die Einengung dieses Landstrichs zwischen der Ostsee und dem Elbstrom nicht erlaubte, den Feind mit der Reiterei, durch rasche Angriffe auf seine Flanken und kühne Einfälle in seinen Rücken, zu ängstigen und auf¬ zuhalten, die einzige Art dieses gegen eine Uebermacht, der man von vorn nicht gewachsen war, möglich zu machen. Auf der andern Seite konnte man berechnen, daß der Feind, dessen Hauptmacht sich noch nicht un¬ bedingt von Hamburg entfernen konnte, nicht weiter als bis in den Anfang Mecklenburgs streifen würde, wo er zu der natürlichen Hemmung, welche die Gefahr größerer Entfernung ihm auferlegte, überdies noch an der Elbe auf die Truppen Wallmoden:s, und längs der Ostsee auf die Schweden treffen mußte, von wel¬ chen, obgleich sie bis jetzt nicht vorgingen, doch nicht zu erwarten war, daß sie sich ohne Gefecht noch wei¬ ter zurückziehen würden. Es schien daher das Beste, diese Gegend ganz aufzugeben, und die Truppen, die hier in erfolgloser Vertheidigung unnütz würden, ander¬ wärts nützlicher zu verwenden. Den Spielraum, den das rechte Elbufer versagte, bot das linke desto herrli¬ cher dar, und der nicht rastende Unternehmungsgeist Tettenborn's nahm sogleich dorthin sein Augenmerk, um in das Hannöversche und Braunschweigische einzu¬ fallen, durch kühne Streifzüge gegen die Weser und den Harz den Feind zu beunruhigen, und, zu rascher
die Einengung dieſes Landſtrichs zwiſchen der Oſtſee und dem Elbſtrom nicht erlaubte, den Feind mit der Reiterei, durch raſche Angriffe auf ſeine Flanken und kuͤhne Einfaͤlle in ſeinen Ruͤcken, zu aͤngſtigen und auf¬ zuhalten, die einzige Art dieſes gegen eine Uebermacht, der man von vorn nicht gewachſen war, moͤglich zu machen. Auf der andern Seite konnte man berechnen, daß der Feind, deſſen Hauptmacht ſich noch nicht un¬ bedingt von Hamburg entfernen konnte, nicht weiter als bis in den Anfang Mecklenburgs ſtreifen wuͤrde, wo er zu der natuͤrlichen Hemmung, welche die Gefahr groͤßerer Entfernung ihm auferlegte, uͤberdies noch an der Elbe auf die Truppen Wallmoden:s, und laͤngs der Oſtſee auf die Schweden treffen mußte, von wel¬ chen, obgleich ſie bis jetzt nicht vorgingen, doch nicht zu erwarten war, daß ſie ſich ohne Gefecht noch wei¬ ter zuruͤckziehen wuͤrden. Es ſchien daher das Beſte, dieſe Gegend ganz aufzugeben, und die Truppen, die hier in erfolgloſer Vertheidigung unnuͤtz wuͤrden, ander¬ waͤrts nuͤtzlicher zu verwenden. Den Spielraum, den das rechte Elbufer verſagte, bot das linke deſto herrli¬ cher dar, und der nicht raſtende Unternehmungsgeiſt Tettenborn's nahm ſogleich dorthin ſein Augenmerk, um in das Hannoͤverſche und Braunſchweigiſche einzu¬ fallen, durch kuͤhne Streifzuͤge gegen die Weſer und den Harz den Feind zu beunruhigen, und, zu raſcher
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die Einengung dieſes Landſtrichs zwiſchen der Oſtſee
und dem Elbſtrom nicht erlaubte, den Feind mit der
Reiterei, durch raſche Angriffe auf ſeine Flanken und
kuͤhne Einfaͤlle in ſeinen Ruͤcken, zu aͤngſtigen und auf¬
zuhalten, die einzige Art dieſes gegen eine Uebermacht,
der man von vorn nicht gewachſen war, moͤglich zu
machen. Auf der andern Seite konnte man berechnen,
daß der Feind, deſſen Hauptmacht ſich noch nicht un¬
bedingt von Hamburg entfernen konnte, nicht weiter
als bis in den Anfang Mecklenburgs ſtreifen wuͤrde,
wo er zu der natuͤrlichen Hemmung, welche die Gefahr
groͤßerer Entfernung ihm auferlegte, uͤberdies noch an
der Elbe auf die Truppen Wallmoden:s, und laͤngs
der Oſtſee auf die Schweden treffen mußte, von wel¬
chen, obgleich ſie bis jetzt nicht vorgingen, doch nicht
zu erwarten war, daß ſie ſich ohne Gefecht noch wei¬
ter zuruͤckziehen wuͤrden. Es ſchien daher das Beſte,
dieſe Gegend ganz aufzugeben, und die Truppen, die
hier in erfolgloſer Vertheidigung unnuͤtz wuͤrden, ander¬
waͤrts nuͤtzlicher zu verwenden. Den Spielraum, den
das rechte Elbufer verſagte, bot das linke deſto herrli¬
cher dar, und der nicht raſtende Unternehmungsgeiſt
Tettenborn's nahm ſogleich dorthin ſein Augenmerk,
um in das Hannoͤverſche und Braunſchweigiſche einzu¬
fallen, durch kuͤhne Streifzuͤge gegen die Weſer und
den Harz den Feind zu beunruhigen, und, zu raſcher
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Varnhagen von Ense, Karl August: Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften. Bd. 3. Mannheim, 1838, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_denkwuerdigkeiten03_1838/401>, abgerufen am 24.11.2024.
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