiben des ruſſiſchen Staats¬
ſekretairs Grafen von Neſſelrode eintreffen, welches
vorausſetzte, Tettenborn ſei noch in Hamburg, und
ihn benachrichtigte, der Kaiſer wuͤnſche die Stadt um
jeden Preis gerettet, und ſolle daher der General Graf
von Wallmoden noͤthigenfalls ſein geſammtes Fußvolk
hineinwerfen, bei der dringenden Eile aber habe er
dieſe Zeilen ſelbſt, nach dem Willen des Kaiſers, als
den Befehl dazu anzuſehen. Eines oder das andere,
dieſes Schreiben, oder jene Nachricht von dem Waffen¬
ſtillſtande um einige Tage fruͤher, und Hamburg war
in der That gerettet, und blieb in ruhmvollem Stolze
fortan unſer, denn der Waffenſtillſtand haͤtte hier alles
geliefert, deſſen man bedurfte, Zeit zur Befeſtigung
der Stadt, zur Uebung der Truppen und Buͤrger,
zur Anſchaffung von Pulver, zur Ankunft angemeſſener
Verſtaͤrkung, zur Entſcheidung der daͤniſchen und ſchwe¬
diſchen Verhaͤltniſſe.
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/403>, abgerufen am 24.11.2024.
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